Weilheim · Lenningen · Umland
Wonder Woman von der Alb rollt ins Guinnessbuch

Inliner Die Grabenstetterin Sarah Johann lief beim Marathon in Berlin in einem Comic-Kostüm so schnell wie keine Frau zuvor. Von Michael Koch

Berlin ist der Hotspot der Marathon-Szene in Deutschland – das gilt für Läufer ebenso wie für Inliner. Keine Frage also für Sarah Johann, dass sie genau dort ihr Rennen für die Geschichtsbücher absolvieren wollte. Im vergangenen September war es so weit, als die 38-Jährige im Wonder-Woman-Kostüm an der Startlinie des Inline-Marathons stand. Ziel: ein Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde als schnellste Wonder Woman weltweit.

Mit dem eigentlichen Rennen und der Zeit von 1:31,04 Stunden ist Sarah Johann nicht unbedingt zufrieden. Am Wettkampftag hatte es morgens geregnet, was besonders für Inline-Profis zu einer Rollen-Lotterie führt, ähnlich der Reifen-Frage in der Formel 1. Auch nach vielen Trainingseinheiten ist das Kostüm samt Perücke zudem immer noch sehr warm, und im Rennverlauf erwischte sie zudem noch eine schlechte Gruppe. Folglich spielt die Grabenstetterin mit dem Gedanken, ihren Auftritt in diesem Jahr zu wiederholen und die Zeit in Richtung 1:28 Stunden zu drücken.

Männer-Rekord gab es schon

Bis sie vor wenigen Tagen endlich ihre offizielle Guinnessbuch-Urkunde in den Händen halten konnte, verging nicht nur ein halbes Jahr nach dem Wettkampf, sondern vor allem im Vorfeld war ein enger Austausch mit dem Guinness-Komitee notwendig. Besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Kostüm, das von einer Freundin handgefertigt worden war und auf Verlangen des Komitees immer wieder nachgebessert werden musste, bis die Trägerin auch tatsächlich problemlos als Wonder Woman zu identifizieren war.

Aber wie kommt man überhaupt auf die Idee zu solch einem kuriosen Rekord? „Für Männer gab es diesen Guinness-Eintrag schon“, sagt Sarah Johann, als Comic-Fan habe sie sich daher dazu entschlossen, auch für Frauen eine entsprechende Bestmarke zu setzen.

„Ich werde bald 39“

Dass sie sportlich dazu überhaupt in der Lage war, hat freilich eine längere Vorgeschichte. Ursprünglich war Sarah Johann Läuferin, sie musste aber aus gesundheitlichen Gründen 2010 damit aufhören. Zwei Jahre später entdeckte sie das Inlineskaten. Schon 2013 stand sie beim Stuttgart-Lauf am Start und landete im Vorderfeld, „von da an hatte ich Blut geleckt“, sagt sie heute. Inlineskating wurde zu einer Art Sucht. Vor Meisterschaften absolvierte sie bis zu neun Trainingseinheiten in der Woche, mal um Grabenstetten herum, mal auf der Skiroller-Strecke der Skizunft Römerstein in Böhringen, mal auf der Rundbahn in Großbettlingen, wo sie dem TSuGV und seiner Inline-Abteilung zugehörig ist. 2019 wurde Sarah Johann schließlich Süddeutsche Meisterin im Halbmarathon, 2021 war sie Dritte bei den Deutschen. 

„Ich werde bald 39 und spüre meinen Körper“, sagt die Kauffrau, die im Alltag bei Uraca und als Trainerin im Fitnessstudio der Albthermen arbeitet. „Trotzdem ist jetzt nach einer Phase der Winterruhe der Ehrgeiz wieder geweckt, und der Spaß ist zurück.“ Ziel sind die Deutschen Meisterschaften im Marathon und ebenjener in Berlin, „weil ich es besser kann“.

Wie schon in den vergangenen Jahren wird sie dafür in der Vorbereitung voll durchziehen und auch mal „eine Drecksau sein“, die sich nicht gleich beim ersten Laktatschub „auf der Leitplanke ausruht, sondern durchzieht“.

So reden nur echte Leistungssportler, und wenn dann noch die gehörige Portion Kreativität dazukommt, reicht es wie in diesem Falle sogar bis ins Guinnessbuch der Rekorde.