Weilheim · Lenningen · Umland

Wieland, der die Frauen ernst nahm, ihnen zuhörte und sie in seinem Werk verewigte

Feministische Passagen hat Wieland in seinen Altersroman „Aristipp und einige seiner Zeitgenossen“ eingefügt. Eine Figur des Romans, die Hetäre des Klassischen Altertums Lais von Korinth, stimmt ein Klagelied an über die Unterdrückung der Frau im „Geschlechterkrieg“. Doch Lais erliegt selbst der Verführung und stirbt. Eine der Vorbilder für Lais ist Sophie Brentano, eine Schwester Clemens Brentanos, die Enkelin von Sophie Gutermann. Diese Sophie besuchte den 66-jährigen Wieland. Er schwärmt für sie und für sie ist er immerhin ein „liebenswürdiger Greis“. Sie stirbt plötzlich und ist jetzt auf dem Obelisken verewigt. Auch in den Werken „Menander und Glycerion“ und „Krates und Hipparchia“ werden die Geschlechterrollen thematisiert. Glycerion lehnt eine Ehe ab, denn erotische Reize nutzen sich ab. Ebenso Hipparchia, wenn auch aus anderem Grund: Eine Ehe bringt eine Versklavung der Frau in jeder Hinsicht mit sich. In der Diskussion kam die Frage auf, was Wieland für die Frauen so anziehend machte. Denn Herders Frau äußert sich über ihn: „Er ist im ersten Anblick nicht einnehmend, mager, blattnarbicht, kein Geist und Leben im Gesicht, kurz, die Natur hat an seinem Körper nichts für ihn getan.“ Als Antwort mutmaßt Jutta Heinz, dass Wieland die Frauen ernst genommen hat. Er hat ihnen zugehört und manchmal auch in seinem Werk verewigt.ust