Lenninger Tal

Bücken ist passé

Owener Rat schafft eine Obstauflesemaschine an, um Stücklesbesitzern zu helfen

Die Apfelbäume auf den Streuobstwiesen hängen voller Früchte. Für die Bürger unter der Teck hat das mühsame Aufklauben bald ein Ende.

Das Streuobstparadies ist verlockend - wenn der Rücken schmerzt, kann jedoch das Auflesen der Früchte zur Hölle werden.Foto: Tho
Das Streuobstparadies ist verlockend - wenn der Rücken schmerzt, kann jedoch das Auflesen der Früchte zur Hölle werden.Foto: Thomas Krytzner

Owen. Die Stadt beschafft ein Gerät, das die Bewirtschaftung der Streuobstwiesen für den einzelnen Stück­lesbesitzer erleichtert. Bereits im Rahmen der Gemeindeentwicklung „Owen 2025“ hat der Gemeinderat die Streuobstoffensive beschlossen. So versprechen sich die Räte und die Verwaltung eine nachhaltige Unterstützung für die Bewirtschaftung und damit den Erhalt der Kulturlandschaft auf Gemeindegebiet.

Zum ersten Maßnahmenpaket gehörten die Ausweisung von Sammelplätzen für Schnittgut, der Erwerb und Verleih eines Hochentasters sowie die finanzielle Förderung zur Neupflanzung von Streuobstbäumen. Diese Projekte fanden laut Ortschefin Verena Grötzinger Anklang: „Die Verwaltung hat zudem erkannt, dass gerade bei der Obsternte für einzelne Streuobstwiesenbesitzer Bedarf an Unterstützung besteht.“

Bereits 2015 stellte die Gemeinde daher den Förderantrag beim Landkreis Esslingen. Nach dessen Ablehnung stellte die Verwaltung für das Programmjahr 2016 den Antrag erneut. Verena Grötzinger dazu: „Im Juni erhielten wir den Bescheid, dass wir vom Land einen Zuschussbetrag von 10 000 Euro bekommen.“

Aufgrund dieses Bescheids ging die Verwaltung in die Offensive und betrachtete gemeinsam mit Bauhofleiter Martin Däschler verschiedene Modelle von Auflesemaschinen. „Nach eingehender Prüfung kamen wir zum Schluss“, so die Bürgermeisterin, „dass eine Obstauflesemaschine mit einem 20-PS-Honda-Motor aus Auenwald geeignet ist.“ Der Kaufpreis liegt bei etwas mehr als 25 000 Euro. Nach Abzug des Landeszuschusses bleibt für Owen ein Restbetrag von 15 000 Euro. Diese Kosten sind einerseits durch eine zweckgebundene Spende und andererseits durch eine weitere Zuwendung gedeckt. „Somit belasten wir den Haushalt nicht.“

Ratsmitglied Thomas Rabel hat auf seinem Hof das gleiche Modell und bestätigte: „Das ist die richtige Maschine für unsere Streuobstwiesen. Aber es ist wichtig, an die Folgekosten zu denken. Wenn das Gerät jedem Owener zur Verfügung gestellt wird, sollte dies nicht kostenlos geschehen – was nix kost, ist nix wert.“ Rabel informierte seine Ratskollegen, dass es in Owen bereits fünf oder sechs solcher Obstauflesemaschinen gibt.

Jochen Eberhardt stellte sich bei der Diskussion die Frage: „Wer geht wie damit um? Wenn die Maschine kaputt ist, brauchen wir eine neue und dann wird es teuer.“ Die Ortsvorsteherin erinnerte sich an die gleiche Thematik, als es um die Anschaffung des Hochentasters ging: „Bis jetzt hat der Verleih gut funktioniert, obwohl uns damals die gleichen Sorgen plagten.“ Es gehe um die Unterstützung und Förderung von Nebenerwerbslandwirten, die sich eine solche Maschine nicht leisten können oder wollen.

Mit einer Enthaltung stimmten die Owener Räte der Beschaffung der Obstauflesemaschine zu.

Muss das sein?

Die Stadt am Fuße der Teck begrüßt Ankommende von allen Seiten mit Streuobstwiesen. Überall stehen voll behangene Bäume, und viele Äpfel liegen bereits am Boden und faulen langsam vor sich hin. Da liegt es doch nahe, den Besitzern der Stückle bei der Ernte und beim Auflesen unter die Arme zu greifen.

Nun stellt sich die Frage: Wenn es in Owen schon mehrere private Auflesemaschinen gibt, soll die Verwaltung die Gelder dann nicht lieber für andere naturschützende Projekte verwenden? Schließlich könnten sich ja die Landwirte gegenseitig aushelfen.

Die Idee der Gemeinschaft hört sich logisch und zukunftsweisend an, theoretisch durchführbar. Die Praxis bringt aber gleich mehrere Nachteile mit sich. Das Verleihen von Gegenständen, insbesondere von Landmaschinen, ist eine Sache für sich. Zumindest, wenn ein Schaden entsteht, ist dies der Gemeinschaft nicht zuträglich.

Somit ist klar: Die Anschaffung einer gemeindeeigenen Obstauflesemaschine dient der Dorfgemeinschaft, dem einzelnen Streuobstwiesenbetreiber und damit dem Erhalt der saftigen Wiesen mit Obstbäumen an der Teck. So leistet Owen einen wichtigen Beitrag für die Natur. Fazit: Ja, es muss sein!THOMAS KRYTZNER