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„Wir haben noch Luft nach oben“

Corona Im Kirchheimer Kornhaus können sich alle Bürger kostenlos auf das Corona-Virus testen lassen. Die zwei „Test-Manager“ erzählen von ihrem Arbeitsalltag. Von Thomas Zapp

Kirchheim. Sie sind für den reibungslosen Ablauf im Kirchheimer Corona-Test-Zentrum im Kornhaus zuständig und haben in der kurzen Zeit seit der zweiten Märzwoche viel erlebt. Dazu gehören auch Beschimpfungen und Beleidigungen von Passanten, die mit der Corona-Politik nicht einverstanden sind. Welche Worte dabei gefallen sind, wollen Christoph von Degenfeld und Stefan Fischer lieber nicht sagen.

Die Stimmung in Deutschland ist mittlerweile angespannt und das bekommen auch sie mitunter zu spüren, wenngleich diejenigen, die sich testen lassen, dem Thema naturgemäß offener gegenüberstehen. Der Anteil der Begegnungen mit aggressiven Menschen sei sehr gering, sagt Christoph von Degenfeld und hält Daumen und Zeigefinger rund einen Zentimeter auseinander.

Vorbild: Tübinger Modell

Durchaus wertvolle Erfahrungen zur Pandemiebekämpfung konnten sie aber sammeln. „Wir würden uns wünschen, dass das Tübinger Modell Schule macht“, sagt Christoph von Degenfeld. Denn seine Erfahrung ist eindeutig: Die möglichst umfassende Testung der Bevölkerung, mithin die Entdeckung symptomloser Corona-Infektionen und das erwünschte „Licht ins Infektionsgeschehen“ kann nur erfolgen, wenn es auch die Notwendigkeit eines Tests gibt. Das haben die „Peaks“ gezeigt, die Höchstwerte bei der Zahl der Getesteten. „Der Spitzentag war der Ostersamstag, da hatten wir von 8 bis 14 Uhr rund 620 Menschen getestet“, sagt Stefan Fischer. Der Grund lag auf der Hand: Viele wollten ältere Verwandte besuchen. An normalen Tagen kommen zwischen 250 und 350, vor allem Senioren oder Menschen, die einen Termin beim Frisör haben oder andere Termine wahrnehmen wollen. Sein Fazit: Die Leute brauchen einen Anlass, sie kommen nicht einfach so, um zu wissen, ob sie infiziert sind.

Der 23 Jahre alte Stefan Fischer kommt aus Ötlingen und studiert eigentlich Philosophie. „Ich wollte meinen Teil zur Pandemiebekämpfung beitragen“, erklärt er seine Motivation. Projektleiter Christoph von Degenfeld hat für die federführende Adler-Apotheke vorher als Bote gearbeitet. Als ihn die Inhaber fragten, ob er die Station leiten wollte, sagte der 40-Jährige, der mehr als 20 Jahre in der Event-Branche tätig und Zivi bei den Johanniter war, sofort zu. Seinen neuen Job macht er mit Leidenschaft. „Ich liebe es, etwas zu organisieren“, sagt er.

Mittlerweile gehören 34 Helferinnen und Helfer zum Team, die Tests führt medizinisches Fachpersonal durch. „Wir beschäftigen ausschließlich ausgebildetes Fachpersonal“, betont Christoph von Degenfeld. „Beispielsweise sind alle unsere Abstreichende ausgebildete Krankenschwestern und -pfleger.“ Er hofft für die Zukunft, dass die Teststrategie des Landes ausgebaut wird, auch wenn das mehr Arbeit bedeutet: „Wir haben noch Luft nach oben.“