Lenninger Tal

Das gemeinsame Arbeiten beflügelt

Kunst Die Schopflocher „Malwerkstatt No. 17“ stellt im Kirchheimer Bürgertreff aus. Am kommenden Sonntag wird die Bilderschau mit den Werken der drei Künstlerinnen eröffnet. Von Anke Kirsammer

Karin Bidmon, Tina Maahs und Waltraut Wiedmann (von links) greifen in ihrem Atelier regelmäßig zu Farbtube und  Pinsel.Foto: Mar
Karin Bidmon, Tina Maahs und Waltraut Wiedmann (von links) greifen in ihrem Atelier regelmäßig zu Farbtube und Pinsel.Foto: Markus Brändli

Während draußen der Herbstnebel die Landschaft in tristes Grau taucht, wird drinnen mit Farbe geklotzt. Ob feuriges Rot, leuchtendes Türkis oder festliches Gold – die Schopflocherin Waltraut Wiedmann sowie Tina Maahs und Karin Bidmon aus Hohenstadt verzieren kleine und größere Taschen. „Das ist heute eine Bastelei“, so tut Karin Bidmon die künstlerische Arbeit ab. Vorbereitet werden Adventsausstellungen, bei denen die kreativ gestalteten Geschenktüten verkauft werden sollen.

Regelmäßig trifft sich das Trio dienstags in Schopfloch in der Rossgasse unterm Dach des Elternhauses von Waltraut Wiedmann. Hier können Pinsel, Farben, Pasten, Leinwände, Schwämme, Staffeleien und Materialien wie Bitumen, Sand, Asche oder Marmormehl nach getaner Arbeit stehen bleiben. „Malerwerkstatt No. 17“ nennen die drei Künstlerinnen ihre Gruppe in Anlehnung an die Nummer des Hauses, in dem das Atelier untergebracht ist.

Karin Bidmon, die auch Kunsthandwerk und Schmuck fertigt, sagt: „Ich habe schon immer gerne gemalt, aber mir hat früher jemand gefehlt, der mich fördert und fordert.“ Was die Wiesensteiger Malerin Christel Fuchs in den Anfängen leistete, übernehmen inzwischen Waltraut Wiedmann und Tina Maahs. „Wir sehen unsere Bilder immer wieder zusammen an, sprechen oft über sie und was jede Einzelne damit verbindet“, erklärt Waltraut Wiedmann. Die Bilder spiegeln ihre Stimmungen und Emotionen wider. Gemalt wird nicht auf ein bestimmtes Ziel hin, sondern die drei Frauen lassen sich treiben. Weiter gearbeitet wird dann mit dem, was dabei he­rauskommt. Da ist auf einmal etwas Gegenständliches sichtbar wie ein Frauenkopf mit Hut oder eine tanzende Hexe. „Wenn es nicht weitergeht, kann man richtig frustriert sein“, sagt Tina Maahs. Was man selbst in einem Bild nicht sieht, erkennt vielleicht eine der anderen beiden. Und wenn die weiße Leinwand so gar nicht zum Malen inspiriert, hilft das Setzen eines Themas weiter. Was alle beflügelt, ist die Atmosphäre, die beim gemeinsamen Malen herrscht. „Da taucht man ein und schaltet ab“, sagt Tina Maahs.

Die Frauen werden immer mutiger. Sei es, dass aus alten Rupfensäcken mit Mehl, Körnern und Ähren Bilder entstehen, sei es, dass mit Kaffeesatz, Rost und Schlagmetall oder formbeständigem Unterbodenschutz, der eigentlich in der Autowerkstatt zum Einsatz kommt, gearbeitet wird. Sie greifen nicht nur zum Pinsel, sondern auch zu Schwamm und Spachtel, oder sie bringen die Materialien mit bloßen Händen auf. Waltraut Wiedmann, die früher in den Rathäusern von Oberlenningen und Schopfloch beschäftigt war, hat das Malen intensiviert, seitdem sie im Ruhestand ist.

Jede der drei Frauen pflegt ihren eigenen Stil: „Ich bin die mit den knalligen Farben“, sagt Karin Bidmon lachend über sich. Tina Maahs mag es eher aufgeräumt und harmonisch oder aber „komplett wirr“, wie sie sagt. Waltraut Wiedmann, die wie Karin Bidmon in jungen Jahren eine Schreinerausbildung gemacht hat, liebt es wiederum, wenn beim Malen etwas entsteht. Zum Beweis präsentiert sie ein Acrylbild mit eingearbeiteten Notenblättern, aus dessen Mitte ein leuchtend orangefarbener Engel hervortritt. Das Motto der drei: Unterwegs sein, um sich weiterzuentwickeln, beim Malen, auf der Leinwand, im Leben. Dies und ihre Freude am gemeinsamen Schaffen wollen sie den Betrachtern ihrer Bilder vermitteln. Dazu haben die Besucher einer Ausstellung im Kirchheimer Bürgertreff Gelegenheit, die am Sonntag, 4. Dezember, um 11 Uhr eröffnet wird.

Es sind nicht viele Verkaufsausstellungen, bei denen die Malerinnen ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren, nicht zuletzt, weil sie sich schwertun, ihre Bilder herzugeben. „Am schönsten ist es, wenn sie bei jemandem hängen, den ich kenne. Dann freue ich mich, dass das Bild gut aufgehoben ist“, sagt Waltraut Wiedmann.

„I love art“ steht auf den Schürzen, die die drei Künstlerinnen beim Malen tragen. – Ein Bekenntnis, das man ihnen auf Anhieb glaubt.

Aktivitäten und Ausstellungen*

Angefangen hatte die Zusammenarbeit von Waltraut Wiedmann, Karin Bidmon und Tina Maahs in einem Malkurs der Künstlerin Christel Fuchs in Wiesensteig. Dort lernten sie, mit verschiedenen Materialien auf der Leinwand zu arbeiten. Sie beteiligten sich an verschiedenen Ausstellungen und unternahmen Exkursionen nach Sardinien.

Unter dem Namen Malwerkstatt No. 17 arbeitet das Trio seit Herbst 2012 selbstständig in der Rossgasse in Schopfloch. Im Sommer 2013 folgte eine Ausstellung im Oberlenninger Schlössle. Seit 2014 nimmt die Malwerkstatt No. 17 im Atelier für Ausdrucksmalen Heilmut Kwoka jährlich am Schopflocher Scheunensommer teil.

Bilder der Malwerkstatt No. 17 sind in einer Ausstellung im Bürgertreff, Alleenstraße 96, in Kirchheim zu sehen. Die Vernissage beginnt am Sonntag, 4. Dezember, um 11 Uhr. Geöffnet ist sie bis Freitag, 24. Februar, montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 14.30 bis 17.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.ank

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