Lenninger Tal

Dem Stuttgarter Kessel entfliehen

Erfahrungen: Vom Neckartal über die Landeshauptstadt auf die Fildern

Entlang von Lauter und Neckar flussabwärts nach Stuttgart, mit der Zacke hinauf nach Degerloch und zurück über Flughafen und Filderebene: Bei dieser Radtour könnte man meinen, es gehe nur bergab. Dennoch sind laut Streckenprotokoll des Handys 560 Höhenmeter zu ­„erfahren“, dabei sind die 200 Meter der Zahnradbahn im Herzen der Landeshauptstadt schon abgezogen.

Die Zacke nimmt Rad und Radler mit hoch nach Degerloch. Fotos: Jörg Bächle
Die Zacke nimmt Rad und Radler mit hoch nach Degerloch. Fotos: Jörg Bächle

Kirchheim/Stuttgart. Auf exakt 80  Kilometer wird sich diese Tour am Ende des Tages summiert haben. Entlang der Lauter geht es nach dem Start zunächst nach Wendlingen, dort überqueren wir den Neckar und lassen Wernau rechts liegen. Weiter geht es durch das ehemalige Landesgartenschaugelände. Die Radtour führt über die Neckarbrücke nach Plochingen, am Hundertwasserhaus vorbei durch die Stadtmitte hindurch weiter auf dem Radweg bis in die Ortsmitte von Altbach. Über eine Fußgängerampel vorbei an einem Brunnen geht es durch die Bahnunterführung in die „grüne Ortslunge“ Altbachs, den Heinrich-Mayer-Park, benannt nach dem Gründer der Neckarwerke.

Nach dem Kraftwerksgelände führt der Neckartalradweg immer der Industriestraße entlang, die nach 500  Metern links abbiegt in ein kleines Industriegebiet. Dort geht es rechts ab in die Straße Entennest. Nach der Brücke biegen wir sofort links ein auf den Neckartalradweg.

Der Radweg führt nun vorbei an Neckarfreibad, Landratsamt und Villa Merkel. Wir verlassen Esslingen, fahren am Neckarufer am Daimlerwerk Mettingen vorbei und erreichen die Kaianlagen und die Staustufe Obertürkheim. Aufmerksam folgen wir nun den Hinweisschildern des Radwegs abseits des Flusses, überqueren Ampeln, achten dabei auf Lkw- und anderen Verkehr und landen – wenn wir alles richtig gemacht haben – vor dem Inselbad Untertürkheim. Rechts davon führt uns der Radweg wieder an den Fluss. Vorbei am Cannstatter Wasen folgen wir dem Radwegweiser S-Zentrum über die König-Karls-Brücke zum Leuze Bad. Nach der Überquerung der Schienen (Achtung Stadtbahnverkehr!) geht es durch den Rosensteinpark. Staubig und laut wird es dann beim Durchqueren der Innenstadt: Stuttgart scheint gerade eine große Baustelle zu sein, angefangen beim milliardenschluckenden Prestige-Projekt Stuttgart 21. Weiter geht es in den Oberen Schlossgarten, vorbei am Staatstheater zum Landtag, der voll verhüllt kernsaniert wird. Schon lockt die nächste Baugrube: Zwischen altem und neuem Schloss, Markthalle und Breuninger soll das Dorotheen-Quartier entstehen. In der Eberhard­straße fahren wir auf einen verhüllten Tagblattturm zu und lassen ihn links liegen. Wir biegen in die Tübinger Straße in das Gerberviertel ein. Linker Hand befindet sich das neue Shoppingzentrum Gerber, rechts folgt später die Brauerei Dinkelacker.

Am Marienplatz wartet auch schon eine alte Stuttgarter Institution, die uns 200 Höhenmeter schenkt: Die Zahnradbahn wurde am 23. August 1884 eröffnet und verbindet den Stadtteil Heslach mit Degerloch. Im Volksmund wird die Bahn auch ­„Zacke“ genannt. Für 2,80 Euro transportiert sie Fahrgäste (inklusive Rad auf einem vorgelagerten Transportwagen) im 15-Minuten-Takt nach Degerloch, wo ein weiteres Stuttgarter Wahrzeichen steht: Mit seinen 217 Metern Höhe ist der 1956 fertig gestellte Stuttgarter Fernsehturm ein ästhetisches und architektonisches Meisterwerk und leider immer noch für Besucher geschlossen. Wir lassen das Gazi-Stadion der Stuttgarter Kickers nebenan auf dem „Guts-Muths-Weg“ an der Waldau rechts liegen und radeln mitten in den Wald, halten uns rechts und landen dann irgendwann auf dem kerzengeraden „Königsträßle“. Nach rund zwei Kilometern folgt eine rasante Abfahrt nach Schönberg, wo wir nach den Häusern und der Senke nach links auf einen Wirtschaftsweg einbiegen, der uns drei Mal eine Hauptstraße überqueren lässt. Jetzt geht es in den Wald entlang des Ramsbaches, den Radwegweisern Richtung Denkendorf folgend. Am Naturschutzgebiet Häslach beim Klärwerk Plieningen mündet der Ramsbach in die Körsch. Wer keine Lust auf Steigungen hat, der folgt der Körsch talabwärts bis nach Denkendorf.

Wir biegen ab über die Brücke und fahren dann links rund einen Kilometer bis wir rechter Hand an einem Baumstumpf ein kleines weißes Blechschild mit der Aufschrift „Kemnater Eck“ entdecken. Scharf rechts folgt der 1,2 Kilometer lange Aufstieg durch den Häslachwald zur L 1192, der wir links ein paar Hundert Meter bis zur Ampel folgen und dann rechts über die Wirtschaftswege der Filderlandwirte verlassen. Unser Ziel ist die Unterquerung der A 8 und das Ende der Landebahn des Flughafens: Hier lassen wir ein paar Flugzeuge über unsere Köpfe rauschen und radeln dann über die Filderflächen bis nach Denkendorf, wo der finale Anstieg nach Köngen ansteht. Für geübte Radler ist die Strecke als Halbtagestour zu empfehlen, Genussradler planen sie als Tagestour ein, die Radwege führen teilweise über Schotter.

Die Zacke nimmt Rad und Radler mit hoch nach Degerloch. Fotos: Jörg Bächle
Die Zacke nimmt Rad und Radler mit hoch nach Degerloch. Fotos: Jörg Bächle
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Serie Erfahrungen: Neckartalradweg bis Stuttgart, Zahnradbahn nach Degerloch und dann auf die Fildern Bildunterschrift: Zwischen Wielandshöhe (links), dem Sternerestaurant von SWR-Koch Vincent Klink und dem Haigst hat man einen Panoramablick aus der Zahnradbahn über den Stuttgarter Talkessel.
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Serie Erfahrungen: Neckartalradweg bis Stuttgart, Zahnradbahn nach Degerloch und dann auf die FildernBildunterschrift: Der Fernsehturm ist wegen Renovierungsarbeiten noch bis vorraussichtlich Ende Dezember 2015 geschlossen.