Lenninger Tal

Der Apfel fällt nicht weit vom Verkaufsraum

Wenn Landfrauen regionale Lebensmittel anpreisen, dann wissen sie, wovon sie reden

Wenn die Owenerin Brigitte Steinwender ihre Botschafterinnen aussendet, dann hat heimisches Obst und Gemüse Saison. Die speziell geschulten Landfrauen, Botschafterinnen für Agrarprodukte genannt, sollen den Verbrauchern Lebensmittel aus der Region schmackhaft machen.

Der Apfel fällt nicht weit vom Verkaufsraum
Der Apfel fällt nicht weit vom Verkaufsraum

Owen. Wer kennt das nicht? Man schiebt gedankenverloren seinen Einkaufswagen durch den Supermarkt, dann gerät ein gefülltes Tablett ins Blickfeld, und eine Stimme säuselt: „Möchten Sie mal probieren?“ Die Dame die zu der Stimme gehört, präsentiert Wursthäppchen. Letzte Woche hatte sie Schokolade im Angebot, davor Eintopfgerichte, Ananas, Kekse und andere Lebensmittel.

Die sogenannten Botschafterinnen für Agrarprodukte machen im Prinzip das Gleiche: Sie preisen den Verbrauchern Lebensmittel an. Aber eben nicht irgendwelche Lebensmittel, sondern ausschließlich solche, die das Qualitätszeichen oder das Biozeichen Baden-Württemberg tragen. Der Unterschied liegt laut Brigitte Steinwender nicht bloß bei den Produkten, sondern auch darin, dass „die Landfrauen bodenständig sind, sie wissen wovon sie reden und sie haben Hintergrundwissen.“ Sie müssen also glaubwürdig sein.

Interesse an Ernährung, Landwirtschaft, Garten und Ernährung ist auch die Grundvoraussetzung, um überhaupt die Ausbildung zur Agrarbotschafterin machen zu dürfen. Von einem landwirtschaftlichen Betrieb müssen die Frauen nicht kommen. Brigitte Steinwender hat diese Ausbildung selbst absolviert und informierte jahrelang im Lebensmitteleinzelhandel, auf Messen und Ausstellungen über die Produkte mit den drei Löwen. Seit dem Jahr 2006 koordiniert sie hauptberuflich die jährlich rund 2 000 Einsätze für „ihre“ 82 Agrarbotschafterinnen, im Bereich des Landfrauenverbands Württemberg-Baden.

Diese haben derzeit Hochkonjunktur, weil die meisten Werbeaktionen zur Spargel- und Erdbeerzeit stattfinden. „Dabei sollen die Obst- und Gemüsesorten so regional wie möglich beworben werden“, erklärt Steinwender, „denn je kürzer der Transportweg, desto reifer kann man die Früchte ernten und umso mehr Geschmack haben sie dann.“ Über genau diese Zusammenhänge klären die Agrarbotschafterinnen auf. Auch darüber, dass „die Verbraucher Politik mit dem Einkaufskorb machen“. Wer Wert auf regionale Produkte legt, trägt nämlich auch zum Erhalt der heimischen Kulturlandschaften bei.

Zum Produkt gibt es von den Agrarbotschafterinnen zu den Informationen und Tipps auch manchmal einen besonderen Service. Sehr komfortabel ist dabei die Spargelschälmaschine. Die Kunden bekommen die weißen Stangen geschält und müssen sie daheim bloß noch in den Kochtopf stellen.

Agrarbotschafterinnen, die Produkte mit dem Biozeichen Baden-Württemberg bewerben, sind speziell für die Biosparte geschult. „Das können natürlich nur solche Frauen machen, die von Bio überzeugt sind,“ betont Steinwender. Ebenso spezialisiert sind die Milchbotschafterinnen. Diese kennen sich besonders gut mit Milchprodukten, aber auch den Besonderheiten etwa der Weideviehwirtschaft im Schwarzwald aus.

Damit die Kunden Lust aufs Produkt bekommen, backen die Frauen auch mal frische Waffeln um für ein Mehl zu werben. Die Mühle dazu steht in Aalen. „Das heißt natürlich nicht, dass das Mehl der hiesigen Mühlen schlechter ist. Die sind eben meist zu klein und deshalb auch nicht Partner der Aktion“, versichert Brigitte Steinwender.

Die Resonanz der Verbraucher ist übrigens sehr gut. „Viele bedanken sich sogar für das Gespräch. Auch weil sie vieles einfach nicht wussten,“ erzählt Steinwender und sie ist sicher, dass sie es merken werden, dass „es beim Kochen eben auch auf die Qualität der Zutaten ankommt.“

Botschafterinnen für Agrarprodukte aus der Region

Ursprünglich entstand die Idee zu den Agrarbotschafterinnen, um Frauen aus dem ländlichen Gebiet eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen. Gleichzeitig sollten regionale Produkte besser und glaubwürdiger vermarktet werden. Zielgruppe sind Bäuerinnen und Frauen, die sich mit Land- und Hauswirtschaft auskennen, flexibel sind und gerne mit Menschen umgehen. Projektträger ist die Arbeitsgemeinschaft der Landfrauen, das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und die Marketinggesellschaft für Agrarprodukte (MBW). Die Ausbildung findet bei Bedarf einmal jährlich zu Beginn des Jahres statt. Sie umfasst Wissensvermittlung, rechtliche Aspekte, Ernährungskunde sowie Beratungs- und Verkaufstechniken. Dazu kommen Praxistage bei den Produzenten. Zu den fünf Schulungstagen und vier Praxistagen der Basisschulung kommen jährliche Weiterbildungstage. Die Frauen arbeiten auf selbstständiger Basis. Neben den Aktionen im Einzelhandel gibt es auch Einsätze beispielsweise beim Kirchentag, bei Gartenschauen, der Grünen Woche in Berlin, der Tour de Ländle und der Slow-Food-Messe.mor