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Wie die Brunnenputzer schaffen

André Buchers Kunstwerk am Postplatz kann sich nach Grundreinigung wieder sehen lassen

Vier Herren, allesamt längst im Ruhestandsalter, haben „geschafft wie die Brunnenputzer“: Zwei Tage lang haben sie die Bronzeköpfe des Brunnens am Kirchheimer Postplatz gereinigt. Das Werk des Schweizer Bildhauers André Bucher aus dem Jahr 1985 ist somit wieder in einem vorzeigbaren Zustand.

Das Wasser am Postplatzbrunnen plätschert seit einiger Zeit aus gründlich gereinigten Bronzeköpfen, die Sagenfiguren aus der näh
Das Wasser am Postplatzbrunnen plätschert seit einiger Zeit aus gründlich gereinigten Bronzeköpfen, die Sagenfiguren aus der näheren Umgebung darstellen. Die Reinigung war lange überfällig.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Die ehrenamtlichen Brunnenputzer mussten zwar nicht auf Leitern steigen, um die Sagenfiguren direkt am Stahlgerüst des Brunnens zu reinigen. Aber auch die Arbeit an den abmontierten Köpfen auf dem Kirchheimer Bauhof hatte es in sich: Dr. Christoph Miller vom Kirchheimer Verschönerungsverein, der das „putzmuntere“ Quartett bei der Arbeit besuchte, spricht davon, dass die Männer „schweißgebadet“ bei der größten Hitze tätig gewesen seien und dazu auch noch ständig mit Mundschutz hätten arbeiten müssen. Grundsätzlich gelte es, mehr Augenmerk auf Denkmäler und Kunstwerke in der Stadt zu legen. Der Verschönerungsverein könne diese Pflege nicht selbst übernehmen. Aber er könne immer wieder darauf hinweisen, wo etwas getan und gereinigt werden müsse.

Im Fall des Postplatzbrunnens war es über viele Jahre hinweg nötig, auf die erforderliche Pflege hinzuweisen, bis es schließlich zur ehrenamtlichen Reinigungsaktion kommen konnte. Unermüdlicher Mahner war dabei Kirchheims Alt-Oberbürgermeister Werner Hauser. In seiner Amtszeit war der Brunnen errichtet worden, und seither hatte er auch Kontakt zur Familie Bucher. André Bucher selbst sei noch 2009 – in dem Jahr, in dem er starb – in Kirchheim gewesen und habe sich „sehr geärgert über den Zustand des Brunnens, und darüber, dass man die Bäume so habe ins Kraut schießen lassen“.

Werner Hauser hat umgehend reagiert und in Genf auf eigene Kosten die notwendigen Reinigungsmittel bestellt. Danach hat sich aber etwa sechs Jahre lang nicht viel getan. Allenfalls hinter den Kulissen ging es rund. Bewegung kam erst Anfang 2015 in die Sache, als Werner Hauser mit Bürgermeister Günter Riemer und Christoph Miller zusammentraf und das Thema ansprach. Danach war Werner Hauser zufolge klar, wie es weitergeht: „Ich übernehme die Bronzeköpfe, und die Stadt muss sich um das Inox-Gerüst und um die Bäume kümmern.“ Eigentlich habe er gar nicht selbst tätig werden wollen, erklärt der Alt-OB und fügt hinzu: „Und dann finde ich mich plötzlich in der Rolle des Kapos wieder.“

Immerhin hat er eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt: Außer ihm waren noch Walter Olpp, Wolfgang Znaimer und Herbert Söll am Werk, um die Bronzeskulpturen auf Vordermann zu bringen. Und auch, was die Bäume betrifft, ist Werner Hauser hartnäckig geblieben. Nach vielen Gesprächen mit den zuständigen Stellen sind jetzt alle störenden Äste beseitigt, die zuvor die Sicht auf den stadtbildprägenden Brunnen verdeckt hatten. Das Brunnengerüst hat eine Fachfirma gereinigt. Aber allein durch die ehrenamtliche Tätigkeit der vier Bronze-Putzer habe die Stadt Kirchheim „Tausende Euro gespart“, berichtet Werner Hauser.

Nicht nur wegen der Einsparungen zeigt sich Bürgermeister Riemer sehr dankbar für die Arbeit, die da geleistet worden ist. Für die Zukunft kündigte er bereits an, dass die Brunnenstube mit einer neuen Entkalkungsanlage ausgestattet werden soll, sodass es weniger Ablagerungen gibt und dass weniger intensiv geputzt werden muss. Auch über die weitere Gestaltung des Postplatzes sei nachzudenken, „und da sind dann auch die Platanen ein Thema“. Die vorhandenen Bäume seien jetzt nicht mehr „in die Form zu bringen, die wir uns eigentlich vorstellen würden“.

Für Werner Hauser ist das Projekt „Brunnenputzen“ nun zu einem versöhnlichen Abschluss gelangt. „Ich habe jahrelang zu Frau Bucher gesagt: ,Keine Angst, das kriegen wir hin‘.“ Inzwischen konnte er der Witwe des Künstlers vermelden, dass seine Bemühungen um den Erhalt des Brunnens von Erfolg gekrönt waren. Alles erledigt ist deswegen aber noch lange nicht, und schon gar nicht für immer und ewig. Werner Hauser geht davon aus, dass man den Brunnen alle zwei Jahre reinigen müsse.

Und außerdem hat er noch ein Zukunftsprojekt: „Der Brunnen braucht eine ordentliche Beleuchtung. Es wäre schön, wenn sich da Sponsoren finden ließen für die LED-Leuchten.“