Weilheim · Lenningen · Umland

Viel Verkehr auf schmalen Wegen

Freizeit Die Menschen zieht es nach der Corona-Krise verstärkt nach draußen: Das bedeutet, dass auf öffentlichen Wanderwegen eine Menge los ist – Konflikte sind programmiert. Von Thomas Zapp

Verkehr, Rücksicht, Ärger
Vorbildlich: Die Hunde sind mit Frauchen an der Seite des Gehwegs. So sieht es aber nicht immer aus. Foto: Markus Brändli

Sommeranfang, Sonne und Corona-Zeit mit all ihren Nebenwirkungen wie Homeoffice, Reisebeschränkungen und Masken tragen: Die Erholung in der unmittelbaren Umgebung liegt da im wahrsten Sinne des Wortes am nächsten. Wenn viele dieselbe Idee haben, bedeutet das gerade an beliebten Ausflugszielen ein hohes Aufkommen von Bewegungs- und Frischluftsuchern. Ein beliebter Erholungsweg ist zum Beispiel der „Walk & Run“, früher Trimm-dich-Pfad genannt, in Nabern. Hier trifft man im kühlenden Wald auf relativ schmalen Wegen bei Schönwetter Spaziergänger, Jogger, Nordic-Walker, Radfahrer, Hundebesitzer und sogar Reiter. Wegen der dicht stehenden Bäume und teilweise engen Kurven ist nicht jede Stelle gut einsehbar.

 

Eine Dame aus einer Gruppe von drei Nordic-Walkerinnen aus Weilheim, nach eigenen Angaben schon mehr als 20 Jahre regelmäßig auf dieser Strecke unterwegs, kennt die Probleme: Hundebesitzer und Radler, manchmal auch mit Anhänger, machen ihnen das Leben schwer. „Und dann kommen noch die Reiter, dann liegen die Fladen mitten auf dem Weg“, sagt sie. Und wenn man die Radfahrer zur Rücksicht mahne, werde man noch beschimpft, sagt sie.

 

Beim Ordnungsamt der Stadt Kirchheim ist allerdings noch kein erhöhtes Beschwerdeaufkommen messbar. „Es sind uns bis jetzt keine größeren Probleme oder Konflikte beim Aufeinandertreffen der genannten Gruppen mitgeteilt worden. Das soll nicht heißen, dass es hier keine Schwierigkeiten gibt – die Kolleginnen und Kollegen sind natürlich auch nicht immer und überall vor Ort“, sagt Pressesprecher Robert Berndt. Manchmal braucht man die Leute nur zu fragen, wie das Beispiel der drei Walkerinnen zeigt.

 

Lena Schnitzler ist ebenfalls häufiger in Nabern, aber auch im Tiefenbachtal unterwegs, gerne mit ihrem Sohn und den beiden Hunden Ty und Cora. „Radfahrer klingeln vielleicht mal etwas spät, weil sie ihre Geschwindigkeit unterschätzen. Sie sind mir aber lieber als andere Hundebesitzer“, sagt sie. „Der hört eh nicht“, ist ihr „Lieblingssatz“. Denn die mangelnde Erziehung ihrer vierbeinigen Lieblinge sei ein Hauptproblem unter den Hundehaltern, sagt die Tierfreundin, die auch begeisterte Reiterin ist. Die Lenningerin hat mit beiden Hunden eine Hundeschule besucht, Cora hört aufs Wort und läuft bei Fuß, bei Ty setzt sie lieber auf die Leine. Gerade wenn auf der anderen Gehwegseite andere Hunde kommen, sind die Probleme vorprogrammiert: Kreuzende Hunde und heranrauschende Fahrradfahrer vertragen sich nicht. Ein Problem seien ungehorsame Hunde vor allem in der Setzzeit, weil sie das Wild gefährden.

Keine landesweite Pflicht

Eine Leinenpflicht gibt es in Baden-Württemberg übrigens nicht. Die Regelungen hat das Land ausnahmslos den Städten und Kommunen überlassen (siehe Kasten). Kommt es zu Konflikten, darf man auch aktiv werden. „Wenn die Verhältnismäßigkeit gewahrt ist, darf man auch fremde Hunde abwehren, das habe ich auch schon gemacht“, sagt Lena Schnitzler. Ihr schlimmstes Erlebnis hatte sie, als sie mit Pferd und Hund unterwegs war. Ein fremder Hund bellte ihr Pferd an und brachte es zum Scheuen, sodass es Lenas eigenen Hund Cora mit den Hinterläufen traf. Zum Glück überlebte sie.

Anders herum müssen auch Hundebesitzer mit gut erzogenen Hunden Beschimpfungen oder Kommentare ertragen. „Ich habe schon böse Kommentare gehört, auch wenn mein Hund brav sitzt und die Leute vorbeigehen können“, erzählt Angelo Avi, Zweiter Vorsitzender vom Verein Hundesport in Kirchheim. Er hat als Fußgänger wiederum negative Erfahrungen mit Mountainbikern im Bissinger Wald gemacht. „Statt abzubremsen, rufen die Vorsicht“, sagt er.

Wo die Verwaltung auf die Eigenverantwortung der Bürger setzt, ist umso mehr ein zivilisierter Umgang gefragt, egal ob als Hundehalter, Reiter oder Radfahrer. Angelo Avi hat einen einfachen Rat: „Wenn man sich in den anderen besser hineinversetzt, wären viele blöde Bemerkungen unnötig.“

Wandern, Radfahren und Hunde
Gut erzogen und an der Leine: So kommen sich Hunde und Radfahrer nicht in die Quere. Die Realität sieht aber oftmals anders aus: Foto: Markus Brändli