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Von Kirchheim in die Welt

Transport-Pionier Horst Mosolf ist im Alter von 87 Jahren gestorben

Als die junge Bundesrepublik die mobile Freiheit entdeckt, gründen Horst und Marianne Mosolf in Kirchheim ihr Transportunternehmen für Automobile. Am vergangenen Freitag ist der Gründer gestorben.

Der Unternehmer Horst Mosolf.Foto: privat
Der Unternehmer Horst Mosolf.Foto: privat

Kirchheim. Als in Kirchheim in den 1950er-Jahren bei der Spedition Bez in Kirchheim ein Posten als Disponent frei wird, besetzt der junge Horst Mosolf ihn gerne. Zu der Stadt am Fuße der Schwäbischen Alb hat die Familie schon seit längerer Zeit Beziehungen gepflegt.

Die Familie Mosolf lebt damals im holsteinischen Meldorf, wo Horst Mosolf als Nähmaschinen-Vertreter seinen Broterwerb bestreitet. Doch das traditionelle Familiengeschäft, der Transport, fehlt Horst Mosolf nach Stationen in Wittstock, Ost- und schließlich Westberlin. Und so fängt die Erfolgsgeschichte des Unternehmens Mosolf in Kirchheim an.

Verschiedene Überlegungen führen nach dem Umzug in den Süden zu dem Ergebnis, dass man statt für die Spedition Bez auch auf eigene Rechnung arbeiten könnte. Es hat sich eine neue Geschäftsmöglichkeit ergeben: Der Transport von Waren für die deutsche Automobilindustrie. Diese erweist sich als aufsteigende Branche mit goldener Zukunft und Zugpferd für das Wirtschaftswunder in den 50er-Jahren.

Bereits 1955 wagt der 28-jährige Horst Mosolf den kompletten Sprung in die Selbstständigkeit. Gemeinsam mit seiner Frau Marianne und guten Beziehungen zu Mercedes Benz in Untertürkheim gründet er in Kirchheim eine Spedition für Fahrzeugtransporte und technische Dienstleistungen. Damit beweist der Jungunternehmer den richtigen „Riecher“ für neue Möglichkeiten und stößt instinktiv in eine damalige Marktlücke auf dem Transportsektor.

Die 1960er-Jahre markieren bei Mosolf das Zeitalter der Expansion. Erstmals betätigt sich die Firma in dieser Zeit als Pkw-Exporteur. Zu diesem Zweck wird 1963 in der belgischen Hafenstadt Antwerpen die erste Niederlassung gegründet. Von hier aus verschifft Mosolf Fahrzeuge aus deutscher Produktion nach Übersee.

Die vergrößerten Kapazitäten im Sektor Autotransport erfordern eine entsprechende Lagerhaltung. Horst Mosolf ist Anfang der 1970er-Jahre einer der Ersten, die dies erkennen und handelt entsprechend. 1973 eröffnet er in Illingen bei Vaihingen an der Enz das erste Auslieferungszentrum für Pkw mit einer Fläche von mehreren Zehntausend Quadratmetern.

In den 1980er-Jahren beginnt Horst Mosolf mit der Ausweitung der Geschäfte in Frankreich, Spanien, Portugal und Italien. 1983 übernehmen die Kirchheimer das Auslieferungszentrum von Fiat im badischen Kippenheim. Es wird in den 1990er-Jahren zu einem Dienstleistungszent­rum für den fachgerechten Umbau von Spezialfahrzeugen für Behörden wie die Polizei oder Handwerker mit Sonderwünschen.

Als immer mehr Trabbis durch die Republik rollen, eröffnet Mosolf nach dem Fall der Mauer Technik- und Logistikstützpunkte wie etwa in Etzin in Brandenburg, dem ehemaligen Heimatlandstrich der Mosolfs. Auch in Mostva bei Warschau und Dobrovice in Tschechien ist man tätig. 2002 erfolgt der nächste große Schritt mit der Gründung der BMS in Sao Paulo. In der chinesischen Handelsmetropole Shanghai ist das Unternehmen ebenfalls vertreten.

Der Automobil-Konzern DaimlerChrysler zeichnet das Kirchheimer Unternehmen 2001 und 2006 mit dem European Car Carrier Award aus. Auch der Visionär Horst Mosolf selbst erhält für seine Leistungen zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg und den Verdienstorden des Landes Brandenburg.

Heute hat die Horst Mosolf GmbH  & Co. KG Internationale Spedition mit Sitz in Kirchheim rund 2 500 Mitarbeiter und einen Fahrzeugbestand von über 900 Autotransportern, 500 Eisenbahnwaggons sowie zwei Binnenschiffen. In 20  in- und ausländischen Tochtergesellschaften und Niederlassungen wird an über 30 Standorten ein jährlicher Konzernumsatz von 320 Millionen Euro erwirtschaftet. Auch nach dem Tod des Unternehmensgründers bleibt die Firma ein Familienbetrieb: Mit den Söhnen Jörg und Peter Mosolf sitzt längst schon die nächste Generation am Ruder. tb