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„Wer Karten versendet, ist old-school“

Urlaubsgrüße Im Zeitalter von Facebook, WhatsApp und Co. werden die meisten Nachrichten aus dem Urlaub per Handy versendet – könnte man meinen. Wie machen es die Kirchheimer? Von Linda Kircheis

Glücklich ist, wer an seinem Kühlschrank noch Postkarten aus aller Welt hängen hat. Inzwischen schreiben viele Urlauber einfach
Glücklich ist, wer an seinem Kühlschrank noch Postkarten aus aller Welt hängen hat. Foto: Jean-Luc Jacques
Vacances en Autriche in Muenster Muenster  in Tirol (Oesterreich) hat 3289 EinwohnernMTB Tour -im  Zillertal von Stumm bis Stein
Inzwischen schreiben viele Urlauber einfach WhatsApp-Nachrichten. Foto: Jean-Luc Jacques

Am Strand, in den Bergen oder in der Großstadt - wo auch immer man in den Urlaub geht, Postkarten gibt es überall. Die netten, viereckigen Urlaubsgrüße sind immer noch gerne im Briefkasten gesehen. Trotzdem scheint die Zahl der Postkartenschreiber stark abgenommen zu haben. Die netten, von Hand geschriebenen Worte werden ersetzt durch ein Kurzes: „Hey, wir sind gut angekommen, Wetter ist sehr schön, liegen am Strand.“

„Das ist so viel einfacher und geht ratzfatz“, meint Kerstin Rottenschlager. „Außerdem bekommt man heutzutage nirgends mehr Postkarte und Briefmarke zusammen. Man kauft eine Postkarte und muss dann immer ein Postamt suchen, um eine Briefmarke zu kaufen“, bemängelt die Kirchheimerin. Thorsten Ertinger versendet sowohl Postkarten als auch WhatsApp-Nachrichten. An den kleinen, per Post gesendeten Grüßen mag er besonders gerne, dass ein oder mehrere Motive vom Urlaubsort abgebildet sind. Außerdem gehören Postkarten für ihn einfach dazu. Auch Andrea Geiselhart sendet sehr viele Postkarten aus dem Urlaub. WhatsApp wird nur genutzt, um der Familie zu schreiben, dass man gut angekommen ist. Und sogar: „Meine zwei Schulkinder, die sind sieben und zwölf, versenden sehr gerne Postkarten.“

Bei Wall am Markt in Kirchheim merkt man auch nichts vom Rückgang der Postkartenschreiber. „Wir verkaufen nach wie vor sehr viele Postkarten, das ist eigentlich gleich wie vor ein paar Jahren“, meint Sylvia Menke, Angestellte des Schreibwarenladens. Was ihr auffällt, ist aber, dass es kaum Jüngere gibt, die Postkarten kaufen. „Erst so ab Ende 20 werden viele Postkarten geschrieben.“ Sie selbst schickt außer Postkarten auch WhatsApp-Nachrichten aus dem Urlaub an die Familie.

Malen statt schreiben

Auf dem Postamt in Kirchheim dagegen fällt einer Angestellten stark auf, dass immer weniger Menschen Urlaubsgrüße per Post versenden. „Zumindest hier drinnen am Schalter werden sehr viel weniger Postkarten abgegeben als früher.“

Benjamin Sinz‘ Familie versendet ausschließlich selbst gestaltete Grüße: „Wir sind da sehr old-school.“ Der Grund dafür ist ganz einfach: „Wir malen auf unsere Postkarten, wir schreiben keinen Text. Das geht bei WhatsApp halt nicht.“ Außerdem habe man das ja als Kind schon so gemacht.

Eine Sommerumfrage des Digitalverbands Bitkom fand he­raus, dass viele Urlauber ihre Grüße einfach parallel als Postkarte und als WhatsApp-Nachricht versenden. Irgendetwas davon wird dann auf jeden Fall ankommen. Dabei bestätigt die Umfrage auch die Aussage Sylvia Menkes: Nur 39 Prozent der 14- bis 29-Jährigen versenden Postkarten. Erst ab Ende 20 scheint der geschriebene Urlaubsgruß wieder beliebter zu werden.

Die Postkarte wird immer noch sehr geschätzt, da sie persönlicher ist. Der Schreiber muss sich mehr Gedanken machen, was er sagen will - schließlich ist der Platz ja begrenzt, und man muss jede Karte einzeln schreiben. Außerdem hat man von Postkarten mehr: Sie werden an den Kühlschrank geheftet, während eine WhatsApp-Nachricht nach ein bisschen hin- und herschreiben schon wieder vergessen ist. Ganz nach dem Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn.“