Lenninger Tal

Austausch mit wertvollen Denkanstößen

Jugendliche aus dem israelischen Givatayim und aus Rama pflegten in Nürtingen die trilaterale Schulpartnerschaft

Viel zu erleben gab es während 13 Tagen für 22 israelische Gastschüler, die jüngst zu ihren Austauschpartnern an die Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Nürtingen gekommen waren. Die Beziehungen auf schulischer Ebene zählen zu den wichtigsten Bausteinen der Partnerschaft des Landkreises Esslingen mit der israelischen Stadt Givatayim.

Die israelischen Gäste erhielten auch Einblicke in die Werkstätten der beruflich orientierten Philipp-Matthäus-Hahn-Schule. Foto
Die israelischen Gäste erhielten auch Einblicke in die Werkstätten der beruflich orientierten Philipp-Matthäus-Hahn-Schule. Foto: pm

Nürtingen. Zum Auftakt des jüngsten Austausches kamen die Schüler des beruflich orientierten ORT-Technikums Givatayim zu einem Programm mit den deutschen Schülern. Es gab Stadtführungen in Stuttgart und Nürtingen mit Einblick in die jüdische Geschichte im südwestdeutschen Raum. Sichtlich beeindruckt waren die Gäste vom Daimler-Benz-Museum, einem Besuch auf dem Killesberg und einem Ausflug in einen Kletterpark auf der Schwäbischen Alb. Der israelische Schüler Matan Golanser: „In Israel gibt es leider nur Kletterparks, die zwischen Holzstämmen aufgebaut werden, aber nichts in echten Wäldern und so groß.“

Die israelischen Schüler waren wie in den vergangenen Jahren in Gastfamilien untergebracht, um einen Einblick in den Alltag deutscher Jugendlicher zu erhalten. Vielfältige Ausflüge und Familienfeiern mit internationalem Flair stärkten die engen Beziehungen zwischen den Schülern und die Freundschaften, die bereits im Februar während des deutschen Besuchs in Israel entstanden waren, lebten wieder auf.

Während des viertägigen gemeinsamen Trialogs, zu dem elf arabisch-israelische Gastschüler aus der Partnerschule in Rama ebenfalls mit Schulleitung und Begleitlehrern in Nürtingen eintrafen, wurde viel besichtigt, viel erlebt, viel getanzt und gefeiert. Aber auch eine Exkursion zum Konzentrationslager Dachau fehlte nicht. Dort wurde gemeinsam bei einer kleinen Zeremonie den Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Die jüdische Gruppe bedankte sich am Abend in gemeinsamer Runde bei den arabischen Schülern, da diese an der Zeremonie teilgenommen hatten und dies keine Selbstverständlichkeit darstelle.

Eine der teilnehmenden Nürtinger Schülerinnen, Lilith Schmid, ergänzte dazu: „Der Trialog war für mich eine wertvolle Erfahrung, weil ich interessanten Menschen und ihren Kulturen begegnet bin. Der Ausflug nach Dachau hat nicht nur mich zum Nachdenken und Innehalten gebracht.“

Wie in den vorangegangenen Jahren wurde wieder Zeit und Energie in ein gemeinsames Projekt investiert, um die Gemeinschaft unter den Jugendlichen zu stärken. Als diesjähriges Projekt hatten die Lehrer Sandra Lepple und Simon Bombera mehrere Hundert Bilder zu einer Fotocollage zusammengefügt und in den Werkstätten mit allen Schülern auf einer insgesamt 2,2 Meter langen und 1,6 Meter hohen Leinwand aufgebracht – alle Bilder waren während des Israelaufenthalts von den Schülern des Technischen Gymnasiums fotografiert worden.

Neben der langwierigen Arbeit an der Collage konnten auch die arabischen und israelischen Schüler in der Holzwerkstatt der Schule eigene Werkstücke bearbeiten, einer Schulführung beiwohnen und sich dadurch einen Einblick in das duale Ausbildungssystem in Deutschland verschaffen.

Haytham Ghanem, einer der arabischen Jugendlichen, war von der modernen Ausstattung in den Schulbereichen restlos überzeugt und würde sofort für eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker nach Nürtingen kommen.

Enaam Daoud, noch nicht lange Schulleiterin der Agricultural Highschool, Rama, und Danny Peretz, ebenfalls recht neuer Schulleiter des ORT-Technikums Givatayim, beschlossen bei der gemeinsamen Abschlussveranstaltung, den nächsten Schüleraustausch in Deutschland gemeinsam begehen zu wollen und die kurze Phase des Trialogs erheblich zu verlängern – ein gutes Zeichen für die Zukunft und die Beziehungen zwischen den Schulen.