Lenninger Tal

Das „Herrenwegle“ wird herausgeputzt

Ortsmitte Oberlenningen bekommt zwischen der Brücke an der Hofstraße und dem Schlössle attraktivere Freiflächen. Das Wasser soll in den Fokus rücken und Kinder zum Spielen animieren. Von Anke Kirsammer

Schon lange fristet das Gelände neben dem Schlössle ein Schattendasein. Nun soll die Lauter erlebbar werden.Foto: Jean-Luc Jacqu
Schon lange fristet das Gelände neben dem Schlössle ein Schattendasein. Nun soll die Lauter erlebbar werden.Foto: Jean-Luc Jacques

Das „Herrenwegle“, auf dem einst höherrangige Scheufelen-Angestellte von ihren stattlichen Häusern am Oberlenninger Schlossrain zur Arbeit in die Papierfabrik gingen, verdient seinen Namen schon lange nicht mehr. Die Treppen sind marode, das Lauterufer entlang des Trampelpfads ist von Dornengestrüpp zugewuchert, Geländer sind verbogen oder aus der Verankerung gerissen. Nun sollen Wasserläufe, Wege und die Grünflächen zwischen Hofstraße und Schlössle aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst werden. Geplant ist, das gesamte Areal attraktiver zu machen. Grundlage ist der Entwurf des Nürtinger Büros welsner+welsner. Die Planer waren 2010 Sieger einer Mehrfachbeauftragung. Bereits vor einem Jahr hatte der Gemeinderat die Entwurfsplanung für den Freiraum beauftragt. Inzwischen wurde - auch unter Einbeziehung des Sanierungsausschusses - weiter an dem Entwurf gefeilt. Einmütig stimmte der Gemeinderat nun der überarbeiteten Fassung zu.

Einladender gestaltet wird der Eingang in das Gebiet von der Hofstraße aus. Den Pfad entlang der Lauter möchten die Garten- und Landschaftsarchitekten in einen befestigten Weg umwandeln. Das Gewässer soll so gestaltet werden, dass es für Fische und andere Kleinstlebewesen durchgängig ist. Vorgesehen ist darüber hinaus ein Sichern der Böschung mit Natursteinen. Die vorhandene Betonmauer wird teils rückgebaut, teils gegen Unterspülung gesichert.

Ein neuer Zugang zur Sulzburgstraße ersetzt die vorhandenen Stufen. Das Konzept beinhaltet auch neue Zäune und Geländer. Am „Lauterknie“, wo der Bach eine scharfe Biegung macht, sieht der Entwurf eine Bank vor, von der aus man einen attraktiven Blick aufs Wasser hat. „Dort bekommt man eine schöne Aufenthaltsqualität hin“, sagte Anemone Welsner. Auch die Grünfläche zwischen Rechen und dem Gebäude Schlossrain 23 behält ihren parkartigen Charakter. Ein gewundener Weg führt zur Brücke Richtung Marktstraße, ein barrierearmer zweiter verläuft an der Böschung zum Schlossrain hinauf, zum Schlössle gelangt man über eine neue Treppenanlage.

Herzstück der Planung ist die Schlossrainwiese. „Der Platz soll belebt sein und zum Spielen einladen“, so Anemone Welsner. Ältere sollen sich genauso angesprochen fühlen wie Jüngere. Spielerisch aufgenommen wird das Thema Wasser. Geplant ist eine von Sitzgelegenheiten und Findlingen gesäumte Sandfläche, aus der sich eine schräge Ebene erhebt. Eine Pumpe soll dazu animieren, Flusslandschaften zu gestalten. Zusätzlich denkbar sind laut Anemone Welsner eine Tretpumpe in Form eines Fahrrads, das Wasserdüsen antreibt, oder ein „Wasserwald“ aus Lärchenstämmen mit einer Pumpenwippe.

Aufgestellt werden zudem im Rahmen eines Mühlenpfades Infotafeln, die Auskunft über die Lauter, Biotope, die Nutzung der Wasserkraft, das Schlössle oder die Papierfabrik geben. Noch nicht endgültig festgelegt ist das Thema Licht. „Wir wollen verhindern, dass das Gelände zu einer Partyzone wird, aber die Aufenthaltsqualität verbessern“, gab Bürgermeister Michael Schlecht zu bedenken. Er trat deshalb für eine reduzierte Beleuchtung ein.

Die Gemeinderäte Karl Boßler und Georg Zwingmann taten sich schwer mit der Vorstellung, dass rund 200 Meter Zäune aufgestellt werden. Dass der Kanal, der Rechen und Teile der Lauter abgesichert werden müssen, sei eine rechtliche Frage und diene dem Schutz, konterte Anemone Welsner. „Wenn Kinder dort Schlitten fahren, sollen sie nicht in den Kanal reinschanzen.“

Mit den Themen Kanalabsicherung, Leuchten und Mobiliar wird sich der Sanierungsausschuss befassen. Bevor der Gemeinderat die Ausschreibung freigibt, muss auch das wasserrechtliche Verfahren abgewartet werden.