Lenninger Tal

Da strahlt nicht nur der Bully-Fahrer

Wintersport Sechs Wochen lang profitierten die Langläufer von Top-Bedingungen auf der Schwäbischen Alb. Der Loipenmacher Martin Gienger kann sich kaum an so ein Wintermärchen erinnern. Von Anke Kirsammer

25 Mal klemmte sich Martin Gienger seit dem 6. Januar hinter das Steuer des Pistenbullys. Die Wintersportler hatten so traumhaft
25 Mal klemmte sich Martin Gienger seit dem 6. Januar hinter das Steuer des Pistenbullys. Die Wintersportler hatten so traumhafte Bedingungen wie selten auf der Albhochfläche. Foto: Carsten Riedl

Anhaltend wie lange nicht mehr war die Alb in diesem Winter in eine dicke Schneeschicht eingepackt. Selbst Anfang der Woche, als die Schmetterlinge im Tal bereits um Krokusse und Winterlinge flatterten, funkelten in Schopfloch noch die Schneekristalle in der Sonne. 43 Tage lang konnten Langläufer im Januar und Februar in eine traumhafte Winterwelt abtauchen. „Das war top“, so bringt es der Loipenmacher Martin Gienger auf den Punkt. „Wenn man auf dem Bully hockt, blickt man nur in lachende Gesichter.“

Die Winter, in denen man nicht täglich zittern muss, ob die weiße Pracht noch reicht, um die Furchen für die „klassischen“ Langläufer zu ziehen, sind auf der Alb selten geworden. „Seit zehn Jahren hatten wir nicht mehr solche Bedingungen“, sagt Martin Gienger. „Das war auch ein Traum für den, der spurt.“ 45 Zentimeter hatte es Anfang Januar geschneit. Etwas Regen und anschließender Dauerfrost sorgten für eine feste Unterlage. „Da macht man auf den Äckern und Wiesen nix kaputt“, so der 51-Jährige. Dass der Wintersport auf der Alb im Einklang ist mit der Natur, ist dem Ranger des Landkreises Esslingen ein großes Anliegen. Aus Rücksicht auf das Wild appelliert er deshalb an Langläufer und Schneeschuhwanderer, auf den Loipen zu bleiben.

Fast 30 Jahre lang hatte Martin Gienger die Loipen mit einem Motorschlitten gespurt. „Da bin ich stundenlang im Freien gehockt“, erinnert er sich. Jetzt sitzt er gut gefedert und vor Wind und Wetter geschützt im Fahrerhäuschen des Bullys, den der Verein für Naherholung vor zwei Jahren gekauft hatte. Vom 6. Januar bis zum vergangenen Sonntag warf Martin Gienger 25 Mal den feuerroten „Paana“ an. Vier Stunden lang fährt er über die Hochfläche, fräst die Spuren vom Naturschutzzentrum, vorbei am Otto-Hoffmeister-Haus Richtung Diepoldsburg und auf der anderen Seite vorbei am Bahnhöfle in einem großen Bogen hinauf zum Harpprechthaus. Nicht jeden Tag werden die Loipen präpariert. „Ich fahre, wenn es geweht hat, die Spuren nicht mehr gut sind oder wenn frischer Schnee liegt“, erklärt Martin Gienger. Immer erst die Asch-, dann die Pfulb-Loipe. Eine Runde hat er an der Pfulb um 9.30 Uhr erledigt. Dann stehen bereits die ersten Langläufer in den Startlöchern. „Viele sagen, ‚fahr doch früher‘“, erzählt Martin Gienger. Weil die Spuren dann jedoch häufig schon wieder verweht wären, wenn das Gros der Sportler am Vormittag loslegen will, hält er es nicht für sinnvoll, sich schon um 4 Uhr hinters Steuer des Bullys zu klemmen.

Auch Skater kamen in den vergangenen Wochen voll auf ihre Kosten. Gab es für sie vor zwei Jahren nur eine kurze Variante, konnten sie heuer parallel zu den „diagonalen“ Läufern an der Pfulb eine 8,5 Kilometer lange Runde drehen. Die Asch- sowie die Berghau-Loipe bei Hochwang sind nach wie vor den klassischen Langläufern vorbehalten. Letztere spurt der Landschaftspfleger Daniel Devaux, der außerdem mit dem Schneepflug die Parkplätze sowie die Wanderwege räumt.

Nachdem diese Woche das Tauwetter auch auf der Hochfläche große Löcher in die Schneedecke gefressen hat, können sich Martin Gienger und Daniel Devaux nun wieder anderen Aufgaben zuwenden: Dazu gehört das Fällen von Bäumen, der Heckenschnitt und das Reparieren von Sitzbänken - Arbeiten, die in den vergangenen Wochen dem Präparieren der Loipen zum Opfer gefallen sind.

Im Verein für Naherholung haben sich Gemeinden von Neidlingen bis Kohlberg und der Landkreis Esslingen zusammengeschlossen. Martin Gienger wiederum ist als Ranger beim Landkreis Esslingen eingestellt. Wer den Naherholungsverein und damit auch das Spuren der Loipen finanziell unterstützen möchte, kann eine Spende auf das Konto bei der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen überweisen: IBAN: DE78 6115 0020 0000 3069 00