Lenninger Tal

Audienz bei der Keltenfürstin

Ausstellung Ab dem 22. April ist „Das Geheimnis der Keltenfürstin“ in Hülben zu sehen. Die Fundstücke aus dem 2 600 Jahre alten Prunkgrab wurden in Handarbeit nachgebaut. Von Matthäus Klemke

Ganz vorsichtig nimmt Landesarchäologe Professor Dr. Dirk Krausse den Brustschmuck aus der Schachtel - zwei weiße Keilerzähne, die mit bronzenen Anhängern verziert sind. Man geht davon aus, dass die Kelten ihren Pferden diesen Schmuck umgehängt haben, erklärte Krausse am Donnerstagmorgen in Hülben.

Anlass für das Pressegespräch im Rathaus war die Sonderausstellung „Das Geheimnis der Keltenfürstin“ im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, der Gemeinde Hülben sowie den Gemeinden Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler aus der Region am Heidengraben. Ab dem 22. April können Besucher an der Rietenlauhalle Fundstücke aus dem 2 600 Jahre alten Prunkgrab von der Heuneburg bestaunen. „Damit wird eine Brücke zwischen den zwei wichtigsten Fundplätzen der keltischen Zeit in Baden-Württemberg geschlagen: dem frühkeltischen ,Fürstensitz‘ Heuneburg an der oberen Donau und dem spätkeltischen Oppidum Heidengraben“, so Dr. Gerd Stegmaier, wissenschaftlicher Referent der Region am Heidengraben. Erstmals werden dabei hochwertige Kopien der Originalfunde gezeigt - darunter auch der Keilerzahn-Anhänger, einer der Höhepunkte der Ausstellung.

Bereits im vergangenen Jahr war eine Ausstellung über die Keltenfürstin in Hülben zu Besuch und lockte 13 500 Gäste an, damals noch mit den Originalfundstücken. Diese werden derzeit wissenschaftlich untersucht und anschließend dauerhaft in einem Museum ausgestellt.

Dass es sich bei den neuen Exponaten um Kopien handelt, tue der Ausstellung aber keinen Abbruch, sondern sei eine Bereicherung, sagt Krausse. Denn die Fundstücke haben jetzt eine Frischzellenkur bekommen und sehen so aus, wie die Originale bei ihrer Entstehung ausgesehen haben. „Die Stücke sind so gut geworden, dass man sie von den Originalen nicht unterscheiden kann“, sagt Chefrestauratorin Nicole Ebinger-Rist.

Drei Jahre habe man nach jemandem gesucht, der die verzierten und detailreichen Schmuckstücke der Kelten nacharbeiten kann. „Ich hatte die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben“, erinnert sich Nicole Ebinger-Rist- an eine Absage nach der anderen. Zu kompliziert sei die Aufgabe für viele Goldschmiede und Künstler gewesen. Dann traf Ebinger-Rist auf den Schweizer Markus Binggeli, einen Kunstlehrer und Experimentalarchäologen aus Bern. „Ich brachte ihm die Originale und er prüfte sie - nur mit Lupe, Bleistift und einem Blatt Papier ausgerüstet.“ Dann fertigte er die Kopien in Handarbeit an. Die Ergebnisse überzeugten nicht nur Archäologen und Restauratoren, sondern lieferten zudem noch wissenschaftliche Erkenntnisse: „Lange wurde kontrovers diskutiert, ob bei den Kelten nur eine Person so viele unterschiedliche Gewerke beherrschen konnte oder ob mehrere Personen an der Herstellung der verschiedenen Fundstücke beteiligt waren. Markus Binggeli hat gezeigt, dass es durchaus möglich ist, dass eine Person alle diese handwerklichen Fertigkeiten beherrschen kann“, so Krausse.

Um den Besuchern zeigen zu können, wie Binggeli gearbeitet hat, wird vor dem Ausstellungs-Container an der Rietenlauhalle eine Medienstation aufgebaut. „Ein Kamerateam hat Binggeli bei seiner Arbeit begleitet“, sagte Ebinger-Rist. Das Video über die Herstellung der Exponate werden sich die Besucher an der Medienstation anschauen können.

Im Innern des Ausstellungs-Containers warten einige Highlights - neben dem Brustschmuck aus Keilerzähnen auch die goldene Kreole der Keltenfürstin.

„Wir freuen uns, wieder Gastgeber dieser faszinierenden Ausstellung sein zu dürfen“, sagte Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser: „Es ist ein anderes Konzept im gleichen Kleid.“

Rund um die Ausstellung wird es zahlreiche Veranstaltungen, Vorführungen und eine öffentliche Tagung geben. Am 22. und 23. April wird die Ausstellung im Rahmen der Gewerbeschau Hülben für Besucher geöffnet sein. Am 6. Mai findet unter dem Titel „100 000 Jahre Menschheitsgeschichte auf der Schwäbischen Alb“ eine archäologische Tagung mit namhaften Referenten statt. Ein Reenactment-Wochenende mit zahlreichen Vorführungen von Kelten-, Römer- und Germanen-Gruppierungen gibt es am 24. und 25. Juni rund um das Ausstellungsgelände.

Info Die Ausstellung wird freitags und samstags von 10 bis 21 Uhr, sonn- und feiertags von 10  bis 20 Uhr geöffnet sein. In den Pfingstferien, 3. bis 18.  Juni, kann die Ausstellung montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr besucht werden.