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Zehn Mitarbeiter machen viel Wind

Projekt Die Kirchheimer Firma „Wind Energien“ setzt auf erneuerbare Energien. Die Mitarbeiter haben jetzt in den Ellwanger Bergen einen Windpark eröffnet. Von Thomas Krytzner

Ein kleines Team aus Kirchheim sorgt mit Wind für viel Energie. Fotos: pr/Thomas Krytzner
Foto: pr
Ein kleines Team aus Kirchheim sorgt mit Wind für viel Energie. Fotos: pr/Thomas Krytzner
Ein kleines Team aus Kirchheim sorgt mit Wind für viel Energie. Foto: Thomas Krytzner

Die beiden Geschäftsführer Alexander Wiethüchter und Jochen Kreidenweiss sind begeisterte Segelflieger. Dieses Hobby hat normalerweise nichts mit Strom und Energie zu tun. Bei einer Firma, die Windkraftanlagen herstellt, ist das Wissen über Geografie, Thermik und Aerodynamik aber ausschlaggebend. Die beiden Windmühlenspezialisten lernten sich auf der Kirchheimer Hahnweide beim Fliegen kennen. Jochen Kreidenweiss war damals bei der EnBW für erneuerbare Energien zuständig, und Alexander Wiethüchter kümmerte sich bei der Kreissparkasse um das gleiche Thema. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die beiden auf den Gedanken kamen, ihre Erfahrungen und den Wissensschatz in einer gemeinsamen Firma einzubringen.

Die Geschichte der Windkraft an sich begann unter anderen Gesichtspunkten. Mit Hilfe von Mühlen hatten sich die Menschen natürliche Energie schon vor Jahrhunderten zunutze gemacht und mahlten mit der Kraft des Windes Getreide. Später sah man auf vielen Häusern und in deren Gärten kleine Windfänger, die schon in der Lage waren, Wind in Energie umzuwandeln. Schließlich gab es im flachen Norden Deutschlands erste große Windkraftanlagen, die reichlich Strom produzierten. Im hügeligen Süden wiesen die Bundesländer vor allem Senken als Windkraftgebiete aus. Die Leistungen und Ergebnisse waren eher mäßig, und kaum einer mochte den riesigen Türmen mit Propeller eine lange Zukunft voraussagen.

Ein besonderes Gut

Alexander Wiethüchter klärt auf: „Windkraft geht nicht überall. Wir kennen die Schwäbische Alb. Wenn man die Gebiete von oben sieht, kann man sich ein besseres Bild machen.“ Und die Sichtung möglicher Gebiete ist der Beginn für ein Windkraftprojekt. „Da gibt es zuerst Gespräche mit den verantwortlichen Bürgermeistern der Gemarkungen und den Eigentümern des geplanten Grundstücks“, sagt der Wind-Experte.

Danach richtet sich der Blick auf den Bebauungsplan, und die Gutachten werden angefordert. „Zwei große Ordner füllen sich mit den ganzen Papieren. Da gilt es, Windmessungen durchzuführen, den Schall und den Bodengrund zu bewerten und nicht zuletzt zu prüfen, ob Tiere im Bereich der Anlage gefährdet werden“, erzählt der Geschäftsführer.

Rädchen der Zukunft drehen

Rund 300 000 Euro kosten die Zertifikate der Gutachter - ohne jede Garantie. Zudem müssen, wie Alexander Wiethüchter weiter ausführt, über 30 Träger mit ins Boot geholt werden. „Alles beginnt hier in Kirchheim mit einem zehnköpfigen Team“, berichtet er. Dazu gehören Juristen, Kaufleute, Steuerfachangestellte und Ingenieure aus der Versorgungs- und Umwelttechnik. Er ist überzeugt, dass es nicht mehr viele Berufe gibt, in denen man Rädchen der Zukunft drehen kann.

Die Mühen und das Durchhaltevermögen der kleinen Kirchheimer Firma haben sich gelohnt. Kürzlich wurde in den Ellwanger Bergen eine Windkraftanlage mit zehn Mühlen eröffnet. Die Mühlen, wie sie Alexander Wiethüchter nennt, sind insgesamt 207 Meter hoch, und ihre Rotoren haben einen Durchmesser von 115 Metern. „Die Höhe der Türme liegt bei 149 Metern. Damit gehen wir den störenden Verwirbelungen durch die Bäume aus dem Weg“, sagt er. Rund 75 Millionen Kilowattstunden soll der Windpark pro Jahr erzeugen. Alexander Wiethüchter zeigt sich zufrieden: „Damit können 76 000 Einwohner in den Gemeinden Aalen, Oberkochen, Jagstzell und Ellenberg mit Ökostrom versorgt werden.“

An der Einweihungsfeier mit Bürgerfest nahm auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann teil. Wie Alexander Wiethüchter verriet, ist mit der Übergabe an die dortigen Betreiber noch lange nicht Schluss: „Von Anfang an haben wir die Bürger einbezogen, und auch nach Abschluss des Projektes stehen wir in der Verantwortung.“ Die Kirchheimer führen die Anlage weiterhin kaufmännisch und technisch. Und darin haben die Windkraftplaner Erfahrung: „Wir haben acht Windräder im Wert von über fünf Millionen Euro im eigenen Bestand. Damit sind wir in Kirchheim einer der größten Stromerzeuger.“ Alexander Wiethüchter rechnet kurz und ist dann überzeugt: „Wir könnten Kirchheim komplett mit Ökostrom versorgen.“