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Was brauchen Flüchtlinge?

Notzinger und Wellinger haben viele Fragen

Dürfen Flüchtlinge arbeiten? Wie verständigt man sich untereinander? Wie kommen sie von A nach B? Das Interesse an den neuen Dorfbewohnern ist groß. Einige Notzinger und Wellinger sind bereit, den Asylbewerbern Starthilfe zu geben.

Notzingen. Wie kommunizieren die Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit den Asylbewerbern? Das wollte Pfarrer Edgar Tuschy wissen. „Aus jeder Gruppe gibt es in der Regel einen, der englisch spricht“, sagte Alexandra Mack, die künftig für die Betreuung der Flüchtlinge zuständig ist. Derjenige, der der englischen Sprache mächtig sei, übersetze für den Rest. Ohnehin laufen die meisten Beratungen auf Englisch. „Aber manchmal kommt man an seine Grenzen, zum Beispiel, wenn jemand nur kurdisch spricht“. In dem Fall müsse man heimübergreifend nach einem Landsmann suchen, der dolmetschen könne.

Gibt es eine Verpflichtung, Deutsch zu lernen? Nicht während des Asylverfahrens, sagte Alexandra Mack. Erst Flüchtlinge mit Bleiberecht müssten einen Integrationskurs besuchen. Im Asylverfahren geben oft Ehrenamtliche Deutschunterricht. Das Land fördert die Kurse. „Die Motivation der Flüchtlinge, Deutsch zu lernen, ist sehr hoch“, sagte Ale­xandra Mack.

Wer berät die Flüchtlinge in Rechtsfragen? Bekommen sie psychologischen Beistand? Einen Rechtsanwalt bräuchten sie erst dann, wenn ihr Asylverfahren abgelehnt werde. Eine Hürde ist: „Die Asylbewerber müssen das Honorar selbst bezahlen“. Die AWO biete keine Rechtsberatung an. Auf einen Therapieplatz müssen Flüchtlinge, die psychisch belastet oder gar traumatisiert sind, oft lange warten. „Meistens gehen wir zuerst mit ihnen zum Psychiater“, so Mack.

Ulrich Deuschle, Mitglied der Republikaner, hat gehört, dass AWO-Mitarbeiterinnen von muslimischen Asylbewerbern nicht respektiert werden. Außerdem wollte er wissen, ob es bei der geplanten Unterkunft für 240 Asylbewerber in Hochdorf einen Polizeiposten geben wird. Man müsse schließlich auch daran denken, die einheimische Bevölkerung zu schützen. Dass unter den Flüchtlingen auch Drogendealer seien, sei bekannt. „Natürlich gibt es Konflikte. Dass Mitarbeiterinnen von muslimischen Männern nicht respektiert werden, kann ich aber nicht bestätigen“, sagte Alexandra Mack. Die meisten Sozialarbeiter seien weiblich. Wenn es in Heimen Probleme gebe, seien das Einzelfälle. „Aber das gibt es nicht nur in Flüchtlingsunterkünften, sondern überall, wo viele Menschen zusammenleben“. Einen extra Polizeiposten in Hochdorf werde es nicht geben. „Aber die Polizei zeigt Präsenz, stellt sich vor. Das zeigt Wirkung“.

Wie verbringen Flüchtlinge ihren Tag? Viele haben Freunde oder Familie, die sie besuchen, sagte Alexandra Mack und ergänzt: „Mit ihren Beratungen gibt die AWO etwas Struktur vor“. Hoffentlich gründe sich ein Arbeitskreis Asyl, der Angebote mache und Kontakte knüpfe. Arbeit zu finden ist für Flüchtlinge nicht leicht, weil sie nur dann für Stellen infrage kommen, wenn kein deutscher Bewerber zu finden ist. Nach 15 Monaten entfällt diese Vorrangprüfung. „Flüchtlinge dürfen aber ab dem ersten Tag gemeinnützige Arbeit machen, zum Beispiel bei der Gemeinde, der Kirchengemeinde, Sozialunternehmen oder Organisationen“, sagte Alexandra Mack. Das wirke sich positiv auf die Tagesstruktur, die Psyche und die sprachlichen Fähigkeiten aus. Außerdem verdienten die Asylbewerber ein wenig Geld. Eine Bürgerin schlug vor, die Flüchtlinge in Sportvereine einzuladen.

Wie kommen Asylbewerber von A  nach B? Die Kosten für Bus- oder Zugtickets müssen sie mit dem bezahlen, was ihnen das Asylbewerberleistungsgesetz zugesteht, so Mack. „Viele Arbeitskreise stellen Fahrräder zur Verfügung“.

Lassen Flüchtlinge muslimischen Glaubens sich überhaupt auf unsere Kultur ein? „Das ist ein Prozess“, sagte Alexandra Mack. Sie führe häufig Diskussionen, zum Beispiel über das Frauenbild. „Die überwiegende Zahl der Menschen möchte sich integrieren“.