Lenninger Tal

Der Kaiserstiel ist morsch

Sanierung Bei Renovierungen sind Überraschungen eher die Regel als die Ausnahme. So auch bei der Schopflocher Johanneskirche. Über den Fortschritt der Arbeiten informierte der Kirchengemeinderat. Von Iris Häfner

Der Turm der Johanneskirche verschwindet nach Ostern hinter einem Gerüst. Foto: Carsten Riedl
Der Turm der Johanneskirche verschwindet nach Ostern hinter einem Gerüst. Foto: Carsten Riedl

Ein kleiner Ort hat sich Großes vorgenommen: Spenden sammeln für das höchste Gebäude im Ort. Der Zahn der Zeit nagt an der Johanneskirche „droba auf dr raua Alb“ in Schopfloch. Risse im Mauerwerk gehören beispielsweise dazu, aber auch der Turm braucht eine Runderneuerung.

Vor drei Jahren hat sich die evangelische Kirchengemeinde überlegt, welche Aktionen machbar und sinnvoll sind, um die nötigen Spenden aufbringen zu können, und hat nun zum dritten Infoabend in das Gotteshaus eingeladen, um über den aktuellen Stand der Arbeiten zu berichten. „Wir wollen mit offenen Karten spielen“, sagt die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Gundula Winkle.

„Es gibt ganz gute Nachrichten. Wir sind fast drei Monate vor dem Zeitplan“, freut sich Kirchengemeinderat Martin Wünsche. Zwar seien die Saug- und Blasbagger nicht geräuscharm gewesen, dafür hätten sie aber eine Menge Zeit eingespart. Die Farbe des Turm muss abgeschliffen werden, und damit der Staub nicht durchs ganze Dorf fliegt, wird das Gerüst mit einem Netz gesichert. Doch keine Sanierung ohne Überraschung. Feuchtigkeit ist in das Turmgebälk gelangt, weshalb der mittlere Balken des Kaiserstiels - die hölzerne Turmkonstruktion - morsch ist. Das gesamte Kreuz muss für die Reparatur abgenommen werden. „Das ist ein ziemlich großer Aufwand, und wir brauchen zweimal einen Autokran“, so Martin Wünsche.

Eine weitere Schwierigkeit stellt das Gerüst selbst dar. Jeder Anker muss die Zugkraft von über 500 Kilogramm aushalten, damit von der Konstruktion auch bei einem starken Gewittersturm keine Gefahr ausgeht. Das Mauerwerk des Gotteshauses besteht jedoch aus Felsbrocken und Mörtel. Wer darin ein Gerüst verankern will, stößt auf wenig Widerstand, und es wird mehr Schaden angerichtet, als Nutzen entsteht. Aus diesem Grund gibt es eine große Stangenkonstruktion, die drei Stockwerke hoch ist. Die Gräber sind davon nicht tangiert, wohl aber einer der Wege. Dort werden Bohlen angebracht, um die Last des Gerüst gleichmäßig verteilen zu können.

Nach Ostern, also ab 18. April, soll mit den Arbeiten begonnen werden. „In dieser Woche ist der Zugang nur über die Treppe möglich“, erklärt Martin Wünsche. Während der Arbeitszeit zwischen 7.30 und 17 Uhr sind Teile des Friedhofs aus Sicherheitsgründen gesperrt, danach können die Gräber besucht werden. Die Verantwortlichen haben die Hoffnung, dass ab Pfingsten die Arbeiten abgeschlossen sind - und keine weiteren Schäden entdeckt werden.