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Zehntausende feiern beim Fasnetsumzug in Wernau

Narrentreiben Am Fasnetssamstag drohte Wernau aus allen Nähten zu platzen. In Scharen drängten sich Jung und Alt in den Straßen, um die gut 3200 Hästräger zu bejubeln. Von Thomas Krytzner

Dass der „Große Fasnetsumzug“ in Wernau jährlich tausende Fasnetsbegeisterte anlockt, ist über die Region hinaus längst bekannt. Was aber am Samstag in der Stadt los war, dürfte die Erwartungen der organisierenden Zünfte bei weitem übertroffen haben. Ersten Schätzungen nach gehen die Veranstalter von 35000 bis 40000 Besuchern aus. Selbst um 14 Uhr, als schon die Böller der Wernauer Schützen zu hören waren, strömten noch Massen von Menschen in die Stadt. Die Ordner hatten entsprechend viel Arbeit, die Umzugsstrecke frei zu halten. Der Drang, sich nach zwei Jahren Entbehrung durch Corona wieder ins Fasnetsgetümmel zu stürzen, war allerorts groß und die Vorfreude auf das Umzugsgeschehen deutlich spürbar.

 

Die Anmeldungen verliefen so, als wäre nie was gewesen.
Markus Mirbauer
Der Zunftmeister der Wernauer Narren freut sich, dass es nach der Pandemie von Zurückhaltung keine Spur gab.
 

Der Verein der „Wernauer Narren“ mit seinen knapp 600 Mitgliedern in fünf Maskengruppen und der Guggenmusik könnte fast schon alleine einen Umzug stemmen. Aber auch für andere Vereine ist das Spektakel ein Magnet. 76 Gruppen mit 3200 Hästrägern liefen am Samstag beim Umzug mit. „Die Anmeldungen verliefen so, als wäre nie was gewesen“, stellt Markus Mirbauer, Zunftmeister der Wernauer Narren, begeistert fest. Dies sei der Tatsache geschuldet, dass bei allen große Freude herrsche, endlich wieder ein Stück Normalität zu genießen, vermutet er. 

Narrenrufe in aller Munde

Die spürbar gute Laune zeigte sich in allen Facetten des Umzugs. Von den Speakern animiert, begrüßten die Fasnetsfans sämtliche Gruppen mit dem entsprechenden Narrenruf. So war „Hecka Heala – hoi, hoi, hoi“ der Wernauer Narren beispielsweise rasch in aller Munde. Genauso frenetisch begrüßte das Publikum musikalische Gäste aus der Schweiz: Nicht zum ersten Mal war nämlich die Guggenmusik „Note-Trampi“ aus dem gut 360 Kilometer entfernten Biel-Mett nach Wernau gekommen, um mit ihren fetzigen Rhythmen einzuheizen. Für die Gugger aus der Eidgenossenschaft war der Umzug in Wernau wie eine Generalprobe. Denn: Im vorrangig evangelischen Biel startet die Fasnacht traditionsgemäß erst am Donnerstag nach Aschermittwoch.

Den Zuschauerinnen geht es an die Schuhbändel

Weitere Guggen aus der Nähe trieben die Stimmung mit bekannten Melodien auf den Siedepunkt. So sorgte unter anderem auch der viel diskutierte Ballermann-Hit „Layla“, gespielt von der Lenningo-Gugga aus Lenningen, für Tanzeinlagen im Publikum. Viel Beifall gab es für das neue Kostüm der Wernauer Guggenmusik „Bodenbachsymphoniker“. Die Mitglieder begeisterten die Besucher als „Tempelwächter von Thailand“. Beim Umzug waren die Zuschauer so oder so mittendrin statt nur dabei. Dafür sorgten gutgelaunte Hästräger mit ihren manchmal mehr schaurigen als schönen Larven. Immer wieder ging’s vor allem für die jungen Zuschauerinnen über Hexen- Teufel- oder Dämonenschultern, nur um anschließend ohne Schuhbändel auf dem Boden der närrischen Tatsachen zu landen.

Mehr als Vollrausch

Seit sieben Jahren steht der Wernauer Umzug unter dem Motto „Fasnet ist mehr als Vollrausch!“ – entlang der Umzugsstrecke sind Spirituosen verboten, und es werden auch bis zum Abend keine verkauft. Einmal mehr zeigten Publikum und Umzugsteilnehmende, dass Fasnet das ist, was sie sein soll: Für alle eine fröhliche Party, auf die man sich auch im nächsten Jahr freut.

Wernauer Fasnet geht in den Endspurt

Bevor die „Wernauer Baura“, die „Brotlaible“ und die „Heckarutscher“ gemeinsam mit den „Geesgassdeifl“ und den „Laichleshexa“ ihre Häs in den Schränken und Kisten verstauen, geht es am Fasnetsdienstag, 21. Februar, nochmal rund: Um 14 Uhr startet die Kinderfasnet in der Wernauer Stadthalle mit lustigen Spielen, einem Showprogramm und der Guggenmusik „Bodenbachsymphoniker“. Später, um 20 Uhr, ist die närrische Bevölkerung eingeladen, gemeinsam mit den Wernauer Narren an der alten Rathausgarage mit der traditionellen Hexenverbrennung die Fasnet zu Grabe zu tragen. Zum Ausklang geht’s danach in die „Hölle“, also in die alte Rathausgarage.