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„Von Äpfeln will doch keiner was wissen“

Seit 33 Jahren züchtet der Kirchheimer Rolf Idler leidenschaftlich Kiwis in seinem Garten

Wer Kiwis ernten will, braucht Männlein und Weiblein. Den Unterschied erkennt man an den Blüten: Die männliche Kiwipflanze hat n
Wer Kiwis ernten will, braucht Männlein und Weiblein. Den Unterschied erkennt man an den Blüten: Die männliche Kiwipflanze hat nur den Pollenkörper (rechts), die weibliche auch einen Griffel (links).Fotos: Deniz Calagan

Kirchheim. Als ihm seine Mutter in den 80er-Jahren einen Artikel in einer Fachzeitschrift zeigte, war es um ihn geschehen. Ein Schweizer Hobbygärtner berichtete darin von

seiner eigenen kleinen Kiwizucht – einen Zentner Früchte im Jahr würde er ernten. Und Rolf Idler dachte sich, „Was der kann, kann ich schon lange“. 33 Jahre später steht er stolz auf seiner Terrasse in Kirchheim, über ihm blühen die prächtigen Kiwisträucher, vor ihm steht ein Grüppchen angehender Kiwiexperten, die die Pflanzen neugierig mustern.

Seit seine Kiwizucht durch einen Artikel im Teckboten den Sprung in die Öffentlichkeit schaffte, kriegt der Kirchheimer ständig Anrufe von anderen Kiwifans, deren Zucht noch etwas holpert. Denn wer Kiwis ernten will, muss einen entscheidenden Hinweis beachten: Zur Fortpflanzung braucht es immer zwei. „Die Leute rufen mich an und fragen, ob ihre Kiwi männlich oder weiblich ist.“ Der Fachmann macht sich dann selbst auf den Weg, um vor Ort die Lage zu beurteilen. Nur wer beide hat, kann hoffen. Als ihm die Fahrerei zu bunt wurde, entschied er, sein Gartentor für einen Tag zu öffnen und wissbegierige Kiwipilgerer hineinzulassen.

Denn auch für den Experten war aller Anfang schwer: Sein Kiwipaar brauchte stolze sieben Jahre, bis es endlich zu Potte kam und die süßen Früchte hervorbrachten. Um den Prozess etwas anzuleiern, griff er damals zu einem simplen Trick: Er schaffte dem Kiwimännchen eine „Zweitfrau“ herbei und stellte sie neben das träge Paar. Im nächsten Sommer trug die alte Pflanze plötzlich Früchte. Seitdem zählt er jedes Jahr seine Ernte. Sein Rekord liegt bei sechs Zentnern – normalerweise sind es um die drei. Mission erfüllt.

So viele Kiwis kann man kaum alleine verdrücken. Also füllt er sie in kleine Beutel und verschenkt die meisten an Freunde und Bekannte: „Das ist ein super Mitbringsel. Von Äpfeln will doch keiner mehr etwas wissen. Aber Kiwis – das ist was anderes“, schwärmt Rolf Idler. Früher hat er die Früchte sogar auf dem Wochenmarkt verkauft. Und da gingen sie weg wie warme Semmeln: „Wenn ich mich zwischen 9 und 12 auf den Markt stelle, verkauf ich schon mal 1 200 Kiwis“, erzählt er.

Die Frucht ist nicht nur beliebt, sie bietet auch genug Gesprächsstoff für einen Nachmittag: Wie lange blühen die Pflanzen? Wie viel Wasser braucht die Kiwi? Sind sie pflegeleicht? Wann erntet man die Früchte am besten? Und was ist jetzt eigentlich der Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Kiwi?, fragen ihn die neugierigen Besucher. Was der Unterschied ist? „Die weiblichen Kiwis haben noch kleine Griffel an den Blüten“, erklärt der Experte.

Kiwi Baum / Kiwi Blüte bei Rolf Idler imBleicherwiesen 6weibliche Blüte links, rechts männliche
Kiwi Baum / Kiwi Blüte bei Rolf Idler imBleicherwiesen 6weibliche Blüte links, rechts männliche