Owen und Kirschen sind ein Synonym. Rund um das Teckstädtchen finden sich auf den Halbhöhenlagen im Streuobstgürtel viele Bäume mit dem leckeren Steinobst. Der Owener „Kirschenstrich“ ist legendär und über jedes anrüchige „Gschmäckle“ erhaben. Entlang der Hauptstraßen nach Lenningen und Beuren bieten die Obstbauern ihre eigenen Früchte an Ständen an und die Vorbeifahrenden greifen bei einem Zwischenstopp gerne zu. Dazu gibt es die leckere Baumfrucht auch in Hofläden und bei den Erzeugern vor der Haustür.
Es soll aber auch Leute geben, die das noch nicht wissen. Dem wollen die Owener abhelfen, allen voran die Tourismus- und Wirtschaftsförderin Eileen Gerstner sowie die Owener Natur- und Museumspädagogin Heidi Schubert. An vier Wochenenden, vom heutigen Samstag bis zum 18. Juli, findet die Aktion „Owen kirscht - eine Entdeckungstour für Klein und Groß“ in den Streuobstwiesen gegenüber dem Teckberg statt. Start und Ziel ist der Bahnhof. Wer mit dem Bähnle anreist, kann gleich losmarschieren. Für die Autofahrer stehen Parkplätze an der Teckhalle und im Städtle zur Verfügung.
„Wir wollen, dass Owen nicht nur mit der Teck in Verbindung gebracht wird, sondern dass die Leute länger im Ort selbst bleiben“, sagt Eileen Gerstner. Dabei soll die Entdeckertour helfen. „Sie soll einen Anreiz schaffen, dass sich die Menschen in die Natur begeben und sich mit der Kirsche auseinandersetzen“, erklärt sie. Bewusst wurde die rund drei Kilometer lange und abwechslungsreiche Strecke auf ein für viele unbekanntes Terrain gelegt. Sie führt hinter dem Gewerbegebiet Braike auf einem Rundkurs am Feuerbölle vorbei wieder zurück zum Startpunkt. Die Burg begleitet die Wanderer stets, sie thront direkt gegenüber auf dem Berg und ist allemal einen Blick wert.
Anfang Mai fand das erste Planungstreffen für die Kirschen-Tour statt. Mit ausbaldowert haben sie der Obst- und Gartenbauverein, der Albverein und die Landfrauen. Obwohl viele Kirschen erfroren waren, hielten die Organisatoren an ihrem Plan fest und entwickelten gleich einen Routenplan. Von Anfang an stand fest: Die Tour soll attraktiv für Familien mit kleineren Kindern sein, aber auch für jeden Spaziergänger neue Informationen und Überraschungen bereithalten. „Beim ersten Rundgang sprudelten nur so die Ideen - das war Brainstorming in der Natur“, erzählt Eileen Gerstner.
Damit schlug auch die Stunde von Heidi Schubert. Mit viel Herzblut erstellte sie das Konzept für die 16 Stationen. Die erste findet sich am Bahnübergang bei der Firma Leuze, hier steht eine kleine Kirschbaumgruppe. Mit allen Sinnen soll die Kirsche erlebbar gemacht werden. „Wenn etwas mit einer Aktion verbunden ist, lernt man einfacher“, sagt Heidi Schubert. Lustige und wissenswerte Stationen wechseln sich ab: Baumrinde fühlen, Kirschkernspucken, mithilfe eines Spiegels ins Innere eines hohlen Stamms schauen, um zu sehen, für wen Totholz Lebensraum ist - welche Tiere sich dort verbergen. An den Stationen gibt es kleine Boxen, in denen sich Karten und anderes Material befindet. In den Bäumen hängen Schilder, die die Aufgabe definieren. Die Naturpädagogin hat selbst zum Stift gegriffen und mit Liebe zum Detail Kirschblüten und Bienen gezeichnet, um so die wichtige Arbeit der Bestäubung aufzuzeigen.
„Es ist eine Einladung, Streuobstwiesen neu zu entdecken und einen anderen Blickwinkel dafür zu bekommen“, sagt Eileen Gerstner. Die Spaziergänger erfahren, was beim Kirschenanbau zu beachten ist, warum es professionelle Anlagen und große Einzelbäume gibt - und was deren Vor- und Nachteile sind. So ist es beispielsweise in einer Anlage möglich, Schutznetze gegen Hagelschäden aufzuspannen.
„Ein Baum kostet viel Geld und Zeit, bis man überhaupt Früchte ernten kann. Er muss gekauft, aufwendig gepflanzt und lange gepflegt werden. Es ist ein unglaublicher Wert, was wir hier an Bäumen haben - und wir nehmen diese Kostbarkeit so selbstverständlich hin“, sagt Heidi Schubert.