Lenninger Tal

Demografischer Wandel?

Drexler und Fink kämpfen für Landtagsmandat im Wahlkreis Esslingen

Häufig hat Wolfgang Drexler den Eindruck, dass viel über den demografischen Wandel geredet und nur wenig darauf reagiert wird. Das hat der Esslinger SPD-Landtagsabgeordnete gesagt, bevor ihn seine Partei mit großer Mehrheit zum Kandidaten für die baden-württembergische Landtagswahl am 13. März 2016 kürte.

Esslingen. Drei Tage nach dem Urnengang im Frühjahr wird Drexler 70 Jahre alt, womit sich die Frage nach dem demografischen Wandel bei der SPD im Wahlkreis Esslingen stellt. Beantwortet wird diese Frage freilich nicht. Auch nicht während der Nominierungskonferenz in Esslingen, denn die Genossinnen und Genossen wissen nur zu gut, was sie an ihrem „Wolfgang“ haben. Der hat es seit 1988 stets geschafft, über das Zweitmandat in den Landtag einzuziehen. Dort wird er wohl noch bis Februar als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses, der sich mit den Aktivitäten des Nationalsozialistischen Untergrunds beschäftigt, alle Hände voll zu tun haben. Und dazu kommt natürlich noch seine kommunalpolitische Verwurzelung. Aus der Esslinger Gemeinderatswahl im vergangenen Jahr ist er als Stimmenkönig hervorgegangen.

Viele Gründe also, weshalb die Parteifreunde dem politischen Urgestein gleich mehrfach und glaubwürdig versicherten, man brauche ihn. „Wir schicken den besten Kopf ins Rennen“, sagte etwa Andreas Koch, der Esslinger SPD-Fraktionschef im Gemeinderat. Ein weiterer Kopf lässt zumindest die Mutmaßung aufkommen, als ob sich die Sozialdemokraten vielleicht doch Gedanken darüber gemacht haben, wie es in einer Zeit nach Wolfgang Drexler weitergehen könnte. Besagter Kopf gehört Nicolas Fink, er ist 38 Jahre jung, Bürgermeister in Aichwald und wurde zuletzt mit 97 Prozent der Wählerstimmen in seinem Amt bestätigt. Nicht nur in seiner eigenen Partei sind Stimmen zu vernehmen, wonach ihn seine obligatorischen Turnschuhe politisch noch weit tragen werden. Fink ist am Montagabend – ebenfalls mit großer Mehrheit – zum Zweitkandidaten gewählt worden. Zu möglichen Ambitionen in Richtung Landtag als Nachfolger von Wolfgang Drexler sagt er nichts. Auch wenn in Esslingen derzeit weit und breit niemand in Sicht ist, dem ernsthaft zugetraut wird, in Drexlers große Fußstapfen zu treten.

Wahlkampf hat am Montag im Alten Rathaus natürlich auch eine Rolle gespielt. Drexler sprach von einer Richtungswahl und bezog dies weniger auf seine Person, wenngleich die Wahl im Frühjahr für ihn keinesfalls eine gemähte Wiese ist. Ulrich Deuschle (CDU) dürfte auf das Direktmandat fast schon abonniert sein und Andrea Lindlohr (Grüne) darf sich mit Blick auf ein Zweitmandat gute Hoffnung machen. Da könnte es dann für Drexler eng werden. Der beschwor die Genossen, mehr über die Erfolge der Landesregierung zu sprechen. Etwa über die hohe Wirtschaftskraft im Land, über Gemeinschaftsschulen, über den von der SPD initiierten Umzug der Esslinger Hochschule ins Neckartal und überhaupt über „die gigantische Bilanz“ der Regierenden von Rot und Grün.

Mehr Selbstbewusstsein, das fordert auch Nicolas Fink von seinen Parteifreunden. Und dazu gehört, dass die SPD im Bund natürlich sehr wohl einen Kanzlerkandidaten stellt und dass es das Ziel sein muss, Ministerpräsident Winfried Kretsch­mann durch einen Ministerpräsidenten Nils Schmid zu ersetzen. „Kretschmann ist gut, Schmid ist besser“, meint Fink.