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„Wie lange noch ist Armut weiblich?“

28. Bundeskongress der kommunalen Frauenlisten findet am Wochenende in Kirchheim statt

Delegierte von Frauenlisten quer durch Deutschland werden sich vom 9. bis 11. Oktober in den Kirchheimer Alleenschule zu ihrem Bundeskongress treffen. Neue Impulse und rege Diskussionen zu aktuellen und zeitlosen Themen erwarten die Veranstalterinnen der Kirchheimer Frauenliste.

Kirchheim. „Das war eine Herausforderung, die Organisation eines ganzen Kongresses zu stemmen, samt der zugehörigen, wie wir hoffen, perfekten Logistik“, so Fraktionsvorsitzende Dr. Silvia Oberhauser von der Frauenliste Kirchheim. „Und das alles so nebenher im Ehrenamt.“

Wer das Programm des Kongresses in Händen hält, sieht, dass diese Herausforderung bestens gemeistert wurde. Die Liste der Themen ist lang und wäre noch länger geworden, hätte die zur Verfügung stehende Zeit die Ideen der Veranstalterinnen nicht zwangsläufig begrenzt.

Nach einem Grußwort der Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker macht der Vortrag der Politologin und Journalistin Dr. Antje Schrupp mit dem Titel „Alles bleibt anders. Fünf Thesen zur Zukunft der Frauenbewegung“ den Auftakt. Spannend sicher vor allem für all jene, die zweifeln, ob es denn eine Frauenbewegung überhaupt noch gibt, und wenn ja, ob sie denn eine Zukunft habe. Der zweite Hauptvortrag beschäftigt sich mit dem Thema „Wie wollen wir wohnen? Frauenfreundliche Wohnungs- und Stadtplanung“. Architektin und Stadtplanerin Karin Garbas wird sich dieses Themas annehmen. Ein Thema, das in vielen Kommunen noch nicht einmal in Ansatz angekommen ist, und das, obwohl die Bevölkerung, vor allem mit zunehmendem Alter, immer weiblicher wird.

Am Nachmittag geht es in die Workshops. „Als wir das Programm vor fast einem Jahr erstellt haben, dachten wir nicht ansatzweise daran, dass unser Workshop zum Thema Asyl und Flüchtlinge, den Mitarbeitende des AK Asyl gestalten, der absolute Renner sein wird“, so Dr. Iris-Patricia Laudacher von der Frauenliste Kirchheim. Inzwischen kein Wunder, denn dieses Thema brennt fast allen kommunalen Entscheidungsträgerinnen auf den Nägeln. Ingrid Riedl, Leiterin der diakonischen Bezirksstelle Kirchheim, ist bereit, im Workshop mit dem Titel „Armut ist weiblich? Warum eigentlich und wie lange noch?“ die Erfahrungen, die sie in ihrem Arbeitsalltag mit Frauen, die in Armut leben, macht, zu teilen und mit den Teilnehmerinnen nach Lösungsansätzen zu suchen.

„Gute Pflege – Faire Pflege! Osteuropäische BetreuerInnen – Wege aus dem Pflegenotstand? Umdenken tut not.“ – In diesem Workshop wartet Referentin Greiner-Rozanski, M.A. Soziale Arbeit, mit Detailkenntnis auf. „Schon unglaublich, dass das in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch als Frauenthema abgetan wird, wobei es sich hier um ein hochpolitisches gesamtgesellschaftliches Problem handelt“, erläutert Christa Doll, die selbst im Bereich Pflege tätig ist und in der Kirchheimer Frauenliste aktiv ist. Seit Jahren setzt sich die Frauenliste für die gerechte Entlohnung von Frauen ein.

„Her mit den 100 Prozent! Der lange Weg zur Entgeltgerechtigkeit.“ – Dazu referiert Manuela Rukovina, Soziologin, Vorsitzende des Landesfrauenrates Baden-Württemberg und Vorsitzende der Frauen bei ver.di, eine der aktivsten Streiterinnen für Entgeltgerechtigkeit.

„Nach einer so intensiven Arbeitsphase muss es abends etwas Entspannung geben, natürlich ohne unseren Anspruch aus den Augen zu verlieren“, so Sabine Lauterwasser, Stadträtin der Frauenliste. „Es ist gelungen, die interkulturelle Theatergruppe ‚Die Wilden Schwestern‘, die bereits wiederholt bei Veranstaltungen der Frauenliste gespielt hat, zu gewinnen“.

Der Sonntag steht dann ganz im Zeichen des Kennenlernens der Stadt. Bürgermeister Riemer führt zu dem Thema „Eine Stadt entwickelt sich – Kirchheim heute und morgen“, Brigitte Kneher stellt unter der Überschrift „Stolpersteine – Auf den Spuren der Opfer des Nationalsozialismus“ ihr fundiertes Wissen zur Verfügung, „Frauenleben in Kirchheim zwischen 1900 und 1950“ – hier fördert Dr. Iris-Patricia Laudacher, Historikerin, erstaunliche Dinge der jüngeren Vergangenheit zutage. „Wir waren bei der Planung erstaunt, aus wie vielen Blickwinkeln man unsere Stadt betrachten kann“, meint Eva Frohnmeyer-Carey, Stadträtin der Frauenliste, „und sind sicher, dass die Frauen einen tollen Eindruck von Kirchheim mit nach Hause nehmen.“pm