Lenninger Tal

Alte Molke schmuck herausgeputztInfo

Christine Barth verkauft in Schopfloch Goldschmiedearbeiten, Gefilztes und mehr

Wo früher Butter, Sahne, ­Joghurt und andere Milchprodukte über den Tresen gewandert sind, wechseln heute Perlenketten, Ohrringe, verzierte Schneckenhäuschen und gefilzte Tiere den Besitzer. Christine Barth betreibt in der alten ­Molke in Schopfloch ein Lädchen, in dem sie Schmuck und Kunsthandwerk verkauft.

Handgefertigte Kostbarkeiten entdeckt man im Lädchen von Christine Barth in Schopfloch.Fotos: Jean-Luc Jacques
Handgefertigte Kostbarkeiten entdeckt man im Lädchen von Christine Barth in Schopfloch.Fotos: Jean-Luc Jacques

Lenningen. „BarthArt – Schopfloch hat mehr als Dosenwurst!“ Mit diesem Werbeslogan macht Christine Barth kess auf sich aufmerksam. Was der Scheunensommer einmal im Jahr vor einem größeres Publikum unter Beweis stellt, ist an der Durchgangsstraße Alltag: Hüben die Filiale der Metzgerei Dietz, drüben das schmucke Lädchen, das vor einem Jahr in die alte Molke eingezogen ist. Wer die zwei Stufen zur hölzernen Ladentür hinuntersteigt, taucht ein in ein kleines Reich aus handgefertigten Kostbarkeiten, dessen milchig-weiß gekachelte Wände noch die Geschichte atmen, die das Haus bis Anfang der Achtzigerjahre mit Leben füllte.

Ihre Ausbildungen zur Schmuck-Designerin und zur Goldschmiedin absolvierte Christine Barth am Arenhaus in Schwäbisch Gmünd beziehungsweise in Freiburg. 2001 begab sich die Gesellin auf Wanderschaft. „Ich war kreuz und quer in Deutschland unterwegs“, sagt sie. Stationen waren aber auch Rumänien und die Kanarischen Inseln, wo sie vorwiegend auf Baustellen mit anpackte. Auf der Suche nach einem eigenen Heim stießen Christine Barth und ihr Mann auf das Bauernhaus und die angrenzende alte Molke, deren rückwärtige Räume sich hervorragend als Zuhause für die Maschinen des Zimmerers eignen.

Auffällig viele Filigranarbeiten in Form von Ohrschmuck, Kettenanhängern oder Ringen präsentiert die Goldschmiedin in der Vitrine ihres kleinen Werkstatt-Ateliers. „Die Technik habe ich in Ostfriesland gelernt“, erklärt die 38-Jährige. Ausgangsmaterial ist gekörnter Draht (filum granum), der doppelt gekordelt und anschließend flach gewalzt wird. „Mit der Zange oder zwischen den Fingern rolle ich ihn dann auf. Das ist ein ziemliches Gefummel“, sagt sie lachend. Auf diese Weise entstehen orientalisch anmutende – im wahren Wortsinn – filigrane Schmuckstücke.

„Manchmal hadere ich mit meinem Beruf“, gibt Christine Barth zu, wird Gold bei der Gewinnung doch meist mit Quecksilber ausgeschwemmt. Bis auf die Verschlüsse verwendet sie deshalb faires, ökologisches, in Südamerika manuell abgebautes Gold. Edelsteine wie Rosenquarz, Turmalin oder Amethyst möchte sie künftig ebenfalls von einem Händler beziehen, der auf gute Bedingungen beim Schleifen der Steine achtet.

In Schwäbisch Gmünd hält die Goldschmiedin Schmuck-Schulungen ab. Geplant ist, in den eigenen vier Wänden Trauring-Kurse anzubieten. „Da kann man beispielsweise altes Familiengold einschmelzen“, so die symbolträchtige Idee für künftige Brautpaare. Steigender Beliebtheit erfreuen sich insbesondere die Filzkurse von Christine Barth, die sie regelmäßig in einem Altenheim und für Behinderte auf Anfrage abhält.

Autodidaktisch hat sich die Schopflocherin das Nassfilzen angeeignet. Vorwitzige Mäuse, Krippenfiguren, Füchslein, die neugierig aus ihrem Bau linsen, farbenfrohe Clowns oder Fledermäuse zieren Decken und Wände des Lädchens. Echte Hingucker sind umfilzte Geweihe von Rehböcken. Aus dem weichen Material formen Christine Barths Hände genauso Lampenschirme, Lichterketten und Blumen aller Art. Die im Schaufenster schwebenden Feen wiederum sind gewickelt und trockengefilzt. „Wenn es langweilig wird, muss ich etwas Neues machen“, sagt die Künstlerin. Linoldrucke, Aktzeichnungen mit Bleistift oder Kohle entstehen aus dieser Triebfeder. Ihrer Kreativität freien Lauf gelassen hat die einstige Waldorfschülerin auch mit dem Nähen von Topflappen und Deckchen aus alten Stoffen und Säcken, die sie in der Scheune des 100  Jahre alten Bauernhauses gefunden hat.

Eine besondere Liebe hat Christine Barth zu Albschnecken entdeckt. Die auf Spaziergängen mit den beiden sieben- beziehungsweise zehnjährigen Kindern gesammelten Häuschen werden von ihr kunstvoll mit Acrylfarben bemalt und lackiert. Mit Punkten, Wellenlinien und Ornamenten farbenfroh verziert, taugen sie als I-Tüpfelchen für Blumen- oder Kräutertöpfe. „Wir haben am Weihnachtsbaum keine Kugeln mehr, sondern lauter roter Schnecken“, so plaudert Christine Barth aus dem Nähkästchen.

Geöffnet ist BarthArt jeweils freitags von 14 bis 18 und samstags von 10 bis 14 Uhr. Auf Anfrage schließt die Goldschmiedin ihr kleines Reich in der alten Molke aber auch sonst gerne auf.

CHristine Barth, Schopfloch
CHristine Barth, Schopfloch