Weilheim · Lenningen · Umland

Wie lernt sich's erfolgreich?

Weit weniger Lehrerstellen gestrichen, als ursprünglich geplant

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) veranstaltete eine Podiumsdiskussion unter dem Motto „Gut und erfolgreich lernen in unseren Erziehungs- und Bildungseinrichtungen: Bilanz und Ausblick“.

Die Kandidaten haben unterschiedliche Auffassungen über den Zustand der Schullandschaft im Land.Foto: Jean-Luc Jacques
Die Kandidaten haben unterschiedliche Auffassungen über den Zustand der Schullandschaft im Land.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. In der Kirchheimer Raunerschule diskutierten der Grünen-Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz, der Kandidat der SPD Andreas Kenner, der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann, Ulrich Kuhn, der für die FDP antritt, und Heinrich Brinker vor der Linkspartei. Die Moderation übernahmen der Kreisvorsitzende der GEW Esslingen, Hans Dörr, und sein Stellvertreter David Warneck.

Als erstes stellte der Gewerkschafter Hans Dörr fest, dass die grün-rote Landesregierung zu Beginn ihrer Regierungszeit mit der Nachricht erschreckt habe, 11 500 Lehrerstellen streichen zu wollen. Die Prognose sei jedoch nicht eingetreten, sodass 8 506  Stellen erhalten werden konnten. Allerdings liege die durchschnittliche Unterrichtsausfallquote mit 7,7  Prozent hoch. Daran würden auch die 400 neu geschaffenen Vollzeitstellen für mobile Lehrkräfte nur wenig ändern. „Das reicht nicht aus“, so Dörr. Die Erhöhung der Lehrerreserve von 1,5 auf 2,5 Prozent habe die grün-rote Landesregierung noch nicht erreicht.

Parteiübergreifend waren sich die Politiker einig, dass das Land dafür Sorge zu tragen habe, dass der Unterricht stattfinde. Der Grünen-Abgeordnete Andreas Schwarz nannte es eine „Kernaufgabe des Landes, für Unterricht und seine Qualität zu sorgen“, was wegen der Ausgaben nicht leicht sei. 2015 sei eine Milliarde Euro mehr für die Bildung zur Verfügung gestellt worden. Andreas Kenner (SPD) wies darauf hin, dass mehr Geld für die Bildung Kürzungen an anderer Stelle zur Folge haben. FDP-Kandidat Ulrich Kuhn wünschte sich, dass die Schüler „die beste Bildung bekommen, die es gibt. Die Ausgaben, die dafür nötig sind, müssen von der Landesregierung getätigt werden.“ Heinrich Brinker (Linke) fordert gar eine Vertretungsreserve von 5,5 Prozent. „Was darunter ist, setzt einen Mangel voraus.“

Ein Thema war auch die finanzielle Benachteiligung der Grundschullehrer. Karl Zimmermann wies darauf hin, dass die Eingangsbesoldung sogar um acht Prozent gesenkt worden sei. Andreas Kenner vertritt die Ansicht, dass die Gehälter angeglichen werden müssen, auch weil die zu bewältigenden Aufgaben mehr werden. Die Erhöhung des Einstiegsgehalts von A12 auf A13 sei nicht einfach, merkte Andreas Schwarz an. Man müsse dabei das Gefüge im öffentlichen Dienst im Auge behalten.

Uneinigkeit herrschte über die Folgen der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung. Während Andreas Schwarz die Entwicklung so kommentierte, dass sich die Eltern hin zu einem höheren Bildungsabschluss entschieden hätten, vertrat Karl Zimmermann die Meinung, dass die Haupt- und Werkrealschulen „regelrecht schlechtgeredet werden. Man hat sie ausgehungert.“ Es gebe Stimmen von Eltern, die Werkrealschule beizubehalten. „Ich kenne viele von der Werkrealschule in Jesingen, die heute Ingenieure sind“, fügte der CDU-Politiker im Hinblick auf die Äußerung Schwarz‘ hinzu. Und Ulrich Kuhn deutete an, dass die Akzeptanz von Werkrealschulen auch ein gesellschaftspolitisches Problem sei.

Was die Entwicklung der Realschule betraf, betonte Andreas Schwarz, dass die grün-rote Landesregierung deren Weiterentwicklung auf den Weg gebracht habe. „Die CDU hat sich nicht genug um die Realschule gekümmert“, sagte Schwarz. Und er bekräftigte, dass sie erhalten bleiben soll. Dem pflichtete Andreas Kenner von der SPD bei. Die Pläne der CDU sehen vor, dass die Klassen „5 und 6 als Orientierungsphase dienen. Ab der 7. Klasse solle sichergestellt werden, dass mindestens in den Fächern Deutsch, Mathematik, in Fremdsprachen und Naturwissenschaften in leistungsdifferenzierten Bildungsgängen auf den Hauptschulabschluss und die mittlere Reife vorbereitet werde.

An der Gemeinschaftsschule scheiden sich die Geister. Heinrich Brinker zeigte sich froh darüber, „dass es Gemeinschaftsschulen gibt, wo Kinder mit unterschiedlicher Leistungsausprägung zusammen lernen können.“ In der Grundschule werde das schon lange praktiziert, alles was danach komme sei ein Problem. Ziel sei es, die Kinder zu fördern und sie besser für das Berufsleben zu qualifizieren. Karl Zimmermann dagegen sieht den Inhalt der Gemeinschaftsschule mit dem Angebot, alle drei Abschlüsse anbieten zu können „als einen Traum“ an. Und er nutzte gleich die Gelegenheit, auf eine brandaktuelle Studie, die am selben Tag veröffentlicht wurde, hinzuweisen, wonach die Unterrichtsqualität an Gemeinschaftsschulen weder schlechter noch besser sei, als an anderen Schularten.