Lenninger Tal

Das „Epizentrum der Geselligkeit“ im Lenninger Tal

Dorfleben Das unregelmäßig stattfindende Bachstelzenfest begeistert die Gutenberger und ihre Gäste.

Eine getanzte Einladung zum Wiesenfest.Foto: Sabine Ackermann
Eine getanzte Einladung zum Wiesenfest. Foto: Sabine Ackermann

Lenningen. Erst mal im Kreis laufen, mit dem Schwungtuch Wind machen und fröhlich den Leuten zuwinken, um dann als Bienen, Frösche, Marienkäfer und Mäuse geschlossen zum Wiesenfest einzuladen. Kein Wunder, dass da Bürgermeister Michael Schlecht treffend bemerkt: „Gleichzeitig werden etwa 220 Smartphones in Betrieb genommen.“ Bevor die Jüngsten unter der Obhut ihrer Erzieherinnen ihren Eltern ein stolzes Lächeln ins Gesicht zauberten, begrüßt Dietmar Jauß die Besucher im schon gut gefüllten Festzelt: „Ich bin mir sicher, dass der heutige Tag von vielen von Ihnen geradezu herbeigesehnt worden ist“, so der Ortsvorsteher.

Anwesenheitspflicht? Könnte man meinen, denn noch nie sei zu so früher Stunde so viel los gewesen. Logisch, dass ein Großteil der Gutenberger Bevölkerung nach vier Jahren „Enthaltsamkeit“ rechtzeitig ins Epizentrum der Geselligkeit eilt, viele sind darunter, die sich einen guten Platz für den Abend sichern. Da spiele die ­„Boiz-Bänd“, deren Mucke sei ganz akzeptabel, meint ein junger Mann, der „inkognito“ bleiben möchte. Rock, Pop, aktuelle Hits, die wie ein Cocktail an der Beach-Bar gute Laune verbreiten. Zum vierten Mal findet in Gutenberg das legendäre Bachstelzenfest statt, bei dem an zwei Tagen nur wenige der 700 Einwohner zu Hause bleiben. „Gefeiert wird in unregelmäßigen Abständen, so alle drei, vier oder gar fünf Jahre.“ Anders sei es auch nicht zu stemmen, betont Dietmar Jauß, der mit allen Festausschuss-Mitgliedern aus den ortsansässigen Vereinen, der Feuerwehr, der evangelischen Kirchengemeinde sowie dem Kindergarten bereits vor einem Jahr die ersten Weichen gestellt hat. Er macht Appetit aufs Programm für „Kinder, Alteingesessene, Neuhinzugezogene sowie Ehemalige“. Leider hören ihm nicht alle zu, der Geräuschpegel ist enorm, etliche befinden sich längst im „Wiedersehen-Modus“. Wer trotzdem genau hinschaut, merkt, wie sehr den 69-Jährigen das Fest rührt, vielleicht auch mit Blick auf die bevorstehenden Änderungen. Die Grundschule wird heuer geschlossen, demzufolge fällt ihr Beitrag „Ein Haufen Freunde“ aus. „Von den noch sieben verbleibenden Schülern hätten nur drei mitgemacht, das ist natürlich zu wenig“, erklärt die Erzieherin Renate Ebner-Groh. Dass sie noch immer Spaß am Tanzen hat, beweist die Mädchengruppe II des Turnvereins Gutenberg mit dem Ohrwurm „Girls just wanna have Fun“. Genauso schwungvoll geht es weiter, Leiter Kai Volz vom örtlichen Musikverein hat ein vielfältiges Repertoire mitgebracht. Mittlerweile sind freie Plätze Mangelware, es duftet nach Currywurst, Steaks und Pommes, nur das Fassbier lässt noch auf sich warten. Dann ist es endlich soweit, nur ein, zwei Schläge, dann schäumt’s vor der Bühne. Glaskrug um Glaskrug hält Dietmar Jauß unter den Zapfhahn, damit auch kein Tropfen verloren geht. Das war auch Michael Schlechts Anliegen: „Ein Schlag hätte genügt, der zweite war nur zur Sicherheit“, verrät der Schultes. Rund ums Festzelt zeigt sich am späten Samstagnachmittag die Besucherzahl noch überschaubar. Nur die kleinen Schatzsucher sind emsig zu Gange, schaufeln den Sand in alle Richtungen und freuen sich, wenn sie einen der begehrten Edelsteine entdecken: „Ich hab schon drei Stück gefunden“, verrät ein Mädchen und bringt ihre kostbaren Schätze schnell in Sicherheit.

Am Sonntag hielt der ehemalige Weilheimer Pfarrer Walter Veil einen Festgottesdienst und wurde dabei vom Posaunenchor Owen begleitet. Anschließend sorgte abermals der Musikverein für Stimmung, DJ Gero legte die aktuellen Hits auf, und die Jugendfeuerwehr Gutenberg zeigte bei einer Schauübung, was sie so drauf hat. Sabine Ackermann