Dettingen. Groß war die Freude bei Moderator Lutz Schulze, als er auf das Publikum in der zum Kino umfunktionierten Dettinger Schlossberghalle blickte. Eilig wurden noch Stühle herangekarrt, um jedem der 230 gekommenen Filmhungrigen einen Sitzplatz anbieten zu können. Geboten bekamen die Anwesenden einen unterhaltsamen Abend mit filmischen Darbietungen über Nachdenkliches und Vergängliches bis hin zu Zwischenmenschlichem.
Zum einen ist da Josef Pettingers bewegender Beitrag „Reni“. Der 18-Minuten-Film erzählt von einer Mittfünfzigerin, die sich ihrem Schicksal stellt: Reni ist eine der vielen Contergan-Geschädigten aus den 1960er-Jahren, die ihren Alltag meistert. Im Film lässt sie die Zuschauer teilhaben an ihrem Leben. Dem Amateurfilmer Pettinger ist es gelungen, den Alltag von Reni behutsam festzuhalten. Reni selbst beschreibt ihre alltägliche Situation, wie sie ist. Sie fährt Auto und legt Wert auf Selbstständigkeit, auch wenn sie manches Mal auf Unterstützung angewiesen ist. Sie öffnete dem Filmemacher nicht nur ihre Türen, sondern auch ihr Herz.
Loslassen kann Reni beim Schauspielern und beim Malen, wo sie für die gröberen Arbeiten den Pinsel im Mund führt. Dann erzählt sie von der Freude, die sie empfindet, wenn sie Kinder ihre Maltechniken ausprobieren lässt. Sie berichtet von ihrer Aufgeregtheit vor einer Aufführung im Theater, an dem sie schauspielert, und erkennt dann: „Wenn ich auf der Bühne stehe, ist alles ganz leicht.“
Ein Film, der einen ebenfalls zum Nachdenken anregt, ist Lutz Schulzes „Da kam ick ins Grübeln“. Im Urlaub auf Lanzarote entdeckt er eine Villa in einem Ort namens Nazaret. Das pompöse Gebäude gehörte einst dem bekannten Schauspieler Omar Sharif. Schulze und seine Frau nehmen die Anwesenden mit auf einen heiteren, 13-minütigen Rundgang durch das schneeweiße Gemäuer. Eines Tages ließ sich Sharif auf ein Bridge-Spiel ein, war zu erfahren. Er verlor nicht nur das Spiel, sondern auch den Spieleinsatz: das „Vier-Millionen-Superhaus“ in Nazaret. Da kam Filmautor Lutz Schulze ins Grübeln: „Wie kann man so ein Anwesen am Spieltisch einsetzen?“, fragte er sich. Heute ist die Villa eine Art Museum und kann besichtigt werden. Omar Sharif selbst hat dieses Anwesen wohl nie gesehen und „deshalb nie gewusst, wie schön es da ist“.
Wie erfolgreich generationenübergreifendes Arbeiten sein kann, zeigt der zehnminütige Streifen „Die E-Rennkisten-Bauer“ von Karl-Heinz Kosmalla. Schüler der Werkrealschule in Lenningen erschaffen mit Männern des Stammtisches 50plus eine E-Rennkiste. Der Filmemacher lässt das Publikum die Entstehung mit all ihren Herausforderungen miterleben. Er zeigt, wie Junioren und Senioren voneinander profitieren und am Ende mit ihrem Projekt beim E-Rennkisten-Wettrennen auf dem Kirchheimer Verkehrsübungsplatz gemeinsam den Sieg einfahren.
Eine Darbietung von ganz anderer Art ist der Videoclip „Other Reality“ von Jürgen Leitz. Für drei Minuten ließ er Musik im Takt farbenfrohe Formen und Gesichter auf die Leinwand zeichnen. Jeder der zwölf gezeigten Filme begeisterte das Publikum auf seine eigene Weise. Cornelia Wahl