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Wohnungsbrand in Dettingen: Bewohner kämpfen mit den Folgen

Großeinsatz Nach dem Brand in einem Wohnhaus in Dettingen sind viele der Bewohner von Normalität noch weit entfernt. Wie es zu dem Feuer kommen konnte, ist mittlerweile klar. Von Antje Dörr

Im Treppenhaus der Limburgstraße 18 ist der Rauch-Gestank noch immer überwältigend. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben zusammengerollte Handtücher vor ihre Wohnungstüren gelegt. Sie sollen verhindern, dass der Rauchgeruch hineinzieht. Jürgen Talmon ist einer von ihnen. Der 58-Jährige lebt im ersten Stock der Limburgstraße 18. Die Wohnung, in der das Feuer vor drei Wochen ausgebrochen ist, liegt schräg über seiner, im zweiten Stock. Zehn Tage lang war Talmon in einer möblierten Unterkunft der Gemeinde Dettingen untergebracht. Jetzt sind Strom und Wasser wieder da, und auch Talmon ist zurück in seinen eigenen vier Wänden. Der Schaden hält sich in Grenzen: Nur die Eingangstür hat etwas abbekommen, der Balkon ist leicht beschädigt. Schwarze Klumpen liegen in den Pflanzkästen, in denen Kräuter wachsen. „Die schmeiße ich weg“, sagt Talmon.

Andere haben weniger Glück gehabt. Die Brandwohnung selbst ist komplett zerstört. Auch die Wohnungen, die nebenan und darüber liegen, sind stark beschädigt. Bei Talmons Nachbarn, die unter der Brandwohnung leben, sind die Fensterscheiben gesprungen. Längst nicht alle sind zurückgekehrt, aktuell leben nur Talmon selbst und zwei weitere Nachbarn wieder im Gebäude. Die anderen sind noch immer bei Freunden, Verwandten oder in einer Wohnung der Gemeinde untergebracht. Und auch diejenigen, deren Wohnungen nur wenig abgekommen haben, kämpfen mit den psychischen Folgen. Talmon selbst erzählt, dass es ihm in der Brandnacht erst einmal „die Beine weggezogen“ habe. Eine Nacht verbrachte er im Krankenhaus, zwei Wochen lang war er krankgeschrieben. Mittlerweile geht er wieder zur Arbeit. „Mir geht es ganz gut“, sagt er. 

Die Bilder jedoch kommen immer wieder hoch. Vor ein paar Tagen, erzählt Talmon, sei er auf dem Rauber gewesen, beim Geocaching. In der Nähe gibt es eine Grillstelle. Der Rauch stieg ihm in die Nase und weckte Erinnerungen an die Brandnacht. „Das war nicht angenehm“, sagt er.

Wie es zu dem Feuer kommen konnte, scheint mittlerweile klar. Die Polizei Reutlingen teilt auf Anfrage mit, dass gegen die Bewohnerin der Wohnung, in der das Feuer ausbrach, wegen Brandstiftung ermittelt werde. „Es spricht vieles dafür, dass sie den Brand selbst gelegt hat“, so der Pressesprecher. Die Frau war noch am selben Abend in eine psychiatrische Klinik gebracht worden. Dass sie psychische Probleme hatte, war im Haus bekannt.