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West Coast Swing begeistert Teckregion

An der ADTV-Tanzschule Schopf in Dettingen ist der rhythmische Alleskönner der Renner

Der Trendtanz aus den USA West Coast Swing (WCS) ist auch bei der ADTV-Tanzschule Schopf in Dettingen nicht mehr wegzudenken. Martina Banzhaf, die einzige geprüfte WCS-Lehrerin im Kreis Esslingen, bittet zum Tanz.

Alle Teilnehmer sind voll des Lobes und begeistert vom West Coast Swing.Foto: Sabine Ackermann
Alle Teilnehmer sind voll des Lobes und begeistert vom West Coast Swing.Foto: Sabine Ackermann

Dettingen. „Schritt, Schritt, vorwärts laufen. Schritt, Schritt rückwärts laufen. Trippeln und eins, zwei, drei und vier, fünf, sechs, sieben, acht. Okay, sehr schön. Das ganze noch mal, zum Warm-up“, beginnt Martina Banzhaf mit dem Starter-Step. Dabei handelt es sich nur um eine Variante von vielen Möglichkeiten, die dem West Coast Swing eine stetig wachsende Zahl begeisterter Fans in Deutschland beschert. Der WCS ist ein relativ junger Tanz und gehört in den USA zu den angesagtesten Paartänzen. Seit 1988 ist er der offizielle Nationaltanz des Bundesstaats Kalifornien.

Volle Konzentration ist bereits bei der ersten Schrittfolge gefragt, an die sich später weitere aufwendigere Figuren anschließen. „Fuß, Strecke. Ja, genau so. Ich möchte, dass ihr die Füße von unten nach oben abrollt“, fährt die Fachtanzlehrerin fort. Präzise und bestimmt, aber mit sympathischem Elan bringt sie den bewegungsfreudigen Kursteilnehmern der ADTV-Tanzschule Holger Schopf diesen trendigen Modetanz bei.

Hat man am Anfang anstatt des Partners noch oft die eigenen Füße im Blick, gibt sich das mit jeder Tanzstunde. Doch selbst mit gewisser Tanzerfahrung ist es gar nicht so einfach, einen völlig neuen Tanz zu lernen. Insofern wird die aktuelle Chart-Musik im Viervierteltakt bisweilen von leisen Bemerkungen wie „Mist, schon wieder mit links angefangen“, „Sorry, wollte dir nicht auf den Fuß treten“ oder „Super, wir haben die Drehung hinbekommen“ unterbrochen.

Triple-Step, Double-Step, Starter-Step, Side-Tip, Schritt-Tip, Kreuzschritt – da kann einem schon mal der Kopf rauchen. Selbst wenn jedem Tänzer viel Raum zur Improvisation gegeben wird und dies gleichwohl erwünscht ist, gibt es natürlich wie bei jedem Tanzstil bestimmte Grundregeln, betont Martina Banzhaf, die einzige geprüfte West-Coast-Swing-Lehrerin im Kreis Esslingen. „Auf Abstand kommen. Sugar push – schafft ihr das? Bei vier müsst ihr wieder in der Spur sein. Haltet hier die Spannung. Bleibt in der Höhe“, geizt die Fachfrau nicht mit Tipps. Mit ihrem erst 18-jährigen talentierten Tanzpartner Felix Stumpp aus Wendlingen stellt sie die Schrittfolge vor und nimmt einzelne Teilnehmer auch mal direkt bei der Hand.

Die Dame beginnt stets mit zwei Vorwärtsschritten rechts, links, tanzt auf dem „Slot“, der Positionslinie entlang, legt den Hauptweg zurück und beendet die Figuren mit einer „Anchor“-Aktion. Der Herr beginnt stets mit dem linken Fuß, wobei die Richtung des ersten Schrittes von seiner Position zur Dame und der zweite variierte Schritt von der Richtung der geführten Figur abhängen. Auch die Männer beenden die Figuren mit einer „Anchor“-Aktion.

Beim WCS darf jeder machen was er will und kann. „Die Freiheit habt ihr. Versucht es erst mal an leichten Figuren“, empfiehlt Martina Banzhaf und ergänzt: „Vom Spaßfaktor her ist der WCS ein lockerer 50:50-Partnertanz, eine Mischung aus Jive und Disco-Fox, nur viel eleganter. Typisch für den WCS sind seine weichen und geschmeidigen Bewegungsabläufe, resultierend aus der Führungstechnik. Diese basiert auf Zug und Druck.“ Klingt doch einfach! Erlaubt sei beiden Partnern die Improvisation von Schritten und Bewegungen während des Tanzens. Und dass die bunt gemischte Gruppe dabei mächtig Spaß hat, hört und sieht man. Auch deshalb, weil Tanzen eine der schönsten Arten des Ausdrucks ist.

Der WCS sei mal etwas ganz anderes als der übliche Standardtanz, sagt zum Beispiel Maik Hondo aus Nürtingen: „Die Möglichkeiten sind der Wahnsinn. Zudem sind die Paare, unser Coach Martina und das Ambiente der Tanzschule gut. Es ist ein richtiges Erlebnis hier.“ Lässig und vielseitig beschreibt Birgit Hodak aus Nabern den WCS, die zuvor nur mit dem Disco-Fox vertraut war. Seit zehn Jahren ist das Ehepaar Sabine und Uwe Süßmann aus Wendlingen auf (Tanz)Kurs. „Das Schöne an dem Tanz ist: Er macht sowohl langsam als auch in flotterem Tempo Spaß – und eignet sich für jedes Alter.“

Alle Teilnehmer sind voll des Lobes und begeistert vom West Coast Swing. Er habe viel Potenzial zum neuen Lieblingstanz, auch weil er sich aufgrund des Viervierteltaktes zu alter und aktueller Musik prima tanzen lasse.

West Coast Swing begeistert Teckregion
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Der Nationalstolz von Kalifornien

West-Coast-Swing ist der Nationalstolz von Kalifornien. Wie der Name schon verrät, ist die Swingmusik der damaligen Zeit für die Entstehung des WCS verantwortlich. Es wird erzählt, dass der Tanz in den 1930er-Jahren zum ersten Mal im Savoy Ballroom, New York, aufgetaucht ist. Dean Collins, ein bekannter Tänzer aus Hollywoodfilmen, brachte diese Version des Savoy Style Lindy mit nach Kalifornien. Als die Zuschauer diesen Tanzstil entdeckten, wollten sie ihn unbedingt lernen. So unterrichtete er den Tanz und beteiligte sich an verschiedenen Turnieren. Allerdings bevorzugten vor allem die jüngeren Tänzer die einfachere und lautere Musik des Rock ’n‘ Roll. Im Laufe der Zeit änderte sich mit der Musik auch der Geschmack, und so wird der WCS heute hauptsächlich auf moderne Musik getanzt. Im Gegensatz zu anderen Swing-Tänzen orientiert sich der WCS weniger an den ursprünglichen Schritten und Tänzen, sondern gilt als eine Swing-Tanz-Variante, die mit der Zeit geht. Das Tempo der für WCS geeigneten Musik reicht von sehr langsam bis sehr schnell. Mit der Geschwindigkeit ändert sich auch der Charakter des Tanzes. Auf sehr langsame Musik wird mit sehr elastischer Führung getanzt sowie mit sexy und verführerischen Gehschritten der Dame. Bei schnellerer Musik stehen beide Tanzpartner aufrechter, und die Führung wird kürzer und ist nicht mehr ganz so elastisch. ack