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Was gibt's in Afrika zum Frühstück?

Auch in Kirchheim nehmen viele Privatleute Gäste des Kirchentags auf

„Gräbele gsucht“: Mit diesem Slogan warb der Deutsche Evangelische Kirchentag seit Januar um 10 000 Privatquartiere. „Ich fand die Werbung so schön“, sagt Ursula Jarawan aus Ötlingen. Sie rief an und meldete sich. Sie und drei weitere Gastgeber erzählen gerne, wie sie zu solchen wurden.

Ursula Jarawan aus Kirchheim-Ötlingen erwartet zwei Kirchentagsgäste von der Elfenbeinküste
Ursula Jarawan aus Kirchheim-Ötlingen erwartet zwei Kirchentagsgäste von der Elfenbeinküste

Kirchheim. „Ich habe gerne Gäste im Haus“, sagt Ursula Jarawan. Mit ihren bisherigen Gästen hat sie „nur positive Erfahrungen“ gemacht. Sie nahm für die Walddorfschule Gäste auf, durch ihren Sohn, bekannt durch seinen Poetry-Slam, waren auswärtige Künstler zu Gast. „Das waren immer spannende Begegnungen.“

Von der Gräbelessuche hatte sie in der Zeitung gelesen und dem Kirchentag am Telefon vier Betten angeboten. „Ich kann, ohne eine Matratze auszulegen, acht Leute unterbringen.“ Dann kam die Nachfrage nach den Fremdsprachen. Jarawan bekam zwei Gäste von der Elfenbeinküste zugewiesen. „Englisch ist kein Problem.“ Das Alter ihrer Gäste kennt sie noch nicht: „Das wird spannend.“ Von ihrem Haus sind es zu Fuß nur fünf Minuten bis zur S-Bahn: „Deshalb habe ich das auch angeboten.“

Am Donnerstag und Freitag geht Jarawan selbst zum Kirchentag, ihr Sohn ist auch dort. Per E-Mail hat sie nach der Ankunftszeit ihrer Gäste gefragt. „Ich hole sie mit dem Auto vom Flughafen ab.“ Sie freue sich drauf, sagt Jarawan und fragt sich: „Was bringt Gäste aus Afrika dazu, auf den deutschen Kirchentag zu gehen?“

Christiane Bahlcke erwartete zuerst eine Familie. Doch diese hat sich privat etwas organisiert. „Ich habe vier Nigerianer zugewiesen bekommen, alle aus einer Gemeinde.“ Drei haben Probleme mit dem Visum, aber einer kommt auf jeden Fall. „Wir haben vier Kinder und vier Kinderzimmer. Einer ist schon außer Haus, eine Tochter unterwegs.“ Es gibt zwei Badezimmer und drei WCs. Die Eltern haben sich ihr Schlafzimmer im Untergeschoss eingerichtet. „Dann ist es klar, dass man Leute aufnimmt, wenn man Platz hat“, sagt die Kirchengemeinderätin der Martinskirche. Die Gäste sollten sich bei ihr melden. „Das Erste war ein schwer verständlicher Anruf. Die sprechen zum Glück Englisch. Ich hole sie am Flughafen ab und habe einen Shuttle-Service zum Bahnhof angeboten.“ „Wir wissen ja, wie teuer das Leben mit Familie ist“, sagt Bahlcke, die Vorsitzende der Kirchheimer Familien-Bildungsstätte ist. „Wir sind auch froh, wenn wir unterkommen. Familien kann man gar nicht genug unterstützen. Bei Gästen aus ärmeren Ländern gilt das erst recht.“ Auch für die Kinder sei der Besuch interessant.

„Wir hätten drei Gäste gehabt“, sagen Willi Kamphausen und Dorothee Sries. Zwei davon sind Freunde aus Vacha in Thüringen, aus der dortigen Kirchengemeinde, bekannt seit 25 Jahren. „Wir wissen nicht, was bei denen dazwischenkam“, sagt Kamphausen. Im Herbst 2013 nahm er mit seiner Frau an einer Buspilgerreise nach Santiago de Compostela teil; fünf der 38 Teilnehmer waren evangelisch. Dort lernten sie Barbara Heinrich aus Radebeul bei Dresden kennen. Sie besuchten sie in Radebeul und haben sie nun eingeladen. Sie weiß schon, was sie im Paradiesle erwartet, denn wie rund die Hälfte der Pilger war sie bereits beim Nachtreffen zu Gast. „Sie hat ein eigenes Zimmer und eigenes Bad.“ Zu Hause arbeitet sie bei der Diakonie und tritt alle zwei Wochen mit dem Kirchenchor auf. „Jetzt freuen wir uns, dass wir sie bei uns beherbergen können. Am Mittwoch um 13.53 Uhr kommt sie mit dem Sonderzug auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof an. Dort holen wir sie ab.“

„Ein Bekannter hat uns darauf angesprochen, bei uns wäre noch Platz“, sagt Edith Hospach, die gegenüber der Thomaskirche wohnt. Der Bekannte habe die Adresse weitergemeldet und auch die Englischkenntnisse vermerkt. Dann wurden Hos­pach zwei Männer von der Elfenbeinküste zugewiesen, 35 und 21 Jahre alt. Die Gastgeberin ist aber noch nicht sicher, ob die beiden tatsächlich kommen. „Sie haben sich noch nicht bei mir gemeldet.“ Kommen sie, werden sie im Kinderzimmer des studierenden Sohns sowie einem Gäste- und Arbeitszimmer untergebracht.

Auch Hospach fragt sich: „Wie kommen Leute von der Elfenbeinküste auf den Evangelischen Kirchentag nach Stuttgart? Und noch etwas: „Was gibt‘s in Afrika zum Frühstück?“

Bettenschütteln: Die Stuttgarter schreiben Gastfreundschaft groß und bereiten sich auf die Besucher des Kirchentages vor. Auch i
Bettenschütteln: Die Stuttgarter schreiben Gastfreundschaft groß und bereiten sich auf die Besucher des Kirchentages vor. Auch in Kirchheim sind Menschen dazu bereit, Gäste aufzunehmen - zum Beispiel Ursula Jarawan, die für den Besuch gerne ihre Haustür öffnet (kleines Foto).Fotos: kt, Peter Dietrich