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Wandern, Campen, Kicken: Erinnerungen an Ferien früher

Erinnerungen Prominente Kirchheimer erzählen von den Ferien ihrer Kindheit und Jugend. Statt zum Flugplatz ging‘s damals auf den Bolzplatz. Von Elise Czaja und Irene Strifler

Die Heimat entdecken, das ist im Corona-Jahr das Motto in den Sommerferien. Das ist nicht neu und stand früher schon mal hoch im
Die Heimat entdecken, das ist im Corona-Jahr das Motto in den Sommerferien. Das ist nicht neu und stand früher schon mal hoch im Kurs. Das Bild aus dem Jahr 1953 zeigt zwei Dettinger im Bottwartal. Foto: pr

Sommerferien waren schon immer eine freudige Angelegenheit. Noch vor wenigen Jahrzehnten sah ein Urlaub aber noch ganz anders aus als bis vor Kurzem, vor Corona. Mit dem Flugzeug in exotische Länder fliegen, das gab‘s nicht mal im Traum. Damals ging es maximal mit dem vollgepackten Käfer über den Brenner nach Italien oder auf Familienbesuch nach Bayern. Eingeprägt haben sich diese Erinnerungen trotzdem, wie ein Rundruf des Teckboten bei einigen prominenten Kirchheimern ergeben hat.

Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader erinnert sich gerne an Ferien mit seinen Eltern, mit denen er für gewöhnlich in den Urlaub gefahren ist. Anfangs ging es mit einem Wohnwagen, dann mit einem Wohnmobil in den fernen Süden. Im Sommer hieß das Ziel meistens Südfrankreich, natürlich ging‘s an die Küste. Da beide Eltern Lehrer waren, konnten auch mal andere Ferien genutzt werden, etwa für einen Ausflug nach Südtirol. Als junger Erwachsener hat der jetzige Oberbürgermeister den Schritt auf andere Kontinente gewagt: Per Flugzeug ging‘s nach Südamerika. Aber auch die Türkei oder Sizilien gehörten zu seinen Zielen. Mit Bus und Bahn konnten dort die entlegensten Ziele erreicht werden: „Auf diese Weise lernt man Land und Leute sehr gut kennen.“ Ständig müsse man nach dem Weg fragen und komme so spielend leicht ins Gespräch. Heute geht Pascal Bader mit seiner Familie gerne Wandern, am liebsten auf der Schwäbischen Alb oder im Allgäu. Einmal im Jahr steht ein zünftiges „Männerwochenende“ mit den beiden Söhnen an. „Letztes Jahr waren wir am Donauursprung, zuvor mal im Nationalpark Nordschwarzwald und auch am Titisee.“

Baders Amtsvorgängerin Angelika Matt-Heidecker ist ebenfalls als Kind mit ihren Eltern in Urlaub gefahren. Meistens ging es mit einem Busunternehmen nach Pfronten im Allgäu. 1966 fuhr sie dann zum ersten Mal nach Italien. Arma di Taggia an der sogenannten Blumenriviera in Ligurien lautete das Ziel. Schon die Anfahrt war Abenteuer pur: Nachts ging es über den St. Gotthardpass und die französischen Seealpen. Damals fand gerade die Fußball-Weltmeisterschaft in London statt. Familie Matt schaute sich natürlich auch das entscheidende Spiel an, in dem sich Deutschland und England gegenüber standen. Dass die Briten den Sieg davontrugen, tat der Urlaubsfreude keinen Abbruch. Als Jugendliche war Angelika-MattHeidecker gern in Südfrankreich unterwegs. Ein alter VW für 300 Mark transportierte die Clique bis Saintes-Marie-de-la-Mer. „Das finde ich auch jetzt noch sensationell“, meint die Frankreich-Liebhaberin. Mehr als der Süden hat es ihr allerdings die Bretagne angetan. Die Landschaft und die Farben gefallen ihr besonders gut. Mit ihrer eigenen Familie hat sie dann gerne Reisen kreuz und quer durch Frankreich gemacht. - Quasi eine „Tour de France mit Zelt“.

Werner Hauser, ebenfalls ehemaliger Oberbürgermeister, hat als Kind die Sommerferien für gewöhnlich zuhause verbracht. Manchmal durfte er seine Verwandtschaft in Rottweil besuchen, musste aber während der Ferien bei der Gartenarbeit mithelfen. Mit 18 machte er dann seinen Führerschein und konnte erstmals einen Brieffreund in Frankreich besuchen. Seine Frau Ursula Hauser ist ein Kriegskind: Urlaub gab es damals nicht. „Man musste erstmal sein Leben ordnen und war mit dem puren Überleben beschäftigt“, sagt sie. Kinder halfen überall mit, zum Beispiel bei der Heuarbeit. In den Ferien ging es um sechs Uhr morgens schon los in den Wald zum Beerensammeln. Mit 10-Liter-Eimern voller Heidelbeeren kam die Kindermeute am Abend zurück und verkaufte alles an Händler. „Nur 30 Pfennig haben wir da für ein Pfund bekommen. Bei 20 Pfennig haben wir sie lieber behalten“, erinnert sich Ursula Hauser. Später hat sie ihre Ferien bei Verwandten verbracht, mit denen sie zum Beispiel im Taunus gewandert ist. An Auslandsreisen war nicht zu denken, aber das hat sie auch nicht vermisst. Verreisen konnte sie schließlich auch mit Büchern, die in der weiten Welt gespielt haben.

Auch Landrat Heinz Eininger, der seinen Wohnsitz in Kirchheim hat und aus der Region stammt, hat erst als Student seine erste Flugreise unternommen. „Urlaubsreisen gab es in meiner Kindheit und Jugend in den 1960er und 70erJahren einfach nicht“, erinnerte er sich. Mal ein Tagesausflug mit den Eltern war schon das höchste der Gefühle. Ansonsten lassen sich die Ferienaktivitäten einfach zusammenfassen: Gefragt war die Freibad-Dauerkarte, und generell wurde gekickt, was das Zeug hält. Später kam noch die Arbeit hinzu: „In meiner Jugend habe ich mindestens die Hälfte der Ferienzeit gejobbt.“