Lenninger Tal
Am Rathaus nagt der Zahn der Zeit

Sanierung Das historische Gebäude in der Gutenberger Ortsmitte soll wieder in altem Glanz erstrahlen. Die genauen Schäden lassen sich erst beziffern, wenn das Fachwerk freigelegt ist. Von Anke Kirsammer 

Fensterrahmen und Holzbalken sind geschädigt, Kitt und Farbe blättern ab, teilweise klaffen Fugen zwischen Putzgefachen und Hölzern. Das Gutenberger Rathaus muss dringend saniert werden. Einstimmig hat sich der Lenninger Gemeinderat dafür ausgesprochen, das Projekt im kommenden Jahr anzugehen. „Wir wollen, dass das schöne Gebäude den Ortsteil wieder schmückt“, so formulierte es Bürgermeister Michael Schlecht.

Wie Hochbauamtsleiterin Angela Spoljar erläuterte, hat der Restaurator Erwin Raff den Fachwerkgiebel bereits untersucht. Dabei ist er auf erhebliche Schäden gestoßen. Nun soll die Holzoberfläche teils abgeschliffen beziehungsweise abgebeizt werden. Erst dann lässt sich exakt erkennen, in welchem Zustand der Giebel des Gebäudes ist, das aus dem Jahr 1727 stammen dürfte. Schon jetzt ist sicher, dass es teils neue Schwellen braucht. Wo Holz ergänzt werden muss, soll Altholz aus Eiche eingebaut werden. Vorgesehen ist zudem eine Reparatur des Putzes zwischen den Gefachen. Saniert werden sollen auch die übrigen Fassaden samt Dachrinnen, damit das Wasser künftig über die Fallrohre und nicht über die Hauswand fließt.

 

Wir müssen das ortsbildprägende Gebäude erhalten.
Harald Röhner
Der Gutenberger Ortsvorsteher weist darauf hin, dass der Zustand „seines Dienstsitzes“ von Jahr zu Jahr schlechter wird.

 

Einen Zuschuss zum Erhalt und zur Pflege des Kulturdenkmals bekommt die Gemeinde nicht. Derzeit beläuft sich die Kostenschätzung auf 88 000 Euro. Im Haushalt fürs kommende Jahr sind 100 000 Euro vorgesehen, um zumindest einen gewissen Puffer zu haben. Im jetzigen Haushalt waren bereits knapp
160 000 Euro verankert. Michael Schlecht beugte angesichts der Unwägbarkeiten schon einmal vor: „Ob das Geld reicht, wissen wir nicht.“ Mehr könne man aber aufgrund der jetzigen Datenlage nicht einstellen.

Einhellig sprach sich das Ratsgremium dafür aus, das Gebäude zu erhalten. Einzelne Mitglieder hatten ob der Kosten jedoch Magengrimmen: „Es muss uns klar sein, es können am Ende auch 300 000 Euro werden“, sagte Karl Boßler. Armin Diez erinnerte an davongaloppierende Kosten bei der Sanierung des Schlössles und sprach deshalb von einem „Déjà-vu“. Dennoch hält auch er die Sanierung für richtig, genauso die Beauftragung des Fachmanns Erwin Raff. Mit einem augenzwinkernden Verweis auf „seinen Dienstsitz“ brach auch Gutenbergs Ortsvorsteher Harald Röhner eine Lanze für den Erhalt des ortsbildprägenden Gebäudes. „Es ist notwendig, dass man etwas tut. Der Zustand wird mit jedem Jahr schlechter.“ Geplant ist, die Sanierung von April bis Ende Juni 2022 vorzunehmen.