Lenninger Tal

Das Ziel ist der „Lenninger Weg“

Beschluss Der Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule wird zurückgezogen. Nun soll ein Plan für die Bildungseinrichtungen ausgearbeitet werden. Von Anke Kirsammer

Die Werkrealschule in Lenningen wird vorerst keine Gemeinschaftsschule. Das pädagogische Konzept bleibt.Foto: Jean-Luc Jacques
Die Werkrealschule in Lenningen wird vorerst keine Gemeinschaftsschule. Das pädagogische Konzept bleibt.Foto: Jean-Luc Jacques

Einstimmig hat der Lenninger Gemeinderat beschlossen, den Antrag zur Umwandlung der Grund- und Werkrealschule in eine Gemeinschaftsschule nicht aufrechtzuerhalten. Damit reagiert das Gremium auf das „Nein“ des Nürtinger Schulamts. Auf der Grundlage eines Besuchs, an dem Vertreter des Schulamts, des Regierungspräsidiums (RP), des Schulamts Göppingen und der Rektor einer Gemeinschaftsschule teilgenommen hatten, wurde aus „pädagogisch-fachlicher Sicht“ die Einführung einer Gemeinschaftsschule zum kommenden Schuljahr nicht befürwortet (wir berichteten).

Vor diesem Hintergrund scheint es der Verwaltung sinnvoller, den aktuellen Antrag zurückzuziehen, als ihn vom RP abgelehnt zu bekommen. „Wir sind bemüht, zwei weiterführende Schulformen zu haben“, sagte Bürgermeister Michael Schlecht. Daran knüpft er die Hoffnung auf ein weiterhin hohes Niveau am Schulzentrum in Oberlenningen. Um die Chancen auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule zu erhöhen, hatte die Gemeinde eine fachliche Begleitung finanziert. Der hinzugezogene „Schulentwickler“ habe die Konzeption quergelesen, so der Rektor der Grund- und Werkrealschule, Erich Merkle, der von einem „bitteren Moment“ sprach. „In der Expertise des Staatlichen Schulamts steht, dass auch aufgrund der pädagogischen Konzeption die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule nicht befürwortet wird“, so Merkle. Darüber sei er sehr verwundert.

Das Schulamt hatte moniert, der Unterricht orientiere sich vor allem am Lehrplan der Werkrealschule und es habe kein „Input“ durch die Lehrer beobachtet werden können. „Wir sind davon ausgegangen, dass das nicht gewünscht ist; deshalb haben wir es vermieden“, sagte Merkle dazu. In der Werkrealschule habe der Besuch des fünfköpfigen Teams in zwei Klassen jeweils 20 Minuten gedauert. Nicht nachvollziehbar ist für ihn die Kritik am Umgang mit dem Lerntagebuch und an der Teamstruktur des Kollegiums. Auch aufgrund des Weggangs von Lehrern fordert das Schulamt „ein schlüssiges Konzept zur Integration neuer Lehrkräfte“. Die Stärken wie die Ganztageskonzeption, das inklusive Arbeiten und das Fortbildungskonzept konnten die Mängel nicht aufwiegen.

Das Angebot einer Begleitung und Beratung sowie einer Nachvisitation lehnt die Schule ab. „Das bedauern wir sehr. Andere Schulen haben in diesem Fall nachgelegt“, erklärte die Nürtinger Schulamtschefin Dr. Corina Schimitzek gegenüber dem Teckboten.

Merkle sieht aber wenig Sinn in einer Begutachtung im Februar oder März. Für die Eltern sei der Termin zu spät. „Die Beratungsverfahren für die Viertklässler sind bereits in vollem Gang. Besser wir starten im neuen Schuljahr mit einer gut aufgestellten Werkrealschule.“ Wenn der Weg in Richtung Gemeinschaftsschule offen bleiben soll, hält er es für besser, es im nächsten Schuljahr eventuell erneut zu versuchen. In jedem Fall möchte Merkle an dem pädagogischen Konzept festhalten. Weitergeführt werden sollen auch besondere Angebote. Er nannte unter anderem die Schülerfirma und den musischen Schwerpunkt. „Damit sind wir eine gute Alternative zur Realschule.“ Schlecht stellte sich ebenfalls hinter die Werkrealschule: „Sie leistet gute Arbeit.“

Auf kritisches Nachhaken von Gemeinderat Karl Boßler sagte Merkle: „Wer geprüft wird, sieht manches anders als der Prüfer.“ Dieter Epple sorgte sich um die Zukunft der Schule. Fraglich sei, ob sich die „Mannschaft“ für einen weiteren Anlauf Richtung Gemeinschaftsschule begeistern lasse. Falk Kazmaier äußerte den Verdacht, dass die Ablehnung aus finanziellen beziehungsweise politischen Gründen erfolgt. Von „bestellter Begutachtung“ sprach Dr. Ulrich Jaudas.

Auf Vorschlag von Michael Schlecht wurde beschlossen, einen vom Gremium bereits gewünschten „Bildungsplan“ für die Bildungseinrichtungen der Gemeinde Lenningen auf den Weg zu bringen. Damit soll sich zum Auftakt des neuen Jahres vorerst der Ausschuss für Bildung, Betreuung und Jugend befassen. „Wir müssen mit den Beteiligten darüber nachdenken, was wir von der Schule der Zukunft erwarten“, betonte der Bürgermeister. Im Schulzentrum nur auf eine Gemeinschaftsschule zu setzen, sei auch wegen der daran geknüpften Ganztagesschule nicht der Wunsch. Beschäftigen müsse man sich beim Finden des „Lenninger Wegs“ auch mit den kleinen Grundschulen.