Weilheim · Lenningen · Umland
Winterlinden als Wärmespender

Symbol Der Landkreis schafft mit einer Allee in Wernau einen Ort des Gedenkens an die fast 600 Todesopfer der Pandemie. Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für eine neue Impfoffensive. Von Bernd Köble

Trost finden unter Bäumen: 30 Winterlinden im „Sulz­hau“, einem Waldstück am nordöstlichen Stadtrand in Wernau, erinnern seit Freitag an die kreisweit bisher fast 600 Todesopfer der Corona-Pandemie seit März 2020. Ein Ort des Gedenkens und der Stille, der nicht nur Hinterbliebene mit Sitzbänken und Erinnerungstafeln zum Verweilen einladen soll. Eine Allee, die gleichzeitig als eine Art Trutzburg und ein Zeichen der Hoffnung steht, eingebettet in ein Gelände, das zurzeit mit klimaresistenterem Gehölz als „Wald der Zukunft“ neu aufgeforstet wird. Dadurch haben die Alleebäume

genügend Platz, um kräftige Kronen auszubilden. Die Linde sei ein heiliger Baum, der seinen festen

Platz in der Mythologie habe. „Sie steht für Liebe, Gerechtigkeit und Geborgenheit“, betonte Landrat Heinz Eininger. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass sich hinter jedem Opfer ein Schicksal verberge. Familien, Freunde, Nachbarn und Menschen, die nicht selten ohne Beistand und eine letzte Umarmung hätten sterben müssen. Gemeinsam mit Wernaus Bürgermeis­ter Armin Elbl pflanzte Eininger im Anschluss vor Vertretern aus Kreistag, Verwaltung und Kliniken den letzten Baum. Eine Symbolik, die man bisher nur in Verbindung mit Opfern von Krieg und Terror kannte.

Neue Impfstellen – aber wo?

Dass die lange Liste der Verstorbenen damit enden wird, ist hingegen eine Hoffnung, die unberechtigt erscheint. Als die Idee zur Gedenkstätte entstand, schwappte gerade die dritte Infektionswelle durch das Land. „Damals haben wir gemeint, das sei der Schlusspunkt“, erinnerte Eininger an die Situation vor einem Jahr. „Jetzt erleben wir eine Dynamik, die alles bisher Dagewesene übertrifft“ – und die zu neuem Handeln zwingt: Bis nächsten Mittwoch muss der Kreis beim Sozialministerium eine Liste mit

 

Turnhallen zulasten des Schulsports aufzugeben, sehe ich im Moment nicht.
Heinz Eininger
Der Landrat zur Suche nach neuen Impfzentren im Kreis

 

Vorschlägen einreichen, an welchen Standorten neue stationäre Impfzentren möglich sind, um den wachsenden Bedarf zu decken. Eine Wiedereröffnung der gro­ßen Kreisimpfzentren lehnt das Land aus logistischen Gründen zwar ab, dafür sollen zahlreichere kleinere Zentren über die Landkreise verteilt die Arztpraxen entlasten. Am Donnerstagabend erst wurde Eininger nach eigenen Worten vom Ministerium informiert. Freitagnachmittag suchte eine Runde aus Kreisverwaltung, Rathauschefs und Vertretern von Hilfsorganisationen gemeinsam nach Lösungen. Ergebnisse sollen zu Wochenbeginn bekannt gegeben werden. Bis zur Einrichtung neuer stationärer Zentren werden ab kommender Woche sechs statt bisher drei mobile Impfteams im Kreis unterwegs sein. Im Nachbarkreis soll nach den Plänen von Göppingens Oberbürgermeister Alex Maier ab Montag, 29. November, in der EWS-Arena geimpft werden. Esslingens Landrat dagegen geht von kleinen Einheiten aus. „Turnhallen zulasten des Schulsports aufzugeben, das sehe ich im Moment nicht“, sagt Eininger. Man werde aus der Aufgabe keine Konkurrenzveranstaltung machen. „Wir müssen einen gemeinsamen Weg finden, aber wir lassen uns nicht hetzen.“ 

 

Zu Fuß zur 
Gedenkstätte

Die Allee zum Gedenken an die Corona-Opfer liegt im Wernauer Stadtwald im Gewann „Sulzhau“. Sie ist erreichbar vom Wernauer Bahnhof mit der Buslinie 168 bis zur Haltestelle Brühl und anschließend zu Fuß am Kreisel links über die Brühlstraße in etwa 20 Minuten bis zum Waldstück. Vom Parkplatz beim Bolzplatz Brühlstraße oder vom Wanderparkplatz beim ­Hotel Maitre (Kranzhaldenstraße) sind es zu Fuß etwa 15 Minuten. bk