Lenninger Tal

Auf Gußmanns Spuren durch die Unterwelt

Im Rahmen der Reihe „Kultur an besonderen Orten“ gab es eine Lesung mit Musik in der Gutenberger Höhle

Die Zuhörer lauschten in der Höhle den Geigen- und Gitarrenklängen des Duos „Deitsch" sowie den Rezitationen aus Gußmanns Publik
Die Zuhörer lauschten in der Höhle den Geigen- und Gitarrenklängen des Duos „Deitsch" sowie den Rezitationen aus Gußmanns Publikationen.Fotos: Daniela Haußmann

Lenningen. Untrennbar ist Karl Gußmanns Name mit der Entdeckung der Gutenberger Höhle verbunden. Doch die Schaffenskraft von Gutenbergs berühmtesten Bürger reichte

Daniela Haußmann

weit über die Höhlenforschung hinaus, wie bei Bernd Löfflers Führung im Rahmen von „Kultur an besonderen Orten“ deutlich wurde. Löffler ist nicht nur stellvertretender Vorsitzender des Förderkreis Schlössle in Oberlenningen, sondern auch Mitautor des vom Verein herausgegebenen Buches „Karl Gußmann – Pfarrer, Höhlenforscher, Pomologe, Schriftsteller“.

„In ganz Deutschland hatte sich der Theologe als Obstbaufachmann einen Namen gemacht“, berichtete das Förderkreismitglied. In zahlreichen Publikationen gab der Universalgelehrte sein Wissen weiter, das sich vor allem auf praktische Erkenntnisse stützte, die er im Elternhaus sammelte und in Sindringen ausbaute. Dort hatte Karl Gußmann neun Jahre lang das Pfarramt bekleidet. Zur Kirchengemeinde gehörte ein Obstgut bei dessen Bewirtschaftung der Kirchenmann umfängliche Erfahrungs- und Forschungswerte sammelte.

„Seine obstbauliche Leidenschaft pflegte Gußmann auch in Gutenberg“, sagte Bernd Löffler. Das zeigte beispielsweise seine Tätigkeit als Redakteur der „Monatszeitschrift für Pomologie und Obstkultur“, „Der Obstbau“ und der Vierteljahreszeitschrift „Der Obstbaumfreund“. Bücher zum Obst- und Beerenanbau, Beiträge zur Archäologie, politische Kolumnen, Reiseberichte – Karl Gußmann war nicht nur Theologe, Pomologe und Botaniker, sondern Bernd Löffler zufolge auch ein bedeutender Publizist, der in Sindringen an den Limes-Ausgrabungen beteiligt war.

„In Gutenberg gab es zwar keinen Grenzwall, aber Reste römischer Straßen, die Gußmann untersuchte“, erzählte Bernd Löffler. Vor allem gab es Höhlen, unter denen das Portal im Heppenloch am auffälligsten war. 1877 hatte es Medizinalrat August Hedinger entdeckt. Zwölf Jahre später hat er laut Löffler zusammen mit Robert Hegler, Alfred Pfleiderer und Karl Endriß vor einem heftigen Regenguss im Heppenloch Schutz gesucht. Die Geologengruppe nutzte die Wartezeit für genauere Untersuchungen, bei denen sie feststellte, dass die hintere Wand ihres Unterschlupfes nur aus Kalksinter bestand. Nach dem Regenguss eilten die vier zu Karl Gußmann nach Gutenberg, um von ihrer Entdeckung zu berichten. Am 27. August 1889 gründete die Gruppe den Schwäbische Höhlenverein und bald darauf wurde die Höhle freigelegt.

„Bei den Grabungen wurden in der Knochenhalle, die an das Heppenloch anschließt, unzählige Überreste von Tieren im Kalksinter gefunden“, so Löffler. Knochen von Berberaffe, Höhlenbär, Alpenwolf und Wisent lagerten hier. Ganze Skelettpartien sind von der Grabungsmannschaft allerdings nicht geborgen worden. „Anhand des Kopfes ließen sich die Funde am leichtesten bestimmen. Die restlichen Skelettbestandteile wurden vermutlich den Hang hinuntergeworfen, der sich am Eingang des Heppenlochs befindet“, vermutet Löffler.

Gußmann selbst beschrieb die Gutenberger Höhle als schönste im ganzen Schwabenland. „Harter Stein ist es, der gleich dem reinsten Eis, schillernd und glitzernd die Wände bedeckt, hier in Zapfen herabhängt und sich dort in breiten milchweißen Bändern dahinzieht, während er sich links droben zur Kanzel gestaltet und flutartig aus der vor uns liegenden Höhlung hervorbricht“, zitierte Löffler Gußmanns malerische Beschreibung der Gothischen Halle.

Jürgen Treyz und Gudrun Walther gelang es mit ihrem Gitarren- und Violinenspiel den Worten des Höhlenforschers Tiefe und Leben einzuhauchen. Die musikalische Umrahmung nahm die Besucher mit auf eine Reise, bei der sie die Unterwelt durch Gußmanns Augen erkundeten.

Die Maurische Halle bildete für ihn den schönsten Teil der Gutenberger Höhle. „Wie mit einem gewaltigen weißen Teppich behängt, steht die Wand dem kapellenartigen Raum vor“, zitierte Bernd Löffler. „Dicke Säulen und sich gallerieartig hinziehende Gänge und sich ins geheimnisvolle Dunkel verlierende Nischen, immer entdeckt das Auge neue Einzelheiten und Schönheiten.“ Zwischen Gußmannsdom und Klamm stießen die Besucher auf Reste von Schwammriffen, die vor Jahrmillionen im Jurameer entstanden.