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Vier Tage Musik und Comedy

Festival Beim 39. Zeltspektakel Wendlingen-Köngen zeigen sich die Organisatoren trotz Pandemie und Kostensteigerungen zuversichtlich. Von Gaby Weiß

Vor zwei Jahren ist das Zeltspektakel wegen Corona komplett ausgefallen, im vergangenen Jahr fand es unter Pandemie-Bedingungen in der Neckarspinnerei statt. In diesem Jahr darf das ehrenamtliche Team endlich wieder in die Vollen gehen: Vier Abende lang, vom 6. bis zum 9. Oktober, bietet der Verein Zeltspektakel Wendlingen-Köngen auf dem Festplatz beim Wendlinger Sportpark Musik und Comedy. Erstmals wird dabei das Zeltspektakel-Banner über einem neuen Zirkuszelt wehen, das am Wochenende bei Wind, Kälte und Regen mit vereinten Kräften aufgebaut wurde.

 

Wir lassen uns nicht unterkriegen.
Hansjörg Fritz
Der Vorsitzende des Zeltspektakel-Vereins angesichts der schwierigen Zeiten
 

Hansjörg Fritz, Vereinsvorsitzender und seit dem allerersten Festival mit dabei, erzählt, dass die Truppe auch während der Pandemie in ihren Anstrengungen, Kultur ins Neckartal zu bringen, nie nachgelassen hat: „Wir haben uns nicht davon entmutigen lassen, dass wir für den Auftritt von Willy Astor schon zweimal Karten verkauft hatten und beide Male pandemiebedingt absagen mussten. Wir haben in der Neckarspinnerei ein kleines Spektakel improvisiert, wir haben uns im letzten Jahr am Wendlinger Kultur-Sommer beteiligt und in diesem Sommer die Oropax-Truppe ins Freibad geholt. Wir geben nicht auf.“

Während von anderen kulturtreibenden Vereinen zu hören ist, dass diese nach zwei Jahren Coronapause Schwierigkeiten haben, ihre ehrenamtliche Mannschaft wieder an den Start zu bekommen, steht das Zeltspektakel-Team mit einem harten Kern aus rund 15 Leuten und etwa 50 Helferinnen und Helfern bereit, das viertägige Spektakel zu schultern. Hansjörg Fritz ist dafür dankbar: „Manche wollen ein bisschen kürzer treten, manche sind ein wenig coronamüde, aber von den Allermeisten hören wir: ‚Wenn Ihr uns braucht, sind wir da und packen an.‘“

Neues Zelt mit 600 Sitzplätzen

Nachdem das Team bereits 2020 alle möglichen Szenarien durchgespielt hat, sind in diesem Jahr alle zuversichtlich, dass sie mit der Lage umgehen können: „Wir sind ein bisschen stolz darauf, dass wir auch für schwierige Situationen gewappnet wären. Wir lassen uns nicht unterkriegen, denn wir wissen: Wir kriegen das hin“, betont Hansjörg Fritz. Trotz dieser Zuversicht konnten die Verantwortlichen die Anspannung im Vorfeld nicht ganz verbergen: Das neue Zirkuszelt mit 600 Sitzplätzen bringt neue Herausforderungen mit sich.

Michael Pukrop, Ausschuss-Mitglied und ebenfalls von Anfang an mit von der Partie, hat es sich mit einer Abordnung vorab angeschaut, Fotos gemacht und Pläne gezeichnet: „Es hat denselben Durchmesser, aber wir müssen trotzdem manches umdenken und anders organisieren“, hat er festgestellt. Als am Samstagnachmittag die vier großen Masten standen und die Zelthülle – außen Blau-in-Blau, innen Sternenhimmel – hinaufgezogen werden konnte, machte sich Erleichterung breit.

Die Kosten galoppieren davon

Wobei die allseits steigenden Preise auch ein Festival nicht ungeschoren davonkommen lassen: „Wie in jedem Haushalt galoppieren auch bei uns die Kosten auf und davon: Öl, Gas, Strom, Versicherungen, und das neue Zelt kostet leider auch fast doppelt so viel Miete wie das alte“, erklärt Hansjörg Fritz. Aber auch bei den Finanzen kommt das Motto der Zeltspektakler zum Tragen: „Wir kriegen das hin.“ Zumal beim Zeltspektakel, das durch Sponsoren, die Stadt Wendlingen und die Gemeinde Köngen unterstützt wird, immer schon schwäbisch-solide gewirtschaftet wird, „sonst würde es uns schon lange nicht mehr geben“, betont Ulrike Fritz, stellvertretende Kassiererin des Vereins.

Hansjörg Fritz und Michael Pukrop wissen, dass sich vor allem mittlere und kleinere Veranstalter in diesen Zeiten schwer tun: „Die Mega-Events und Riesen-Konzerte laufen, das Oktoberfest und der Cannstatter Wasen laufen auch, aber wir hören immer wieder, dass bei kleineren Veranstaltungen die Besucherzahlen deutlich zurückgehen. Natürlich machen wir uns da unsere Gedanken“, gestehen sie. Angst vor Corona? Während der Pandemie träge geworden? Haben die Leute das Feiern verlernt? Finanzielle Zurückhaltung in Krisenzeiten? „Antworten auf diese Fragen zu finden, ist schwierig, denn man müsste ja eben genau die befragen, die nicht kommen“, weiß Hansjörg Fritz. „Aber wir setzen auf unser treues Zeltspektakel-Publikum. Und das Team freut sich einfach, dass es jetzt endlich losgeht.“

 

Das Programm und die Geschichte

Am Donnerstag, 6. Oktober,  vereinen Celtica ab 20 Uhr Dudelsackmusik mit Rocksound, irischem und keltischem Folk, Symphonic Metal und Klassik.

Am Freitag spielen ab 20 Uhr Antiheld Rock mit engagierten deutschen Texten.

Am Samstag kommen ab 20 Uhr bei der Tribute-Show „Phil“ die Fans von Genesis und Phil Collins auf ihre Kosten.

Am Sonntag reimt sich der Wortakrobat und Liedermacher Willy Astor ab 19 Uhr mit „Pointe of no return“ um Kopf und Kragen.

Seit 1983 besuchten über 50 000 Gäste das Zeltspektakel mit mehr als 100 Gruppen und Künstlern.

1991 gründete sich der Verein Zeltspektakel Wendlingen-Köngen als Träger des viertägigen Festivals, das mit seinem bunt gemischten Programm mittlerweile zu den größten Kulturveranstaltungen im mittleren Neckarraum zählt.

Das Fest wird von Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt, die dafür jede Menge Herzblut, ungezählte Arbeitsstunden und zum Teil ihren Jahresurlaub aufbringen.