Lenninger Tal
Das Museumsdorf wird lebendiger

Kultur Das Freilichtmuseum in Beuren ist für Besucher weiterhin geschlossen. Hinter den Kulissen tut sich viel: Der Blick in die Historie soll bunter werden – zudem ziehen neue Tiere ein. Von Thomas Krytzner

Im Museumsdorf am Albtrauf in Beuren ist es still. Doch nicht ganz: Mehrere frei laufende Hühner samt Hahn verkünden lautstark singend ihre Anwesenheit. „Das sind dressierte Tiere“, schmunzelt Museumsleiterin Steffi Cornelius. Eine Gruppe von freiwilligen Jugendlichen arbeitet täglich mit dem Federvieh, um es schon mal an die Besucher in naher oder ferner Zukunft zu gewöhnen. „Wir wollen den Gästen ermöglichen, auch mal ein Huhn anzufassen“, beschreibt Steffi Cornelius die ungewöhnliche Aktion im Museum. „Das gehört zu unserem Plan, die Geschichte auf dem Gelände lebendig werden zu lassen.“

Da es momentan keinerlei Perspektiven auf eine baldige Öffnung des Freilichtmuseums gibt, nutzen Steffi Cornelius und die Mitarbeiter die Zeit für Grundlagenarbeit. „Das klassische Veranstaltungsprogramm mit 36 Seiten fällt weg, wir reduzieren unsere Planung derzeit auf zwei Monate“, erläuterte die Museumsleiterin die aktuelle Situation im Museumsdorf. Wie viele andere Institutionen im Land setzte man auch im Freilichtmuseum auf digitale Aktionen. „Wir haben den Frühjahrs- putz mit einem Film in den sozialen Medien veröffentlicht und weitere Kurzfilme gedreht“, beschreibt Steffi Cornelius die Arbeit der vergangenen Wochen und Monate. Bei den Mitarbeitern habe man dadurch völlig neue Fähigkeiten entdeckt. Auch der Förderverein des Museums stellte sich die Frage, wie man den Kontakt zu den Mitgliedern aufrechterhalten kann.

Steffi Cornelius, die im Verein stellvertretende Vorsitzende ist, bestätigt, dass der Newsletter „Post von Helene“ seit einiger Zeit monatlich per Mail verschickt wird. Zudem habe sich das Genussteam für den Gartensaal gebildet. Auch wenn es hinter den Kulissen viel zu tun gibt, bleibt der Wermutstropfen der fehlenden Besucher. „Wir sind alle traurig, dass das Freilichtmuseum geschlossen bleiben muss.“ Steffi Cornelius vermutet: „Nach der Pandemie werden wir nicht an die Zeit vor dem Jahr 2020 anknüpfen können.“ Bereits bei der Eröffnung am 19. Mai 2020 nach der ersten Welle seien die Gäste glücklich gewesen, wieder ins Museum kommen zu dürfen. „Wir stellten schon damals fest, dass das Museum bei den Besuchern eine andere Qualität erfuhr. Es zählten nicht mehr nur die Anlässe, die Krise hat bei den Gästen den Blick fürs Detail geschärft.“

In den vergangenen Monaten haben Steffi Cornelius und die Mitarbeiter im Freilichtmuseum die Ausstattung in ausgewählten Häusern verdichtet. „Neu gibt es zum Beispiel Geräuschkulissen in den verschiedenen Gebäuden, sodass Besucher das Leben der vergangenen Zeit live miterleben können“, freut sich die Museumsleiterin. Dies werde durch Schauspieler in historischer Kleidung verstärkt. Nebst den Hühnern und Schafen sollen nach dem Willen der Museumsleitung in naher Zukunft auch Schweine ins Museumsdorf einziehen und damit die Beteiligung der Gäste fördern. „Der neue Grillplatz konnte bisher auch noch nicht richtig genutzt werden, da sehen wir viel Potenzial“, erklärt Steffi Cornelius. Der Digitalisierung wird mit einer App, die vom Land gefördert wird, Rechnung getragen. Die Leiterin des Freilichtmuseums beschreibt die neue Errungenschaft: „Bei der digitalen Erkundungstour wollen wir Zeitgeschichte vermitteln. Wer im Museum mit der App unterwegs ist, kann ein Online-Tagebuch als interaktives Angebot befüllen.“