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Vom Berggipfel zurück ins ArbeitszimmerInterviewLesung

Iris Lemanczyks Kinder- und Jugendbücher sind von Reisen in zahllose Länder inspiriert

Autorin Iris Lemanczyk und Co-Produzent Tino entführen ihre Leser in ihrem neusten Buch „Stern über Indien“ in ein sehr vielseitiges Land. Als Inspirationsquelle dienen der Kirchheimer Weltenbummlerin ihre unzähligen Reisen. Im Gespräch mit dem Teckboten gibt sie Einblicke.

Sicherheit und ein Bett
Sicherheit und ein Bett

„Stern über Indien“ ist Ihr siebtes Buch. Warum haben Sie sich dafür entschieden, Kinder- und Jugendliteratur zu schreiben?

lemanczyk: Ich bin da so reingerutscht, weil ich auf meinen ersten Reisen viele Begegnungen mit Familien und in erster Linie mit Kindern hatte. Sie luden mich oft zu sich ein und erzählten von ihren Schulen. Ich war begeistert und begann darüber Geschichten zu schreiben. Wenn das irgendjemanden interessiert, dann wohl am ehesten Kinder, dachte ich mir. Heute bin ich total froh darüber, denn Kinder sind ein tolles Publikum. Bei meinen Lesungen in Büchereien und Schulen spüre ich sofort, wenn ich sie verloren habe, weil sie anfangen ihren Nachbarn zu boxen oder in der Nase zu bohren. Du spürst aber auch gleich, wenn du sie gepackt hast. Erwachsene hören höflich zu, aber du weißt nie, ob sie nicht schon darüber nachdenken, was sie morgen kochen sollen.

Sie thematisieren in Ihren Büchern nicht unbedingt die schönen und einfachen Seiten des Lebens. Wie wichtig ist Ihnen, dass Ihre Bücher nicht nur unterhalten, sondern auch pädagogischen Wert haben?

Lemanczyk: Kinder haben einen unbändigen Gerechtigkeitssinn. Sie schreiben mir oder sagen bei Lesungen: „Warum hilft niemanden den Tibetern? Da müssen wir doch was tun!“ - „Warum wird der Polizist nicht bestraft, wenn er Geld annimmt?“ Solche Reaktionen kitzle ich gerne heraus.

Ihr Co-Produzent Tino wollte früher entweder Clown oder Musiker werden. Jetzt ist er Schriftsteller. Erinnern Sie sich noch an Ihren Berufswunsch aus der Kindheit?

Lemanczyk: Ich wollte Skilehrerin werden. Schon in der vierten Klasse schrieb ich einen flammenden Aufsatz darüber, wie schön es sein muss, die Tage in den Bergen und nicht im Büro zu verbringen. Ski-Übungsleiterin bin ich dann zwar wirklich geworden, aber nicht im Hauptberuf. Tja, nun sitze ich doch deutlich mehr Stunden im Arbeitszimmer als auf Berggipfeln.

Ihr jüngstes Buch trägt den Titel „Stern über Indien“. Warum Indien? Was reizt oder begeistert Sie an diesem Land?

lemanczyk: Indien ist bunt, laut - ein Angriff auf alle Sinne. Es ist chaotisch, aber trotzdem funktioniert es – irgendwie. Ich war bisher viermal in Indien, bin aber weit davon entfernt, Land und Leute zu verstehen. Das macht es immer wieder spannend, es lauern so viele Überraschungen. Dann hat es noch einen praktischen Grund: Wenn Tino und ich ein Buch zusammen machen, brauchen wir eine Region, in der wir beide schon waren. Nach Afrika ist das nun Indien.

Gegenwärtig könnte man meinen, Kinder und Jugendliche würden sich einiges wünschen – nur keine Bücher. Haben Sie das Gefühl, überhaupt noch jemanden mit Ihren Geschichten zu erreichen?

lemanczyk: Alles, nur kein Buch? Das kann ich so nicht bestätigen. Leseratten gibt es und wird es immer geben. Natürlich muss das Buch mit vielen anderen Medien konkurrieren. Natürlich ist Lesen viel mehr Arbeit als Filme schauen. Aber Kinder lieben weiterhin Geschichten – trotz Vampiren und Fantasy interessieren sie sich auch für realistische Themen. Oft bekomme ich Mails, in denen Kinder fragen, ob diese oder jene Situation wirklich passiert ist.

Ihr Lebensmotto?

Lemanczyk: Wer nicht vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

Iris Lemanczyk stellt ihr Buch am Mittwoch, 13. April, Viertklässlern in der Kirchheimer Stadtbücherei vor.

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