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Vetter treffen Bäsle

Familiengeschichte Otto G. Moll, der sich der Ahnenforschung verschrieben hat, hat ein „Sippentreffen“ der Molls im Schützenhaus in Gruibingen organisiert. Von Helga Single

Nein, das ginge dann doch zu weit, dass die Molls aus Gruibingen auch noch mit „Papa Moll“, aus den Comic- und Bildergeschichten der Edith Oppenheim-Jonas zu tun hätten. Wer weiß das so genau, denn eine zehn Meter lange und eine ein Meter zwanzig breite Papierbande im Schützenhaus von Gruibingen ausgehängt, listet unzählige „Molls“ auf, die Otto G. Moll in zwei Jahren Ahnenforschung ausfindig gemacht hat. 

Wegen einer Erbschaftsangelegenheit war Moll auf eine jüngere, ihm unbekannte Schwester gestoßen. Das hatte sein Interesse an Ahnenforschung geweckt. In mühevoller Kleinarbeit verfolgte er die männliche Linie der Molls bis ins Jahr 1441 zurück und entdeckte 2847 Personen, die zur Sippe gehören. Er stellte fest, dass alle „Molls“ einer Linie entspringen, ihren Ursprung in Gruibingen haben und in irgendeiner Form als „Vetter und Bäsle“ zusammengehören. Dazu forstete er sich durch die Archive der amerikanischen Ahnenbank „My Heritage“, in der 15 Milliarden Adressen hinterlegt seien, und fand den Adam und die Eva der „Molls“.

Mit einem Caspar und einer Apolonia, die in Laichingen geheiratet hatten, fing alles an. Otto G. Moll schrieb alle Nachfahren von Hand heraus, verbrauchte dazu fünftausend Blätter Papier und übersetzte das Ergebnis in den programmeigenen Stammbaum von „My Heritage“. Mit denen, die nach 1900 geboren wurden, geriet sein Projekt immer wieder ins Stocken, denn aus Datenschutzgründen spuckte das System keine Informationen über sie aus. Er habe daraufhin viel telefoniert und Zeitzeugen befragt, die sich noch an Geburtsdaten und Namen erinnern konnten. Oft gab es in älteren Bibeln Blätter mit neuen Hinweisen zur Sippe. Otto G. Moll musste nicht bei null anfangen, denn der Vorfahre Hofrat Dr. med. Albert Moll hatte bereits 1887 eine erste Ortschronik herausgebracht, die er um Dorfansichten, Flurkarten mit Grundstücksnummern und Einwohnerlisten ergänzte. Mitte des 18. Jahrhunderts seien alle Häuser nummeriert worden, erzählt er den Anwesenden, und deshalb könne man gut nachvollziehen, wer in den 150 Häusern in Gruibingen gewohnt habe. Das Schicksal der verarmten „Molls“ wurde von der Gemeinde mit einem „Oneway-Ticket“ in die USA gelöst, und so seien auf diesem Wege einige der Molls nach Amerika gekommen. Doch auch in Norwegen, Schweden und Ungarn gebe es sie. Das Wappen „derer von Moll“ prangte sogar an der Stiftskirche in Stuttgart. Graf Ulrich hatte Besitzungen in Gruibingen. und einige „Molls“ gehörten dem „niederen Adel“ an. Vielleicht sei dadurch eine Verbindung nach Stuttgart entstanden. Um 1350 gab es einen Bürgermeister und Richter Moll in Stuttgart. Klar, habe sein Stammbaum auch Fehler, die sich in der Recherche nicht vermeiden ließen, erklärte Otto G. Moll.

Nadja Töpfls Mutter Gudrun Karin ist eine geborene Moll. Interessiert studiert sie den Stammbaum. Die Mutter habe in kleinerem Rahmen auch Ahnenforschung betrieben, erzählt die Tochter, die ganz erstaunt über so viel Verwandtschaft ist. Auch Hilde Lina ist eine geborene Moll aus Gruibingen und wundert sich darüber. In ihrer Verwandtschaft sei das keinem richtig bewusst gewesen, meint sie. Rüdiger Moll ist in Bad Boll zuhause, und sein Vater kam aus Jebenhausen. „Die Großmutter hat nach dem Tod des Großvaters den Kontakt nach Gruibingen abgebrochen und keiner sprach mehr davon“. Man munkelte, dass am Bahnhof Göppingen ein Schalterbeamter ein Vetter gewesen sei. Aber niemand fragte so richtig nach. So kam es, dass „jeder immer dachte, er sei der einzige Moll“. Auch für Otto G. Moll erhärtete sich dieser Eindruck immer wieder. Mit seiner Arbeit widerlegte er diese Theorie. Wenn er in die leuchtenden Augen der Verwandtschaft vor der langen Papierwand blicke, habe sie sich wunderbar gelohnt.