Lenninger Tal
Der Naturkindi soll schnell die Platznot in Owen lindern

Betreuung Kinderlachen und Hahnenkrähen – das wird in Owen ab dem nächsten Spätsommer in direkter Nachbarschaft zu hören sein. Gegenüber den Kleintierzüchtern wird ein Holzhäuschen gebautVon Iris Häfner

Eigentlich ist es eine erfreuliche Entwicklung: Die Anzahl der Kinder in Owen steigt. Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass die Plätze in den Kindertages-Einrichtungen schwinden. Die Bedarfsplanung ergibt, dass bis 2024 keine Aufnahmen im Kindergarten Rinnenweg mehr möglich sind – und im Kindergarten Bahnhofstraße schon bis 2023.

Die Lösung sehen Verwaltung und Gemeinderat in einem Naturkindergarten. Damit können gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zum einen wird diese Erziehungsform bei den Eltern immer beliebter, zum anderen lässt sich solch eine Einrichtung schnell und kostengünstig realisieren – und wenn kein Bedarf mehr besteht, auch schnell wieder abbauen. Die Richtschnur ist also klar vorgegeben, die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Das Ziel ist deshalb, das Holzhäuschen bis zum kommenden Kindergartenjahr im Spätsommer fertig errichtet zu haben. Die Stadt rechnet mit Kosten in Höhe von etwa 170 000 Euro.

 

Das Biotop samt Bezeichnung ist uns unbekannt.
Bürgermeisterin Verena Grötzinger über die überraschende Information vonseiten der Unteren Naturschutzbehörde

Ist also nur noch die Frage nach dem richtigen Standort zu lösen. Die Verwaltung hat dem Gemeinderat schon vor geraumer Zeit zwei Standorte am Maienwasen vorgeschlagen. Beide liegen in einem Schutzgebiet, erste Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt ergaben, dass eine Realisierung möglich wäre. Dazu hat die Verwaltung einen weiteren potenziellen Platz ins Gespräch gebracht. Der liegt gegenüber des Kleintierzuchtvereins. „Dieser Standort bietet eine gute Anschlussmöglichkeit an die Abwasser-, Wasser- und Stromleitungen. Außerdem können die Eltern ihre Kinder ortsnah hinbringen und wieder abholen“, erklärte Hauptamtsleiterin Annika Staiger. Wegen dieses Standorts ist die Verwaltung auch wieder mit der Naturschutzbehörde im Gespräch. „Wir haben erfahren, dass der Standort an das Landschaftsschutzgebiet angrenzt und im Vogelschutzgebiet liegt. Außerdem grenzt ein Biotop an“, sagte sie weiter. Die letzte Aussage sorgte für Verwunderung im gesamten Ratsrund – niemand hatte bislang davon Kenntnis. „Das Biotop samt Bezeichnung ist uns unbekannt“, erklärte Bürgermeisterin Verena Grötzinger.

„Die Naturschutzbehörde kann aktuell noch keine verlässliche Aussage treffen, wie mit dem Standort bei den Kleintierzüchtern in Bezug auf die Einrichtung umgegangen werden kann“, erläuterte Annika Staiger. Die Fläche ist etwas klein, weshalb mit den angrenzenden Grundstückseigentümern Gespräche geführt werden sollen.

„Der Standort bei den Kleintierzüchtern ist in Bezug auf die Infrastruktur gut, aber mit dem Begriff Naturkindergarten hat die Fläche nichts mehr zu tun“, sagte Hans-Jörg Schmid. Ihm scheint der Platz nicht geeignet dafür. 

Bei Heidi Vogel, Christian Ensinger, Jochen Eberhard und Sibylle Schmid-Raichle bestehen Zweifel, ob sich die Eltern bewusst sind, dass sich ihre Kinder sommers wie winters täglich draußen aufhalten müssen. „Ohne Strom und bei Kälte – sucht man da nicht die Ortsnähe?“, fragte sich Christian Ensinger. Deshalb tendiert er ganz klar zum Standort bei den Kleintierzüchtern. Ebenso Jochen Eberhard. „Dort gäbe es Strom, Wasser und Abwasser. Wir wären flexibel, sollte es zum Bau eines weiteren Kindergartens kommen. Als Zwischenlösung finde ich den Standort besser als den Maienwasen“, sagte er. Ins gleiche Horn blies Sibylle Schmid-Raichle: „Die Infrastruktur ist sinnvoll, der Anfahrtsweg kurz.“ Sie fände zudem eine Kooperation mit dem Kleintierzuchtverein gut.

Einstimmig beschloss der Gemeinderat, bei den Kleintierzüchtern den Naturkindergarten zu realisieren. Sollte das nicht möglich sein, würden die beiden Standorte auf dem Maienwasen in den Fokus rücken.