Lenninger Tal

Der Funke springt über

Rolf Hirsch vom Männerstammtisch „50 Plus“ baut mit Werkrealschülern kleine Wimshurst-Maschinen

Technische Projekte werden an der Lenninger Werkrealschule groß geschrieben. Hilfestellung geben dabei Vertreter des ­Männerstammtischs „50 Plus“.

Generationenübergreifendes Arbeiten wird an der Lenninger Werkrealschule groß geschrieben. Foto: privat
Generationenübergreifendes Arbeiten wird an der Lenninger Werkrealschule groß geschrieben. Foto: privat

Lenningen. „Das Beste war, als man das erste Mal einen Stromschlag bekommen hat“, sagt Sebastian Hirning mit leuchtenden Augen. Einschränkend schiebt er hinterher: „Es hat nur gekribbelt.“ Matthias Stein nickt eifrig. Die beiden 15-Jährigen tüftelten mit anderen Jungs aus den 9. Klassen der Lenninger Werkrealschule im Rahmen des Fachs Natur und Technik fünf Monate lang jeden Donnerstagnachmittag am Bau von sogenannten Wimshurst-Maschinen im Miniaturformat. Die kleinen Hochspannungsgeneratoren entstanden unter Anleitung von Rolf Hirsch vom Lenninger Männerstammtisch „50 Plus“ des Vereins „Unser Netz“.

Schon mehrmals haben Mitglieder des Teams mit der Lenninger Werkrealschule auf Betreiben von Werner Schulmeyer, langjähriger Kopf des Stammtischs, technische Projekte auf die Beine gestellt. So wurden beispielsweise aus Abflussrohren und zwei Linsensystemen zur Beobachtung der Saturnringe Teleskope gebastelt, vergangenes Jahr entstanden in Tandems von Jung und Alt Modelle von V8-Motoren.

Als Grundlage für die WimshurstMaschinen dienten den Schülern Stanzbögen aus Karton. Passgenaues Arbeiten war nicht nur beim Knicken gefragt. Metall- und Kunststoffteile mussten geklebt und kleine Riemen gespannt werden. Nach 115 Arbeitsschritten sprangen endlich bis zu fünf Zentimeter lange Funken über. „Das deutet auf Spannungen von 70 000 bis 90 000 Volt hin, erklärt Rolf Hirsch. Stolz präsentieren Sebastian und Matthias, wie die statische Elektrizität erzeugt wird: Eifrig drehen sie an der Kurbel, die zwei parallel montierte Lamellenscheiben gegenläufig antreibt. „Wer hier sauber geschafft hat, wird belohnt“, meint Rolf Hirsch. Doch er ist überzeugt, dass auch diejenigen, bei denen es nicht so gut geklappt hat, von dem Projekt profitieren: „Beim nächsten Mal werden sie sich sicher auch mehr anstrengen.“

Das Anspruchsvollste sei gewesen, den schwer lesbaren Text überhaupt zu verstehen, sagt Gunter Diez, der die Schüler in Natur und Technik unterrichtet. Die Vertreter des Männerstammtischs hält der Lehrer für eine enorme Bereicherung. „Hier wird die Theorie mit der Praxis verbunden“, so ein Argument von Gunter Diez. Auch könnten die Männer aufgrund ihrer Erfahrung Auskunft zum Einstieg ins Berufsleben geben. „Wie haben Sie es geschafft eine Firma aufzubauen“ oder „was erwarten Sie von einem Azubi?“, waren Fragen, die Rolf Hirsch den Schülern unter anderem beantworten musste.

Der Gedanke, ein lebenswertes Lenningen zu gestalten, treibt den Firmenchef an, sich in der Schule zu engagieren. Gerne gibt der gelernte Rundfunk- und Fernsehtechniker, Geschäftsführer einer in Dettingen angesiedelten, technisch orientierten Vertriebsfirma, deshalb sein Wissen an die jüngere Generation weiter.

Äußerst positiv wertet auch Rektor Erich Merkle das Angebot: „Leute aus der Praxis können Dinge mit den Schülern machen, die wir Lehrer nicht immer hinbekommen. Die Kompetenzen ergänzen sich super.“ Das reicht über die Projektarbeit hinaus. So hat Hirsch die Werkrealschule auch beim Aufbau der Schülerfirma „Helfende Hände“ beraten.

An Ideen für weitere generationenübergreifende Aktionen mangelt es nicht. Wie Erich Merkle verrät, wollen Mitglieder des Männerstammtischs „50 Plus“ mit Jugendlichen der Werkrealschule im nächsten Schuljahr eine Rennkiste mit Elektroantrieb bauen, um bei einem Seifenkistenrennen der Kfz-Innung Nürtingen-Kirchheim zu starten – vorausgesetzt die Innung gibt grünes Licht.