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Wohnungsmangel: Kein Ende in Sicht

Gesellschaft In Esslingen und den Kommunen im Kreis fehlt es an Wohnraum. Dieser Trend wird sich wohl weiter verschärfen. Das Esslinger Rathaus hat deshalb einen ambitionierten Plan gefasst. Von Janey Schumacher

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt verschärft sich weiter: Wohnraum ist knapp, gebaut wird offenbar zu wenig, die Preise für Mieten oder Eigentum steigen immer weiter. Diese Entwicklung setzt auch die Kommunen unter Druck. Der Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer hat sich daher vorgenommen, den „Wohnungsbau voranzutreiben“, wie er auf einem Wohnbaugipfel sagte. Doch so leicht ist das nicht. Einerseits steigt der Bedarf an Wohnraum kontinuierlich, andererseits wird deutlich weniger gebaut, als notwendig wäre. Der Plan der Verwaltung ist daher, in den nächsten zehn Jahren etwa 3000 neue Wohnungen in der Stadt zu schaffen.

Wobei Wohnraum nicht nur in Esslingen, sondern im gesamten Landkreis knapp ist. Bis zum Jahr 2035 werden etwa 36  000 Wohnungen benötigt. Derzeit geht der Verband Region Stuttgart allerdings davon aus, dass nicht einmal die Hälfte dieses Bedarfs gedeckt werden kann.

Neben Kostensteigerungen bei Energie und Rohstoffen führen auch der Fachkräftemangel, fehlendes Bauland, Bodenspekulationen und die Inflation zu steigenden Preisen bei Boden, Mieten und Nebenkosten. Nach den neuesten Zahlen, die sich auf 2021 beziehen, kostet ein Quadratmeter Wohnraum im Neubau 6000 Euro – das entspricht einer Steigerung von 20 Prozent innerhalb eines Jahres.

Dies schlägt sich auch auf die Miete nieder. Derzeit beträgt die durchschnittliche Nettokaltmiete in Esslingen laut Mietspiegel 8,99 Euro pro Quadratmeter. Dabei handelt es sich im Übrigen nicht um Wohnungen, die neu auf den Markt gekommen sind. Zum Vergleich: 2020 waren es 8,64 Euro. 2018 betrug die Nettokaltmiete für Wohnungen im Schnitt 8,34 Euro pro Quadratmeter. Auch für Immobilienkäufer bleiben die Steigerungen nicht folgenlos. Jüngere Käuferinnen und Käufer müssten einerseits eine große dauerhafte finanzielle Belastung tragen, andererseits aber auch eine große Summe Eigenkapital mitbringen, sagt Jens Klingohr, der Geschäftsführer der Gesellschaft für innovatives Bauen und Wohnen.

Die Nachfrage nach Wohnraum dagegen wird auch in den nächsten Jahren nicht abreißen. „Die Stadt Esslingen wächst“, sagt Klopfer. Einerseits werden in vielen Branchen in Esslingen und Umgebung Fachkräfte gebraucht – die sich die Wohnungen aber auch leisten können müssen. Denn viele der geburtenstarken Jahrgänge gehen in Kürze in Rente, deshalb fehlen Nachwuchskräfte. Andererseits stellt die Unterbringung Geflüchteter die Kommunen weiter vor Herausforderungen.

Ein Bauprojekt, das in Esslingen Abhilfe schaffen soll, befindet sich auf der Flandernhöhe. Wenn die Hochschule Esslingen diesen Standort verlässt, werden Flächen frei, die bebaut werden sollen. Ähnlich sieht es auf dem Schlachthofareal in der Weststadt aus, auf dem sich bis vor Kurzem die Zentrale der Stadtwerke befand. Auch hier soll gebaut werden. Wohnungsbau ist ebenso auf dem VfL-Postgelände in der Pliensauvorstadt vorgesehen. Doch nicht immer stoßen die Bauprojekte auch auf Zuspruch.

Aus Sicht des Esslinger Oberbürgermeisters ist die Aufgabe, Wohnraum zu schaffen, ein „gemeinsamer Kraftakt“. Gefragt seien dabei Kommunen, Land und Bauträger. In Baltmannsweiler beispielsweise wird mithilfe eines Förderprogramms des Landes gebaut. Wenn Feuerwehr und Rotes Kreuz in den Neubau an der Landesstraße umgezogen sind, können die beiden bisherigen Feuerwehrareale in Baltmannsweiler und Hohengehren neu überplant werden.

In Esslingen will man auch mit „innovativen Baukonzepten“ versuchen, dem Wohnungsmangel entgegenzuwirken, sagt Hagen Schröter von der Esslinger Wohnungsbaugesellschaft. Etwa durch eine Modulbauweise, wie sie erst Am schönen Rain und später in der Alleenstraße im Stadtteil Zell umgesetzt wurde. Dieses Verfahren sei vergleichsweise kostengünstig, sagt Schröter.​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

 

Förderung durch das Land Baden-Württember​​​​​​​g

Initiative Mit der Wohnraumoffensive Baden-Württemberg sollen Wohnpotenziale im Innenbereich der Kommunen erschlossen werden. Innovative Projekte und Ideen sind dabei gefragt. Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen hat landesweit fünf Projekte ausgewählt und zur Förderung vorgeschlagen.

Beispiele Zu den fünf Projekten gehört in Esslingen das neue Tobias-Mayer-Quartier. Dort realisiert die Esslinger Wohnungsbaugesellschaft gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern und unter Beteiligung der Stadtverwaltung und der Bewohnerschaft ein flächeneffizientes Wohnprojekt. Positiv bewertet wurden die innovative Projektsteuerung und die intensive, flexible Zusammenarbeit zwischen den klassischen Wohnbauakteuren und den Wohnprojektgruppen. Weitere Projekte sind der Umbau eines alten Trafoturms in Ludwigsburg zu Wohnungen und das Schließen einer schwer zugänglichen Hofstelle in Schorndorf. jas