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„Wenn man so ein Amt ausübt, dann richtig“

Kommunalpolitik Nach 39 beziehungsweise 20 Jahren scheiden Herbert Hiller und Hans-Joachim Heberling aus dem Notzinger Gemeinderat aus. Eine Bilanz. Von Katja Eisenhardt

Hans-Joachim Heberling (links) und Herbert Hiller verabschieden sich. Foto: Katja Eisenhardt
Hans-Joachim Heberling (links) und Herbert Hiller verabschieden sich. Foto: Katja Eisenhardt

Es hat Spaß gemacht, sonst hätten wir das nicht so lange gemacht“, sagt Herbert Hiller. Sicher, durch den Wegfall der Gemeinderats- und Ausschusssitzungen habe man nun mehr Zeit: „Es wird auf jeden Fall ruhiger werden, und man muss künftig weniger Entscheidungen treffen. Für die Kommunalpolitik interessiere ich mich aber natürlich nach wie vor“, ergänzt Hans-Joachim Heberling. „Da wird jetzt anfangs klar was fehlen, das waren ja immer fixe Termine übers Jahr verteilt. Da fehlt man dann auch nicht, es sei denn, es geht gar nicht anders“, sagt Herbert Hiller. Er selbst fehlte nicht mal an seinem Geburtstag, fiel dieser zufällig auf einen Sitzungstermin: „Dann habe ich eben am nächsten Tag gefeiert. Auch meine Urlaube habe ich entsprechend den Sitzungsterminen gelegt. In den 39 Jahren habe ich vielleicht zwei- oder dreimal gefehlt. Das ist einfach eine Einstellungssache“, findet Hiller, der weiterhin Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Notzingen-Wellingen und des Ferienprogramms bleiben wird. Auch sein langjähriger Gemeinderatskollege betont: „Wenn man so ein Amt ausübt, dann richtig.“

Sieben Mal Stimmenkönig

Acht Kommunalwahlen hat Herbert Hiller in den letzten 39 Jahren mitgemacht und sieben Mal die meisten Stimmen geholt, wie er nicht ohne Stolz erzählt. Dazu hat er als Gemeinderat mit Helmut Maier, Jochen Flogaus und aktuell Sven Haumacher drei Bürgermeister erlebt und war 35 Jahre lang selbst erster stellvertretender Bürgermeister seiner Heimatgemeinde.

Zahlreiche Termine habe dieses Amt zusätzlich mit sich gebracht, „seien das nun Einweihungsfeiern, runde Geburtstage, goldene Hochzeiten oder auch Amtseinsetzungen“, zählt Herbert Hiller auf. Als wichtig sieht er auch traditionelle Veranstaltungen wie den Seniorennachmittag an. „Insgesamt ist es wichtig, dass man für alle Generationen im Ort etwas tut.“ Viele der kommunalpolitischen Themen haben die beiden Gemeinderäte wiederholt beschäftigt. „1983 und 1984 wurde beispielsweise die Kläranlage gebaut. Aktuell geht es um deren Sanierung. Genauso bei den Sportanlagen, das ist jetzt der dritte Belag, über den ich mit entschieden habe“, nennt Hiller Beispiele.

Die Themenvielfalt als Gemeinderat sei groß, ob es nun um den Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen gehe, um die Schaffung neuer Baugebiete, zig Straßen- und Kanalsanierungen, Schul- und Backhausrenovierungen, die aktuell fast abgeschlossene Rathaussanierung oder auch das Großprojekt Asklepia-Seniorenzentrum und die Standortsuche und Planung für das neue Feuerwehrhaus. Gerade Letzteres hat beide nicht zufriedengestellt. Mit dem beschlossenen Standort neben der Gemeindehalle seien sie aus verkehrstechnischen Gründen beide nicht recht glücklich, sagen die scheidenden Gemeinderäte, „letztlich gab es aber keine geeignete Alternative.“

An der Arbeit im Gemeinderat schätzen beide das Zusammengehörigkeitsgefühl, „auch wenn natürlich diskutiert wird und man nicht immer derselben Ansicht ist. Gleich ist uns allen, dass wir uns für das Wohl unserer Gemeinde einsetzen. Auch wenn man politisch anderer Meinung ist, letztlich geht es um die Sache“, sagen beide.

Und was geben sie dem neuen Gremium mit auf den Weg? „Es wird weiterhin um Themen wie die Nahversorgung in der Ortsmitte gehen, hier wäre es wichtig, Geschäfte wie den CAP-Markt zu erhalten. In diesem Zusammenhang muss man auch die Parksituation weiter ins Auge fassen“, so Heberling. „Die Gemeinde sollte weiter mit Augenmaß wachsen, die derzeit solide Finanzsituation beibehalten werden“, so Herbert Hiller. Dem neuen Gemeinderat wünschen beide Gelassenheit und Diskussionsfreude.