Lenninger Tal

Chansons ohne Rotwein-Klischees

„Le Trio for me-dable“ im Bahnhof Unterlenningen

Lenningen. Chansons, Musette und Swing: „Le Trio for me-dable“ nahm die Fans französischer Musik im Bürgerhaus im Bahnhof Unterlenningen mit auf einen musikalischen

Trip – pardon: un voyage – in die große Zeit dieses Genres.

Manche Radiosender nennen ihre Exklusivkonzerte gerne schon mal „hautnah“. Im Ambiente des liebevoll restaurierten Unterlenninger Bahnhofs ist das selbstverständlich: kleiner Raum mit 50 Sitzplätzen, eher wie ein großes Wohnzimmer, dazu handgemachte Musik mit akustischer Gitarre, Akkordeon und Kontrabass und drei glänzend aufgelegte Musiker, die für die Besucher im wahrsten Sinne des Wortes hautnah vor ihnen spielen.

Das Publikum ist eine Mischung aus musikinteressierten Neugierigen und absoluten Chanson-Fans. Beispiel: Eine ältere Dame aus Unterlenningen plaudert in der Pause über Juliette Greco in München, „da würde ich sogar zu Fuß hinlaufen“.

Bedient werden sie alle perfekt, das Repertoire des Trios ist zu einem großen Teil wie eine „Greatest Hits“-Sammlung der Chanson-Szene: „La mer“ von Charles Trenet, „La Bicylette“ von Yves Montand, „Mylord“ von Edith Piaf oder „Nathalie“ von Gilbert Bécaud. Eine Art Zeitreise in die 50er- und 60er-Jahre, die ganz große Zeit dieses Genres.

Marc Delpy (Gitarre und Gesang), dem Kopf des Trios, ist es dabei wichtig, die Lieder nicht nur eins zu eins nachzuspielen, sondern ihnen durch raffinierte Arrangements eine eigene Handschrift zu geben, ohne sie zu verfälschen. Zusammen mit Franco Ferrero am Akkordeon und Christian Brinkschmidt am Kontrabass gelingt ihm das geradezu perfekt. Vor allem aber will Delpy den Zuhörern auch die Vielfalt dieser Musik näherbringen. Delpy: „In Deutschland ist Chanson ein Genre, in Frankreich nichts Besonderes.“ Es sei einfach alles, was besungen wird, Lieder eben. Und das kann musikalisch, wie das Trio bewies, alle möglichen musikalischen Einflüsse beinhalten. Es reicht vom „weinseligen“ Musette-Walzer bis zu Bossa-Nova-Anklängen, Tango oder jazzigen Rhythmen. Das Ganze aber immer sehr leichtfüßig, unangestrengt gespielt. Wirklich großartig.

„Wir wollen keine Klischees von Baguette, Baskenmütze und Rotweinglas bedienen“, meint Marc Delpy dazu. Es gehe auch um eine Art Lebensgefühl, das weit über die Klischees hinausreiche. Delpy ist Franzose aus Toulouse, lebt aber seit 30 Jahren in Nürtingen. Das Trio tritt in ganz Süddeutschland bei größeren und kleineren Veranstaltungen auf, gastiert zum zweiten Mal in Unterlenningen und ist auch vielen Besuchern der Kirchheimer Musiknacht schon bekannt.

Der Sänger und Gitarrist unterhält zwischen den Titeln das Publikum mit witzigen, charmanten Moderationen, erklärt auch mal den Inhalt (für „Nicht-Franzosen“) oder wer das Stück für welchen Künstler geschrieben hat. Dazwischen spielen Delpy und Co auch eigene Titel, die jedoch auch so authentisch klingen, als ob sie genau aus der großen Zeit der Chansons stammen.