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Von Biedermännern zu BrandstifternInfo

Erfolgreiche Theaterpremiere zum Auftaktabend des Kunst- und Aktionspfads am Randecker Maar

Wie schnell sich ein vordergründig gutmütiger Mensch zum Handlanger von Brandstiftern machen kann, zeigt die Ziegelhütte derzeit
Wie schnell sich ein vordergründig gutmütiger Mensch zum Handlanger von Brandstiftern machen kann, zeigt die Ziegelhütte derzeit am Randecker Maar in Max Frischs zeitlosem Stück. Foto: Markus Brändli

Bissingen. Der Eröffnungstag des Kunst- und Aktionspfads am Randecker Maar klang mit einer Theaterpremiere von Schülern und Mitarbeitern der Ziegelhütte aus. Mit

Elisabeth Kanski

Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ haben sich Schüler und Mitarbeiter der Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte einen zeitlosen Klassiker für ihr Theaterprojekt ausgesucht. Nach der wochenlangen Probenzeit gaben sie nun am Samstag im Atelier der Schule die Premiere.

Die Zuschauer tauchten in die groteske, verdrehte Welt von Herrn Biedermann (Jens-Peter Wagler) ein. Der Herr mit dem sprechenden Namen bemüht sich zwar immer um eine menschenfreundliche, großherzige Fassade als Idealist, doch besonders im herzlosen Umgang mit seinem ehemaligen Angestellten Herrn Knechtling offenbart sich sein wahrer Charakter und seine Scheinheiligkeit. Auch die bornierte Ehefrau Babette (Anke Ruwwen) und das ständig herumkommandierte Dienstmädchen Anna (Marion Werner) zeigen, wie spießbürgerlich es eigentlich im Haushalt der Biedermanns zugeht.

So nimmt Biedermann den aufdringlichen Ringer Herrn Schmitz (Valentin Herz), der ihn um Obdach bittet, nur auf, um gutmütig zu wirken. Sein unbequemer Gast bringt jedoch nicht nur einen Freund, Herrn Eisenring (Tom Ramminger), mit, sondern stellt auch den Dachboden seines Gastgebers mit Benzinfässern voll. Biedermann, der in der Zeitung vor Brandstiftern in der Region gewarnt wurde, verschließt jedoch ängstlich die Augen vor den immer unverblümter geäußerten Absichten seiner Besucher und hilft ihnen sogar, um den ruhigen und arglosen Schein aufrechtzuerhalten. Spätestens als er die Brandstifter vor dem Polizisten (Christian Schliechenmeier) schützt, macht er sich zum Mittäter.

Als „brandaktuell“ bezeichnet die Gruppe ihr Stück, und tatsächlich gab und gibt es immer „Biedermänner“ und „Brandstifter“ in Politik, Wirtschaft und Alltag, genauso wie den Unterschied zwischen schönem Schein und Sein. Doch so ernst das Drama auch sein mag, die brillant verschachtelten Dialoge zwischen den Brandstiftern und dem Ehepaar Biedermann sowie lustige Gesangseinlagen sorgten für sehr viel Gelächter im Publikum.

Diesen sarkastisch-grotesken Humor durch die Spannung zwischen dem, was die Figuren sagen, und dem, was sie eigentlich meinen, haben die Schauspieler genauso feinsinnig herausgearbeitet wie den Ernst und die Brisanz des Themas. Bemerkenswert war auch das aufwendige Bühnenbild mit sehr vielen Requisiten und Liebe zum Detail, das von Schülern in der Kreativwerkstatt der Ziegelhütte hergestellt wurde.

Nach dem Stück erhielten die Zuschauer die Gelegenheit zum Gespräch mit den Schauspielern. So erfuhren sie, dass die sechsköpfige Theatergruppe nicht nur sieben Wochen lang intensiv probte, sondern auch den Text aus der Hörspielfassung und aus dem Drama von Max Frisch gemeinsam entwickelte und hinter der Bühne die ganze Licht- und Tontechnik stemmte.

Die viele Mühe und Arbeit führte nicht nur für die Zuschauer zum vollen Erfolg; auch für die jungen Schauspieler war es eine wertvolle Erfahrung, das ganze Projekt gemeinsam auf die Beine zu stellen, vor so vielen Leuten auf der Bühne zu stehen und sich in die Rollen und in das Stück zu vertiefen.

Weitere Aufführungen gibt es am Freitag, 10. Juli, sowie am Samstag, 25. Juli. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.