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Zügig zum neuen Viertel

Güterbahnhofsgelände wird so schnell wie möglich bebaut

Die Stadt Kirchheim hat derzeit zwei drängende Probleme: Sie muss neuen Wohnraum schaffen, der zudem kostengünstig sein sollte, und sie muss sparsam mit ihren finanziellen Mitteln umgehen. Letzteres bedeutet, dass Investitionen zu schieben sind – und seien sie noch so dringend erforderlich.

Kirchheim. Besonders heftig hat der Technik- und Umweltausschuss des Gemeinderats bei seiner Haushaltsberatung über zwei ausgewählte Beispiele diskutiert, die beide Prob­leme beleuchten: die vorgesehene Wohnbebauung auf dem alten Güterbahnhofsgelände und die Sanierung des Technischen Zentrums in der Henriettenstraße, die auf mehrere Jahre verteilt werden soll und die sich bis mindestens 2021 hinzieht.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Thilo Rose war es, der in der Ausschusssitzung keine Geduld mehr aufbringen wollte beim Thema „preisgünstiger Wohnraum“. Seiner Ansicht nach dauert alles viel zu lange und ist außerdem viel zu teuer. Sowohl auf dem Gelände des alten Hallenbads als auch im Steingau-­Quartier sei viel Zeit verstrichen, ohne dass etwas passiert wäre. Auch werde in beiden Fällen etwas Wesentliches verfehlt: „Es muss unser Ziel sein, dass junge Familien mit durchschnittlichem Einkommen nach Kirchheim ziehen können.“ Das Planungsamt geht ihm zu sehr ins Detail, weswegen sich die Planungen auch so lange hinzögen. Deshalb betonte er: „Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, mehr nicht.“ Bis September 2016 will er einen Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan am Güterbahnhof fassen können. Alles andere gehe nicht schnell genug.

Was den Bedarf angeht und die lange Zeitdauer, gaben ihm die Redner der anderen Fraktionen durchaus recht. Trotzdem wollten sie die Sache differenzierter betrachten. Andreas Schwarz (Grüne) sprach von einem „ambitionierten Zeitplan“ der Verwaltung, bis Juli 2016 das Rahmenbebauungsplanverfahren einzuleiten: „Wenn das so klappt, kommen wir zügig voran.“ Auf dem Gelände solle schließlich ein Stadtviertel entstehen – „für die nächsten 50 oder 100 Jahre“, und deshalb sei dafür auch die nötige Sorgfalt geboten.

Peter Bodo Schöllkopf (SPD) gab letztlich beiden Vorrednern recht: „Auch wenn es höchste Zeit wird, dass etwas passiert, dauert halt alles eine gewisse Zeit.“ Baubeginn könne frühestens Ende 2017 sein. Auch er sieht Fehler beim Hallenbad-Gelände, aber eben auch eigene Fehler: „Da hat der Gemeinderat zu viele Auflagen gemacht. Das dürfen wir nie wieder so machen. In Teilen sind wir selbst schuld, wenn es dann teurer wird.“ Der Gemeinderat müsse sich da etwas zurücknehmen und weniger verlangen und regulieren.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker wehrte sich gegen den Vorwurf, mit dem Güterbahnhofsgelände nicht schnell genug vorangekommen zu sein. Schließlich habe es alle möglichen Vorschläge für die Nutzung des Areals gegeben. Erst jetzt im Sommer sei beim runden Tisch „Wohnen“ die Idee der Wohnbebauung aufgekommen. Bürgermeister Günter Riemer und Stadtplaner Gernot Pohl betonten außerdem, dass es keinen schnelleren Weg gibt als den vorliegenden – mit Workshops statt eines Wettbewerbs. Damit konnten sie auch eine knappe Mehrheit der Ausschussmitglieder überzeugen, die den CDU-Antrag auf einen früheren Satzungsbeschluss ablehnten.

Einstimmig dagegen hat sich der Ausschuss dafür ausgesprochen, die Sanierung des Technischen Zentrums zeitlich so zu strecken, wie es die Verwaltung vorschlägt. Angelika Matt-Heidecker hatte von zwei gleichermaßen wichtigen Investitionen gesprochen: der Sanierung der Feuerwache einerseits und dem geplanten Eduard-Mörike-Campus in Ötlingen andererseits.

Für den Ötlinger Campus werden rund vier Millionen Euro benötigt. Um dieses Geld durch Umschichtung zu erhalten, wird der kostenintensivste Teil der Sanierung in der Henriettenstraße auf 2020 verschoben. 2017 und 2018 sollen lediglich die gesetzlich notwendige Asbestsanierung sowie die Dachsanierung erfolgen. Beides zusammen kostet rund 1,4 Millionen Euro. Hochbauamtsleiter Wolfgang Zimmert betonte, dass diese Arbeiten unabhängig von der sonstigen Sanierung möglich sind: „Was wir jetzt machen müssen, hat mit den späteren Abschnitten nichts zu tun, das geht autark.“