Sie gibt das Startsignal für das Mammutprojekt „Neue Mitte Oberlenningen“: die Bürgerinfo in der Turn- und Festhalle. Zahlreiche Besucher nutzten die Veranstaltung am Donnerstag, um in einen Dialog mit den Planern und der Verwaltung einzusteigen. Dabei wurde deutlich: Die Bundesstraße und der damit zusammenhängende Verkehr treiben die Einwohner am meisten um. Insbesondere bei den Einzelhändlern hat das Thema „Parkplätze“ einen hohen Stellenwert.
Als Diskussionsgrundlage dient der Rahmenplan, der vor einem Jahr aus einem städtebaulichen Wettbewerb als Sieger hervorgegangen war. Michael Schröder vom Büro Wick + Partner stellt klar: „Es ist eine Vision, noch kein fertiger Plan.“ Es gehe darum, eine Ortsmitte zu schaffen, in der man sich gerne aufhält. Dazu gehören Wohnen, Gastronomie, Einzelhandel sowie ein Quartier für Bildung und Betreuung unterhalb der Grundschule. Der Schulweg wird etwas Richtung Schlossrain verlegt und dann über die Lauter gerade in die Steinstraße führen. „Wichtig ist aber auch der Freiraum und Grün“, so der Architekt und Stadtplaner.
Das Lauterufer wird nicht nur naturnaher gestaltet, sondern durch „Bausteine“ - beispielsweise Läden mit einer Außenbewirtung - aufgewertet. Die Kirche, das Schlössle und das Rathaus möchte Michael Schröder von verschiedenen Standpunkten aus besser erkennbar machen. Die bahnbrechendste Änderung ist das Verlegen der Bundesstraße.
Weder eine Umfahrung noch ein Tunnel sind laut dem Stadtplaner eine Option. Die Straße verläuft gemäß dem Siegerentwurf in einer abgeflachteren Kurve bereits auf Höhe des Rathauses in Richtung Schillerplatz auf der Trasse der heutigen Schwelchergasse. „Wir möchten die Betonung des Verkehrs zurücknehmen“, erklärt Michael Schröder. Die B 465 werde zu einer „Ortsinnenstraße“.
Das Projekt wird sich über Jahre ziehen. Welche Nutzung genau wo unterkomme, sei nach und nach zu klären, so der Planer. Zu den nächsten Schritten gehört, abzuklopfen, welchen räumlichen Bedarf es für eine Kindertagesstätte und einen Hort gibt. Gleiches gilt für das Rathaus. Dessen Sanierung und Erweiterung sollen zwar durch einen separaten Bebauungsplan ermöglicht, aber ebenfalls im Rahmen des Projekts „Neue Mitte“ abgewickelt werden.
Das grundsätzliche „Ja“, einen anderen Verlauf der Bundesstraße zu untersuchen, hat das Regierungspräsidium bereits gegeben. Eine technische Machbarkeitsstudie muss jetzt die Details klären. Zentral ist für das gesamte Projekt die Abstimmung mit den Grundstückseigentümern. „Wir haben im Vorfeld mit allen geredet“, betont Bürgermeister Michael Schlecht. „Nicht alle sind mir um den Hals gefallen.“ Ihm ist deshalb klar, dass der eine oder andere Grundstückserwerb, den es für die Realisierung braucht, dem Bohren eines dicken Bretts gleichkommt.
Die Verhandlungen um den Kauf des „Ochsen“, der wie der Erwerb des Gebäudes hinter dem Schneckenbrunnen seit Kurzem unter Dach und Fach ist, hatten sich 20 Jahre hingezogen. Allzu viel Zeit, um mit dem Ummodeln der Ortsmitte zu beginnen, bleibt jedoch nicht. Die Gemeinde ist mit dem Vorhaben Teil des Landessanierungsprogramms.
Tut sich in den ersten sieben Jahren nichts, fliegt die Kommune aus der Förderung raus. Michael Schlecht pocht auf die Dringlichkeit, die Attraktivität des Oberlenninger Ortskerns zu steigern. „Dort muss etwas passieren.“ Ein Bebauungsplan für das Quartier zwischen Heerweg, Burgtobelweg, Schlossrain und Amtgasse soll für den Rahmen sorgen. Einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss hat der Gemeinderat gefällt.
Keine Denkverbote
Mit der Insolvenz der Papierfabrik ist für Michael Schlecht der Aufgabenberg nicht kleiner geworden. Um zu zeigen, wie ernst es ihm damit ist, ihn abzutragen, hatte er eine Spitzhacke dabei. „Ich hoffe, dass wir viele davon überzeugen können, mitzumachen.“ Den Siegerentwurf bezeichnet der Rathauschef als „städtebauliche Grundidee“. Denkverbote dürfe es nicht geben. Sie könne zwar nicht eins zu eins umgesetzt werden, „wir wollen aber nicht von Anfang an kleine Brötchen backen“. Überlegt werden müsse, wie möglichst viele Ziele unter einen Hut gebracht werden können.
Die zahlreichen Anregungen der Bürger sollen nun in den Plan einfließen. Widersprüchliches wird gegeneinander abgewogen. „Wir haben heute sehr viele Hausaufgaben bekommen“, so Michael Schröder. Wenn alles glattgeht, könnte in einem Jahr der Bebauungsplan stehen. Dann seien die ersten Umsetzungsschritte drin.