Wenn eine Firma übernommen werden soll, tun sich viele Fragen auf: Wie geht es mit den Mitarbeitern weiter, ist die Organisationsform noch die richtige, und was ist beispielsweise der Maschinenpark wert? Auch der bisherige Chef, der seinen Betrieb übergibt, muss verschiedene Punkte klären. Unternehmen in Lenningen, Erkenbrechtsweiler und Owen haben seit Neuestem eine Anlaufstelle um die Ecke, die ihnen bei derlei Überlegungen zur Seite steht. Die Wirtschaftsförderung der drei Kommunen - kurz „Leo“ - ist dem Bündnis für Existenzgründung und Unternehmensnachfolge im Landkreis Esslingen beigetreten. Koordiniert wird es durch die Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen der Industrie- und Handelskammer (IHK).
„Für Existenzgründer und Unternehmensnachfolger gibt es viele Beratungsstellen. Sie sind aber nicht immer passgenau“, sagt die Wirtschafts- und Tourismusförderin für Owen, Erkenbrechtsweiler und Lenningen, Eileen Gerstner. Sie hat den Beitritt zu dem Bündnis vorangetrieben. Will ein Geschäftsführer seine Firma übergeben, komme das einem Outing gleich. „Manchmal möchte man eine Firmenübergabe gar nicht so früh publik machen“, gibt sie zu bedenken. Wichtig ist deshalb eine individuelle Beratung. Kern des Bündnisses sind regelmäßig stattfindende Sprechtage in den Rathäusern der beteiligten Kommunen. Durch die kurzen Wege könne ein Gespräch auch mal in der Mittagspause stattfinden. „Meine Aufgabe ist, den Kontakt zwischen Betrieb und Handwerkskammer oder IHK herzustellen. Die eigentliche Beratung übernehmen die jeweiligen Fachleute der Kammern“, so die Wirtschaftsförderin.
Für Eileen Gerstner steht der Service im Vordergrund. Das schließt die Möglichkeit ein, unabhängig von einem offiziellen Beratungstag einen Termin zu vereinbaren. Je nachdem, aus welchem Bereich ein Nachfolger gesucht werde, könne auch ein Vertreter der Arbeitsagentur oder einer Hochschule mit am Tisch sitzen. Dabei muss beispielsweise der Chef eines Betriebs aus Owen nicht ins Rathaus im Städtle. Er könnte auch nach Lenningen, Erkenbrechtsweiler beziehungsweise nach Kirchheim oder Nürtingen gehen, wenn er mehr Anonymität will. „Für mich ist wichtig, dass wir die Unternehmen unterstützen und ich mich noch intensiver für sie einsetzen kann“, betont Eileen Gerstner. Als extremen Gewinn bezeichnet sie den partnerschaftlichen Umgang und die kürzeren Abstimmungswege. „Bei einer Frage kann ich dann einfach mal zum Hörer greifen.“ Einmal im Jahr findet außerdem ein Austausch mit allen Bündnismitgliedern statt.
Für die Kommunen wiederum bringe der Zusammenschluss einen Kopplungseffekt mit sich. Wenn Unternehmen länger bestehen, bleiben Arbeitsplätze erhalten. Hilfreich für Geschäftsführer, die ihre Firma übergeben wollen, ist auch die digitale Plattform „Start next“ des Bündnisses. Gelistet sind dort potenzielle Betriebsübernehmer.
Sollten die Coronaregeln es erlauben, hat die Wirtschaftsförderin für das kommende Jahr einen Stammtisch angedacht. Dort möchte sie junge Leute vernetzen, die einen Betrieb übernehmen wollen. Je nachdem, welche Fragen anstehen, könnte sie über das Bündnis Referenten einladen. Ihre Überlegung: „Im Freundeskreis macht jeder beruflich was anderes, aber man hat ja auch Themen aus der Arbeit, über die man sich austauschen will.“