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Vergessene Ecken des Schurwalds

Wandern Auf einer Tour vom Plochinger Stumpenhof über Holderstein nach Reichenbach locken schöne Ausblicke, Mühlen und ein verwunschenes Tal. Von Rainer Hauenschild

Die Tour startet am Aussichtsturm des Schwäbischen Albvereins in Plochingen auf dem Stumpenhof, von wo aus es zunächst auf dem Fernwanderweg Neckarweg über die Plochinger Ebene vorbei geht an der Friedenseiche aus dem Jahr 1648. Um ihre Freude über den Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück auzudrücken, pflanzten die Plochinger 1648 zwei Eichen an markanten Punkten am Waldrand. Die eine ist die Bühleiche, die zweite befindet sich gleich am Anfang des Oberen Balkeshauwegs. Wir wandern vorbei am Keltischen Hügelgrab, zu dem es leider nur sehr spärliche Informationen gibt. Über Grabungen oder Funde aus dem Hügel ist nichts bekannt, weshalb eine genauere zeitliche Einordnung nicht möglich ist. Der Grabhügel wurde in der Publikation von H. Zürn zu den vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmalen und Burgstellen in den Kreisen Stuttgart, Böblingen, Esslingen und Nürtingen von 1956 kurz erwähnt und als 0,4 Meter hoher Hügel mit elf Metern Durchmesser beschrieben.

Am Ende des Oberen Balkeshauwegs wird die Landstraße 1150 überquert, und leicht ansteigend geht es weiter auf dem Hirschbrunftweg und nach links weg auf den Saissleshauweg. Wir verlassen den Neckarweg und folgen dem Hauptwanderweg 3, dem bekannten Main-Neckar-Rhein-Weg, der von Wertheim über den Schurwald nach Lörrach führt.

Wir bleiben auf dem Hauptwanderweg 3, überqueren die L1201 und biegen nach rechts in den Esslingerweg ein, der uns durch das Waldgebiet Gunzenhau zum Schlösslesplatz führt. Der Schlösslesplatz ist ein Naturdenkmal, auf dem bis zum Jahr 1839 das Jagdschloss Hohengehren stand. Die Gemeinde Altbach erwarb das Jagdschloss und nutzte es bis 1975 als Rathaus. Ein ehemaliges Park-Haus aus dem Jahr 1815 steht noch am Waldrand neben der Baacher Straße. An ihm vorbei geht es weiter nach Hohengehren. 

Auf diesem Abschnitt genießen wir tolle Ausblicke nach Aichelberg und ins Remstal. Ebenso kann man die Kühe des Steinbachhof beobachten. Am Ende des Weges geht es nun weiter in den Ortsteil Hohengehren. Am Ortseingang hat man einen großartigen Ausblick auf die Schwäbische Alb. Hohengehren ist ein Ortsteil von Baltmannsweiler und wurde 1275 erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1975 erfolgte die Eingemeindung. In Hohengehren bietet es sich, sich in einer Bäckerei oder beim Metzger zu stärken. Sehenswert ist die die Cyriacus-Kirche, deren Turm wohl das älteste Bauteil des Kirchengebäudes ist und auf dem 12. Jahrhundert stammt.

Nach einer kurzen Pause folgen wir wieder dem Hauptwanderweg 3 von der Pfarrstraße raus in das Waldgebiet und auf dem Schelmenwasenweg ins Katzenbachtal. Wer Glück hat, bekommt das eine oder andere Reh zu Gesicht. Am Ende des Schelmenwasenwegs geht es rechts weg auf einem Nebenweg mit blauen Balken durch das Katzenbachtal nach Reichenbach an der Fils. Nach wenigen Metern biegen wir rechts ab zum Naturdenkmal Holderstein, das man unbedingt gesehen haben muss.
Das Naturdenkmal ist eine wuchtige Felsformation mitten auf dem Schurwald mit Hohlräumen und einer kleinen, rund 90 Meter langen Grotte. Der Klingenbach stürzt bei starken Regenfällen rund sechs Meter in die Tiefe. Der Klingenbach mündet im Katzenbach. Der Katzenbachtalweg führt uns entlang des Katzenbachs nach Reichenbach. Der Bach rauscht, und wer aufmerksam ist, entdeckt den einen oder anderen Feuersalamander, der über den Wanderweg huscht.

Weiter geht es entlang des Katzenbachs. Er wird gespeist von weiteren kleinen Bächen, beispielsweise dem Eitisbach und Grunbach, die dann letztendliche den Reichenbach bilden. Der Reichenbach fließt durch das Reichenbachtal und das Waldgebiet Dachshöhler vorbei an der Bann- und Ölmühle, verläuft weiter entlang der Landstraße 1151 durch den alten Ortskern von Reichenbach und mündet in der Fils.

Im Anschluss an den Katzenbachtalweg wandern wir weiter auf dem Bannmühlentalweg. Tafeln informieren über den mittleren Keuper im Katzenbachtal. Nach wenigen Metern taucht auf der rechten Seite eine alte Steinbrücke aus dem Mittelalter auf, links sehen wir die Bannmühle aus dem Jahr 1402. Die Bezeichnung Bannmühle hängt mit dem herrschaftlichen Mühlrecht zusammen. Die Mühle ist heute im Privatbesitz. Auch die Ölmühle aus dem Jahr 1772 ist nicht weit. Sie diente bis 1854 als Ölmühle und bis 1867 als Knochenmühle. Nach dem zweiten Weltkrieg nutzte man sie wieder als Mehl- und Ölmühle. Die Mühle befindet sich heute ebenfalls im Privatbesitz. Nach wenigen Metern kommt man an einem Grenzgedenkstein vorbei mit der Inschrift „Das Tal wurde erschlossen unter Forstrat Schultheiß Oberförster“.

Das Ende des Bannmühlentalwegs bildet der Wanderparkplatz Bannmühle, von wo aus man dann die Möglichkeit hat, mit dem Bus der L262 nach Plochingen zu fahren. Wer weiterlaufen möchte, um sich Reichenbach an der Fils anzuschauen, der läuft einfach weiter entlang der Landstraße 1151. Entlang der Strecke liegt das neue Regenrückhaltebecken. Hintergrund: Der Reichenbach sorgte bei Starkregen immer für Hochwasser. Aus diesem Grund wurde das Regenrückhaltebecken gebaut, das seit Juni 2020 in Betrieb ist und rund 4,5 Millionen Euro gekostet hat.

Sehenswert in Reichenbach ist beispielsweise die evangelischen Mauritiuskirche aus dem Jahr 1522.
Reichenbach an der Fils wurde 1268 in einer Urkunde erwähnt und fungierte eine Zeitlang als Bergwerksort. Im 15. Jahrhundert ließen die Grafen und Herzöge von Asang im Lützelbachtal Kupfer und Manganerz abtragen. Im Jahr 1739 wurde der Bergbau jedoch eingestellt. Nach einer wunderschönen Tour mit Ziel Reichenbach an der Fils bietet es sich an, einzukehren und noch zu verweilen. 

 

Wissenswertes über die Strecke

Die Anreise erfolgt mit der S1 von Kirchheim über Wendlingen nach Plochingen. Mit der Buslinie 141 geht es ab dem ZOB Plochingen zum Stumpenhof.
Die Rückreise geht von Reichenbach/Fils entweder mit der Buslinie 262 oder Zug MEX 16 nach Plochingen und mit der S1 zurück nach Kirchheim Teck.
Einkehrmöglichkeiten gibt es in Reichenbach an der Fils
Der Neckarweg ist ein Fernwanderweg von Schwenningen über den Schurwald nach Mannheim. Das Wanderwegzeichen ist ein blaues N auf weißem Grund.
Der Hauptwanderweg Drei ist bekannt als Fernwanderweg Main-Neckar-Rhein Weg und führt von Wertheim über den Schurwald nach Lörrach. Wanderwegzeichen ist der grüne Baum auf einem Hügel. rh