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Wo soll es hingehen in Weilheim? 

Haushaltsreden Bei den Planungen für das aktuelle Jahr haben jetzt die Wählervereinigungen das Wort gehabt: Das sind die Schwerpunkte und Ideen der Bürgervertreter. Von Bianca Lütz-Holoch

Die Weilheimer Stadtverwaltung hat mit dem Haushaltentwurf ordentlich vorgelegt: Sie plant für 2023 Investitionen in Höhe von 17 Millionen Euro. Jetzt haben die vier Wählervereinigungen Wünsche und Forderungen formuliert. Ein Überblick über Schwerpunkte, Ideen und Anträge.

Heimische Betriebe im Fokus

Ein Punkt, den FWV, UWV und BDF explizit für das Gewerbegebiet Rosenloh einfordern: Bei den Planungen soll der Fokus stärker auf den Bereich für die heimischen Betriebe gerichtet werden. Der FWV schwebt eine Projektgruppe mit dem Weilheimer Gewerbeverein vor. Dass Rosenloh nachhaltig gestaltet wird, etwa durch eine Verdichtung der Parkplätze, ein Nahwärmekonzept und ressourcenschonendes Bauen, ist der SBV wichtig. Noch einen Vorschlag bringt deren Redner Dr. Ulrich Mors ein: „Wie wäre es, wenn wir die neuen Straßen im forschenden Gewerbegebiet Rosenloh nach weiblichen Wissenschaftlerinnen benennen?“

Zu Fuß zur Jurte

Nicht nur finanziell ein dicker Brocken sind Kinderbetreuung und Schule. Sie beschäftigen auch die Wählervereinigungen. Ein Beispiel: die Jurtenkindergärten in Weilheim. „Wir halten eine Erschließung aus Richtung Friedhofsparkplatz für sinnvoll“, so FWV-Redner Jesse Burgmann zum befürchteten Bring-und Abholverkehr. Mehr noch: „Wir schlagen einen Sammel- oder Treffpunkt in der Alten Bissinger Straße vor, vom dem die Kinder zu Fuß zur Jurte laufen.“ Dass sich das Genehmigungsverfahren in die Länge zieht, beschäftigt die BDF: „Wir regen an, Alternativstandorte zu prüfen“, so Hans-Peter Sindlinger.

Hindernis: Bürokratie

Ebenfalls ein Thema: das zusätzliche Kita-Personal, die explodierenden Personalkosten und die Bürokratie. „Wir könnten an manchen Stellen schneller bauen, wenn man uns die Baugenehmigungen erteilen würde“, sagt UWV-Sprecher Rainer Bauer mit Blick auf Jurten und Schulturnhalle. Die BDF wünscht sich mehr Engagement im Bereich Kinderbetreuung von nicht-kommunalen Trägern und explizit eine Betriebs-Kita von Cellcentric. Sorgen bereitet ihr zudem die Raumsituation an der Grundschule. Die Frage: „Wann müssen wir hier bauen?“.

Autofreier Marktplatz

Dieses Jahr soll in Weilheim ein Verkehrskonzept erarbeitet werden. Besonders lang ist in dem Bereich die Liste der SBV. Sie bringt auch einen alten Vorschlag wieder auf den Tisch. „Vielleicht ließe sich ja doch einmal ausprobieren, wie sich ein autofreier Marktplatz anfühlt?“ stellt Ulrich Mors in den Raum. Er fordert zudem, dass das Gutachten zur Reaktivierung der Schienenverbindung zwischen Kirchheim und Göppingen möglichst zeitnah vorgestellt wird.

Umfahrung planen

Einen ebenfalls in der Schublade verschwundenen Plan holt die BDF hervor: eine Entlastungsstraße zwischen Edeka-Kreisel und Bissinger Straße. Hintergrund ist die Annahme, dass die Rosenloh-Umfahrung nicht so schnell fertig wird wie die ersten Firmen. Handlungsbedarf sieht die BDF zudem für den Fußgängerverkehr zwischen dem Bus­halt in der Brunnenstraße und der Lindachstraße

Der Busbahnhof liegt UWV-Sprecher Rainer Bauer noch aus einem anderen Grund am Herzen: „Wenn man aus dem Bus aussteigt, sieht es nicht gerade einladend aus“, sagt er. „Alle Schaufensterflächen von der Sonne bis einschließlich Schuhgeschäft sind nur zugeklebt.“ Er würde gerne im Auftrag der Stadt Kontakt mit den Eigentümern aufnehmen.

Beim Thema Verkehr sehen alle Fraktionen Handlungsbedarf - allerdings auf unterschiedliche Weise. Foto: Carsten Riedl

Ältere Generation im Blick

Ein weiteres Anliegen von UWV und SBV: Eine barrierefreie Geschäftsstelle für das Soziale Netz Raum Weilheim. „Die Unterbringung im Dachgeschoss des Bürgerhauses ist so auf Dauer, besonderes für die Besucher, nicht mehr zumutbar“, kritisiert Rainer Bauer. Die SBV wünscht sich zudem ein Mehrgenerationen-Projekt mit neuen Wohnformen im künftigen Quartier Brückengasse.

Nachhaltiges Wirtschaften

Die Stadt als Vorbild für Unternehmen, Vereine und Institutionen – das schwebt der FWV vor. „Wir empfehlen der Verwaltung, sich mit dem Thema Gemeinwohl-Ökonomie zu befassen und ein Budget für eine Erstberatung zur Verfügung zu stellen“, so Jesse Burgmann. Die SBV fordert unterdessen, zu prüfen, ob eine Klimafolgenabschätzung für Investitionen möglich ist.

Sirnen reaktivieren

Und noch etwas bringt Ulrich Mors ins Spiel, damit Weilheim auf eventuelle Großereignisse vorbereitet ist: „Sollten wir nicht versuchen, die guten alten Sirenen – zumindest je eine für Kernstadt, Egelsberg und Hepsisau – wieder zu installieren?“

Mit ihren Anträgen haben sich dieses Jahr übrigens alle vier Wählervereinigungen mehr oder weniger zurückgehalten: Zum einen ist die Investitionsliste der Stadt Weilheim ohnehin schon lang. Zum anderen wissen die Stadträte, wie viel Zeit und Arbeitskraft das Mammutprojekt Gewerbegebiet Rosenloh schluckt. Deutlich wurde dabei auch: Die Wertschätzung für die Arbeit der Verwaltung in Bezug darauf ist bei allen groß.

 

Rosenloh, Kinderbetreuung und Verkehr: Die Anträge der Fraktionen

FWV:
1. Erschließung des Jurtenkindergartens „Weinsteige“ aus Richtung Friedhofsparkplatz und Planung eines Sammel- und Treffpunkts für die Kinder in der alten Bissinger Straße
2. Schaffung einer Projektgruppe mit dem Gewerbeverein zur Planung des Bereichs für heimische Betriebe im Gewerbegebiet Rosenloh
3.  Budget für eine Erstberatung zum Thema „Gemeinwohl-Ökonomie“ 

UWV:
Keine förmlichen Anträge

SBV:
1. Prüfen, ob zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden können
2. Fortentwicklung des Quartierskonzepts unter Einbeziehung vorhandener Gruppen
3. Zeitnahe Information des Gemeinderats über die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung einer Schienenanbindung Weilheims
4. Straßennahmen im neuen Gewerbegebiet Rosenloh nach weiblichen Wissenschaftlerinnen benennen
5. Prüfen, wie eine Klimafolgenprüfung relevanter GR-Beschlüsse aufwandsarm umgesetzt werden könnte
6. Prüfen von mindestens 3 Sirenenstandorten in Weilheim/Hepsisau

BDF:
1. Thema Rosenloh: Zeitnahe Entwicklung der Bereiche für heimische Betriebe; Planung zur Fortführung der Entlastungsstraße zwischen Edeka-Kreisel und Bissinger Straße; Betriebskindergarten bei Cellcentric einrichten
2. Alternativen für Standort des Jurtenkindergartens Weilheim prüfen 
3. Kurzfristigere Anpassungen Modernisierungskonzept 2030 im Hinblick auf Bildung und Betreuung
4. Behandlung der Verkehrssituation von Bushalt Brunnenstraße bis Einmündung Lindachstraße im Rahmen des Verkehrskonzepts
5. Bekanntgabe nichtöffentlich gefasste Beschlüsse in der nächsten öffentlichen Sitzung
6. Ausstattung des digitalen Haushaltsplanes mit Suchfunktion